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Arrangieren und Instrumentieren

Dieser Artikel basiert auf dem Buch von Ulrich Kaiser und Carsten Gerlitz Arrangieren und Instrumentieren. Barock bis Pop (2005).


Klassische Instrumentation: Ein Menuett für kleines Orchester

Inhalt


Ein Menuett für kleines Orchester

In den folgenden Abschnitten möchten wir dich dazu anregen, einige Menuette für ein kleines Orchester zu arrangieren und gleichzeitig einige Grundlagen der klassischen Instrumentation zu erlernen. Wir beginnen hierzu mit der Analyse eines Menuetts von W. A. Mozart (KV 176, 1772), von dem es eine Klavier- und eine Orchesterfassung gibt:

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Studiere den oben abgedruckten Notentext des Menuetts. Höre dir anschließend die instrumentierte Fassung für zwei Oboen (oder Flöten), zwei Hörner ( oder Trompeten), ein Fagott, zwei Violinen, Violoncello und Bass (Kontrabass) an:

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Orchester der Lehramtsstudierenden der Hochschule für Musik und Theater München
Ltg.: Christoph Adt, Arrangement: W. A. Mozart

Hinweis

Auf der Aufnahme hörst du zuerst Oboen und Hörner, in der Wiederholung der Abschnitte dann Flöten und Trompeten.

Das Typische an der Instrumentation des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist, dass der vollständige musikalische Satz im Allgemeinen in den Streichern erklingt. Für ein Orchesterarrangement kannst du also in einem ersten Schritt die Noten der originalen Vorlage für Violinen, Bratschen, Celli und Kontrabässe einrichten. Mozart hat die Melodie der Klaviervorlage für die 1. Violinen und den Bass für Celli und Kontrabässe gesetzt, wobei die 2. Violinen die Melodie zur Klangverstärkung in der Unteroktave mitspielen. Kontrabässe wurden übrigens selten eigens notiert, sondern erklingen beim Spiel derselben Noten wie die Celli automatisch eine Oktave tiefer als diese. Selbstverständlich zählen solche Parallelführungen aus Gründen der Klangverstärkung bzw. für einen bestimmten farblichen Effekt nicht zu den ›verbotenen‹ Oktavparallelen.

Die Behandlung der Bläser

Das Besondere an der klassischen Instrumentation zeigt sich in der Behandlung der Bläser:

  1. Die Fagotte verdoppeln in der Regel nur die Bassstimme und wurden im 18. und frühen 19. Jahrhundert wie die Kontrabässe oftmals gar nicht in einem gesonderten System notiert.
  2. Die Blechbläser werden gerne zum Akzentuieren von Takten und Taktgruppen eingesetzt, wie Sie es in dem Beispiel oben in den Takten 1 und 2 sowie 5 und 6 sehen können.
  3. Holz- und Blechbläser halten oft einzelne oder verschiedene Töne eines Akkordes aus (Harmoniemusik). Ein Beispiel für diese Technik sehen Sie im Menuett oben in den Oboen (Flöten) in Takt 1 und 2.
  4. Holz- und Blechbläser können den Streichersatz in den Kadenzen verstärken und dadurch die Gliederung verdeutlichen. In dieser Funktion sehen Sie die Bläser in dem Beispiel oben in den Takten 3 und 4 sowie 7 und 8.
  5. Die Holzbläser (nicht im Beispiel oben zu sehen) können die Melodie der Streicher mitspielen und ihr dadurch eine besondere ›Farbe‹ verleihen.

Damit dein Orchesterarrangement gut klingt, solltest du dich mit der Spielweise und den jeweils günstigen Klanglagen der Instrumente vertraut machen. Ist dir schon einmal aufgefallen, wie viele gute Komponisten und Orchesterarrangeure professionelle Dirigenten waren? Jedoch werden die wenigsten von uns die Gelegenheit haben, sich eine präzise Klangvorstellung in der täglichen Zusammenarbeit mit einem Orchester zu erarbeiten. Deswegen ist es sehr empfehlenswert, Partituren zu studieren und das Notenbild beim Anhören von Orchestermusik aufmerksam zu verfolgen.

Der Tonvorrat der Blechbläser

Wenn Sie sich einige Partituren von Mozart anschauen, werden Sie feststellen, dass für die Hörner und Trompeten nur selten mehr als die folgenden (weißen) Töne notiert wurden:

Das hing mit der Bauweise der damaligen Blechblasinstrumente zusammen, die am besten die Obertöne der so genannten Naturtonreihe hervorbringen konnten (die abgebildete Skala einschließlich der schwarzen Noten). Zusätzlich zum fis" wurde allerdings auch früher schon regelmäßig der notierte Ton f" gefordert. Wenn Sie also beabsichtigen, dass Ihr Orchesterarrangement nach einer Mozart-Stilkopie klingen soll, dürfen Sie für Blechbläser in C-Dur nur die folgenden Töne verwenden (Klangbeispiele für Trompete und Horn finden Sie unter den entsprechenden Einträgen der Instrumententabelle):

Durch Veränderung der Länge des Blasrohres konnte dieser Dreiklang und Fünftonraum von verschiedenen Grundtönen aus gespielt werden (z.B. von C, D, Es, F, Baus). Für eine Sinfonie in F-Dur waren also Trompeten und Hörner in F üblich, die Notation erfolgte jedoch immer mit der oben abgebildeten C-Skala.

Weil Klang und Notation bei Hörnern und Trompeten voneinander abweichen (Ausnahmen: Hörner in »hoch-C« bzw. »c altus« und C-Trompeten), werden diese Instrumente auch als transponierend bezeichnet bzw. man spricht von verschiedenen Stimmungen (z.B. von einem Horn in D oder einer Trompete in F). Da Mozart in unserem Orchestermenuett jedoch nur C-Hörner bzw. C-Trompeten verwendet, müssen Sie an dieser Stelle nur bedenken, dass C-Hörner im Allgemeinen eine Oktave tiefer klingen als notiert ( Oktavtransposition).


Vom Klaviermenuett zum Orchestermenuett

Nimm die Arrangierarbeit an der folgenden Menuettmelodie wieder auf, die du bereits im ersten Kapitel eingehend bearbeiten konntest.

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Klavier: Kilian Sprau

Erstelle zuerst eine Partitur mit den folgenden Systemen:

Transponiere die Menuettmelodie und Bass nach C-Dur und richte den Streichersatz ein (mit der Bassverdopplung durch die Fagotte). Studiere anschließend die Musterlösung zur Aufgabe, die sichtbar wird, wenn du den Slider bewegst:

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Orchester der Lehramtsstudierenden der Hochschule für Musik und Theater München
Ltg.: Christoph Adt, Arrangement: U. Kaiser

Wenn du die Bemerkungen zu den Blechblasinstrumenten (oben) berücksichtigst und die folgende Harmonisierung wählst:

C-Dur | G-Dur | G-Dur | C-Dur | D-Dur | G-Dur | D-Dur | G-Dur + Kadenz

kannst du den Anfang für die Hörner in typischen Hornquinten setzen. Die Hörner werden sichtbar, wenn du den Slider ziehst:

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Orchester der Lehramtsstudierenden der Hochschule für Musik und Theater München
Ltg.: Christoph Adt, Arrangement: U. Kaiser

Hinweis

Mozart notiert die im Ansatz weicheren und schwerer zu spielenden Hörner gerne in längeren Notenwerten als die Trompeten, deren kürzere und härtere Artikulation sich für einen rhythmischen Impuls besser eignet. Für Trompeten könnten daher in dem Beispiel oben die Notenwerte typischerweise auf Viertelnoten verkürzt werden.

Überlegen Sie sich nun auch eine Spielmöglichkeit für die Oboen bzw. Flöten (Liegetöne, Kadenzverstärkung und gegebenenfalls Mitspielen der Melodie). Nach dem Ziehen des Sliders können Sie sich eine Musterlösung für die Oboen anschauen:

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Oboenstimme (gesampelt), Arrangement: U. Kaiser

Studieren Sie die Musterlösung mithilfe des Mixers, bis sie die einzelnen Instrumente (Streicher + Fagotte / Hörner / Oboen) in dem Musterarrangement ganz gezielt hörend verfolgen können:

Orchester der Lehramtsstudierenden der Hochschule für Musik und Theater München
Ltg.: Christoph Adt, Arrangement: Ulrich Kaiser


Instrumentation eines Trios

Ein Trio ist ein Menuett, das – dem Namen nach – für eine kleinere Besetzung instrumentiert wird. Für das Trio des 1. Menuetts aus KV 103 gibt es eine von W. A. Mozart selbst arrangierte Orchesterfassung. Studiere als erstes den Klaviersatz des Trios:

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Instrumentiere dieses Trio nun, indem du den folgenden Partituranfang weiterführst. Verwende zum Arrangieren und Ausbilden einer Klangvorstellung die Notationsdatei zur Aufgabe:

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W. A. Mozart, Menuett in D-Dur KV 103, Nr. 3, Vienna Mozart Ensemble, Quelle: Youtube