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Arrangieren und Instrumentieren

Dieser Artikel basiert auf dem Buch von Ulrich Kaiser und Carsten Gerlitz Arrangieren und Instrumentieren. Barock bis Pop (2005).


Das Märchen vom ›Quartsextakkord‹

In der G-Dur-Kadenz (unten) erklingt im 1. Takt zunächst eine Subdominante (C-Dur). In der zweiten Takthälfte sehen wir dann zwei Akkorde:

  • G-Dur mit der Quinte im Bass und die
  • Dominante D-Dur, der im Schlusstakt dann die
  • Tonika G-Dur folgt.
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Wie schon bei den Slash-Akkorden verhält es sich allerdings auch in diesem Fall beim Hören anders, denn »Akkorde« mit einer Quinte im Bass auf einer schweren Taktzeit werden in der Regel nicht als Akkorde wahrgenommen, sondern als doppelte Vorhalte. Das heißt, der Bass bildet den Grundton der Harmonie, während wir die Quarte und Sexte sich als Vorhalte zum Bass in Quinte und Terz auflösen:

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Der Quartsext-Vorhalt wird umgangssprachlich auch als Dominant-Quartsextakkord, kadenzierender Quartsextakkord oder Vorhalts-Quartsextakkord – also in allen Fällen als ein Akkord – bezeichnet. Definiert man im Sinne von Carl Dahlhaus einen Akkord als eine Einheit, für die man einen Grundton wahrnimmt, dann wären die ersten beiden Begriffe nicht korrekt und der letzte darüber hinaus auch noch widersprüchlich. Kannst du erklären, warum?

Mehr über Akkorde kannst du hier erfahren.

In den Volksliedern Winter, ade!, In einem kühlen Grunde und in dem Traditional Amazing Grace, die du in den vorangegangenen Aufgaben harmonisiert hast, sind Quartsextvorhalte vor der Dominante möglich. Modifiziere gegebenenfalls deine bisherigen Ausarbeitungen durch die typische Platzierung dieser Wendung in den jeweiligen Abschlusskadenzen.

Bis hierher hast du einfache Harmonisierungen nur mithilfe der Hauptakkorde, unter Berücksichtigung des Dominant-Quartsextvorhalts und einer angemessenen Stimmführung üben können. Doch was ist zu tun, wenn man eine melodische Vorgabe harmonisch abwechslungsreicher gestalten möchte?