Arrangieren und Instrumentieren

Dieser Artikel basiert auf dem Buch von Ulrich Kaiser und Carsten Gerlitz Arrangieren und Instrumentieren. Barock bis Pop (2005).


Vom Menuett zum Walzer

Inhalt

Übe den Beginn eines typischen Menuetts im Dreivierteltakt am Klavier zu spielen. (Das Menuett stammt aus dem sogenannten Nannerl-Notenbuch der Mozarts und steht im Original in A-Dur.) Beschäftige dich mit dem Menuett so lange, bis du eine deutliche innere Klangvorstellung der Noten hast.

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Menuett Nr. 12 aus dem Nannerl-Notenbuch der Mozarts, im Original in A-Dur.
Klavier: Kilian Sprau

In dem Menuett finden sich für die rechte Hand beinahe ausschließlich Viertel, nur die Achtel in den Takten 5 und 7 sowie die Triole im 8. Takt unterbrechen den Viertelpuls. Im System der linken Hand findest du darüber hinaus einen sehr charakteristischen Rhythmus. Einmal im Auftakt mit Achtelnoten, einmal mit einer Viertelnote:

Insbesondere durch diese Rhythmik – natürlich in Verbindung mit einem angemessenen Aufführungstempo – kann man in den zehn Takten den ersten Abschnitt eines typischen Menuetts der Zeit Mozarts erkennen.

Als Vorbereitung zum ersten Arrangement müssen wir uns noch ein wenig die Harmonik des Menuetts anschauen. Es steht in G-Dur, der abgebildete Abschnitt endet jedoch mit einer Kadenz in D-Dur. Der harmonische Rhythmus verläuft ganztaktig, d. h. pro Takt ist jeweils nur eine Harmonie zu hören (Ausnahme: im 4. Takt erklingen G-Dur und D-Dur). In der Kadenz, deren Beginn die Triole im 9. Takt signalisiert, wechseln dagegen auf jedem Viertel die Harmonien. Ein Takt-/Harmoniediagramm für die ersten zehn Takte könnte folgendermaßen aussehen:

Takt

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Harmonie

G

Am

D7

G+D

A7

D

A7

D

Kadenz

Diese Beobachtungen zum Menuett genügen.

Walzer

Wenden wir uns für einen Moment einem Musikbeispiel von Johannes Brahms (1833–1897) zu.
Höre dir den Anfang des Walzers op. 39, Nr. 7 an und studiere das Satzbild des folgenden Notenbeispiels. Du kannst dabei z.B. auf Klanglage, Grifftechnik, Rhythmik usw. achten. Oder ganz einfach gesagt: Schau dir an, wo z.B. hohe/tiefe, lange/kurze oder weit auseinander liegende Töne liegen.

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Johannes Brahms, Walzer in cis-Moll Op. 39, Nr. 7, Klavier: Martha Goldstein,
aus: Martha Goldstein plays Brahm's Waltzes. Pan119, EFF Open Audio-Lizenz

Tonart und Harmonik sind nicht gerade einfach zu lesen, aber das ist im Moment nicht von Bedeutung, denn an dieser Stelle interessiert uns vorerst nur das typische Satzbild eines Walzers. Sowohl Menuette als auch Walzer sind Tänze im ¾-Takt, dennoch klingen diese Tänze sehr verschieden. Das liegt z.B. daran, dass sich in dem Menuett der Viertelpuls im System der rechten Hand befindet, während beim Klavierwalzer dieser in einer ganz typischen Weise mit der linken Hand gespielt wird. Die Takteins erklingt dabei als eigentliche Bassnote in einer tiefen Lage, während auf Zählzeit 2 und 3 Akkorde in einer höheren Lage gegriffen werden.

Für einen romantischen Walzer sind also drei Klangebenen charakteristisch:

  1. ein tiefer Bass auf der Takteins,
  2. Akkorde in einem mittleren Register auf den leichten Zählzeiten und
  3. eine Melodie als Oberstimme.

Darüber hinaus sind im Walzer von Brahms die folgenden rhythmischen Motive der rechten Hand auffällig:


Aufgabe 1: Vom Menuett zum Walzer

Deine erste Arrangieraufgabe lautet nun: Bearbeite das Mozart-Menuett aus dem Notenbuch von 1759 so, dass es nach einem romantischen Walzer »à la Brahms« klingt. Orientiere dich dabei an der Rhythmik, dem Satzbild und an den Klanglagen der Akkorde, also z.B.:

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Klavier: Kilian Sprau

Der Anfang des Notenbeispiels zeigt, dass für das Arrangement dem Menuett die Rhythmik und das Satzbild des Brahms-Walzers einfach ›übergestülpt‹ worden ist; lediglich die Melodie und Harmonik des Menuetts (vgl. das Takt- und Harmonieschema oben) wurden beibehalten. Beachten auch die chromatische Vorhaltsnote (gis) im 2. Takt, eine stiltypische Kleinigkeit, die einem Arrangement oftmals erst die rechte ›Würze‹ gibt.

Vervollständige das begonnene Mozart-Brahms-Arrangement, indem du es auf zwölf Takte ergänzt. Verwende hierzu entweder die Datei mit einer Bassvorgabe zur Orientierung oder eine Datei ohne jegliche Hilfen ab dem 5. Takt.


Aufgabe 2: Und noch einmal ...

Arrangiere nun zur weiteren Übung den Anfang des Trios des Menuetts Nr. 1, KV 103 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791), so dass er nach einem Brahms-Walzer klingt.

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Aufgabe 3: Aller guten Dinge sind drei ...

Bearbeite in diesem Sinne auch das Menuett Nr. 3, KV 103 von Wolfgang Amadeus Mozart.

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Aufgabe 4: Wer weiter üben möchte ...

Bearbeite in diesem Sinne auch das folgende Menuett in D-Dur von W. A. Mozart:

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Aufgabe 5: Noch eine Übung

Bearbeite auch das Menuett in D-Dur aus den Nannerl-Notenbuch der Familie Mozart.

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Aufgabe 6: Vom Walzer zum Menuett

Verfremde den Walzer op. 50, Nr. 16 von Franz Schubert (1797–1828), so dass er nach einem Menuett aus der Feder Mozarts klingt:

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Quelle: Youtube


Arbeitshilfen

Damit du für deine Arrangements immer eine wirkungsvolle und stilsichere Schlusswendung zur Hand hast, kannst du anhand des folgenden Notenbeispiels charakteristische Kadenzwendungen für Menuette und Walzer üben.

Schlusswendungen für Menuette:

Schlusswendungen für Walzer:

Weitere Aufgaben zum Üben

Abschließend findest du hier noch weitere Menuette und Walzer, die du als Modelle zur Bearbeitung verwenden kannst. Übe dich darin, sowohl Menuette in Walzern als auch Walzer in Menuette zu verwandeln. Viel Vergnügen beim Arrangieren!