Dieser Lehrgang basiert auf dem Buch von Ulrich Kaiser und Carsten Gerlitz Arrangieren und Instrumentieren. Barock bis Pop (= BSM 14), Kassel 2005. Auf der Open Music Academy wird dieser Lehrgang als Open Educational Resource bereitgestellt und für die gemeinsame Arbeit in der Community freigegeben. Falls du Interesse an einer Druckausgabe zum Verschenken hast: Unterstütze die Kooperation zwischen Open Educational Resources und Verlagen und bestelle dir die Ausgabe im Bärenreiter-Verlag.
Lehrgang zum Einstieg ins Arrangieren
Viele Anleitungen zum Thema Arrangieren beginnen sehr systematisch. Aber Instrumententabellen (Stimmumfänge, Spielweise etc.), Grundlagen der Rhythmik und Harmonik (Aufzählung zu Akkorden und Akkordzusätzen, Voicings etc.) lassen leicht vergessen, dass man im Allgemeinen eine Anleitung liest, um möglichst schnell kreativ arbeiten zu können. Die klassische Vorgehensweise, zuerst die genannten Grundlagen zu erlernen, zielt dabei in der Regel auf das Jazz-, Rock- und Pop-Arrangement nach einer einstimmigen gegebenen Melodie (Leadsheet). Wird der Begriff des Arrangierens bzw. Bearbeitens weiter gefasst, ist diese Vorgehensweise nicht notwendig, denn die Bearbeitung z.B. durch Verfremdung ermöglicht ein kreatives Arbeiten, ohne dass vorher trockene Grundlagen gebüffelt werden müssen. Arrangieren erlernt man am besten beim Arrangieren! Learning by doing. Der folgende Lehrgang beginnt daher mit der Verfremdung: Zuerst kannst du ein Menuett des 18. Jahrhunderts unter Beibehaltung der Harmonik und durch Manipulation der Rhythmik in einen Walzer des 19. Jahrhunderts verwandeln, anschließend lernst du, aus dem gleichen Menuett eine Sarabande, einen Marsch usw. herzustellen, bis deine Verfremdung nach einer Pop-Ballade des 20. Jahrhunderts klingt. Let's go ...
Inhalt
Am Anfang war der Rhythmus
Hast du dich bisher noch nicht mit dem Arrangieren beschäftigt, weil du glaubst, dass du zu wenig von Musiktheorie verstehst, um gute Arrangements schreiben zu können? Keine Angst, du musst in dieser Disziplin nicht »topfit« sein, im Gegenteil: Über das Arrangieren kannst du deine musiktheoretischen Kenntnisse verbessern. Doch wie fängt man das Arrangieren an, wenn man nur wenige Vorkenntnisse hat? Am besten mit dem Rhythmus, ein wenig Harmonielehre und dem Imitieren von Satzbildern. Oder anders gesagt: durch rhythmische Verfremdung einer Vorlage.
Besetzungen I
Wenn du dein Arrangement vor einem ›Schubladenschicksal‹ bewahren möchtest, solltest du dir immer vor Augen halten, für wen und welchen Anlass du arrangierst. Nehmen wir einmal an, du wärst Musiklehrerin oder Musiklehrer und hättest dir vorgenommen, für deinen Musikunterricht ein Arrangement zu schreiben, dann würdest du dir wahrscheinlich im nächsten Schritt überlegen, wie viele Schülerinnen und Schüler mitspielen werden und welche Instrumente zur Verfügung stehen ...
- Das musizierende Klassenzimmer
- Klassische Instrumentation: Ein Menuett für kleines Orchester
- Klassische Instrumentation: Eine ›Sonatensinfonie‹ für Schulorchester
- Intermezzo: Kurzanleitung zur Instrumentation
- Aus einer Klaviersonate ein Klavierkonzert
- Schubert und Bach für großes Orchester
- Arrangieren für n+1: Raupach, Bach, Gounod & Co.
- Quartettspielen mit Beethoven – Eine Sonate ›a 4‹
- Chor klassisch
- ›Stube, Kammer, Küche‹
- Stimmführung und Slash-Akkorde
- Das Märchen vom Quartsextakkord
- Vertreterbesuche
- Harmonik in der Rock- und Popmusik
- Eine starke Sache: Die II-V-I-Kadenz
- Mehr Farbe dazwischen: Zwischendominanten und -subdominanten
- Der verminderte Septakkord
- Die Tritonusvertauschung
- Rauf und runter: Sequenzen
- Bassmodelle, Klischeelinien und die Guide-Line-Technik
- Orgelpunkte und Mixturen
- Das Salonorchester
- Die Big Band
- Poppiges für Chor
- Der Computer als Hilfe
- Dramaturgie in der Musik
- Wiederholung und Variante
- Die zweiteilige Form (A–B)
- Reihung contra Gleichgewicht
- Die dreiteilige Form (A–B–A)
- Form und Harmonik: Eine neue Perspektive
- Nicht mit der Tür ins Haus fallen: Intro & Outro
Hier wird solange gearbeitet, bis das ganze Buch online ist. Schau einfach immer wieder einmal vorbei ...
- Du solltest Noten im Violin- und Bassschlüssel lesen können.
- Es ist ein Vorteil, wenn du dich auf einem Tasteninstrument (z.B. einem Klavier oder Keyboard) zurecht findest. Alternativ kannst du auch mit einem Notationsprogramm am Computer arbeiten und dir die Arrangements in verschiedenen Tempi vorspielen lassen. Für beide Arbeitsweisen ist es sehr wichtig, dass du dir eine genaue Tonvorstellung der Originale und deiner Arrangements erarbeitest.
Wenn dir das Aneignen einer Vorlagen und das Spielen des Arrangements am Klavier Schwierigkeiten bereitet, solltest du unbedingt ein Notationsprogramm verwenden. Ein wenig Übung vorausgesetzt, lassen sich Notentexte in ein solches Programm schnell eingeben und anschließend in jeder beliebigen Geschwindigkeit abspielen. Die Arbeitsaufgaben werden dir hier immer als MuseScore-Dateien zur Verfügung gestellt. MuseScore ist ein Open-Source-Programm, dass nichts kostet, auf verschiedenen Plattformen läuft und spätestens seit der Version 4 mit professionellen Programmen wie Sibelius oder Finale konkurrieren kann.