Der übermäßige Sextakkord (bzw. Quintsextakkord)

Akkordverbindungen mit großem Wiedererkennungswert entstehen durch den sogenannten übermäßigen Quintsextakkord, oft in Verbindung mit einer nachfolgenden Dominante. Ein sehr bekanntes Beispiel für diese Wendung findet sich bei Beethoven im zweiten Satz seiner berühmten 5. Sinfonie (beim Berühren der Abbildung rot markiert):

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Ludwig v. Beethoven, Sinfonie in c-Moll Op. 67, 2. Satz, T. 23−36, aus: Ludwig v. Beethoven, 9 Symphonien, Berliner Philharmoniker, Dirigent: Herbert v. Karajan, Aufnahme: 1962, CC0 Public Domain, Quelle: cc0.musik-openbooks.de/

Im Folgenden sehen Sie die Wendung aus der Sinfonie Beethovens als einfachen vierstimmigen Satz (erstes Beispiel). Im zweiten Beispiel ist der übermäßige Quintsextakkord Signal für einen Halbschluss (in C-Dur):

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Die Auflösung des übermäßigen Quintsext- oder Sextakkordes im Rahmen einer Ganz- oder Halbschlusskadenz wirkt so zwingend, weil sich zwei Leittöne auflösen: Im Beispiel oben das fis (Alt) zum g und das as (Bass) zum g. Dagegen würde sowohl bei der Auflösung einer Doppeldominante zur Dominante als auch einer Subdominante zur Dominante jeweils nur ein Leitton (fis bzw. as) erklingen.

Hilfe zum Errechnen des übermäßigen Quintsextakkordes

Spielen Sie zuerst übermäßige Quintsextakkorde auf dem Klavier. Um einen sehr häufig anzutreffenden Fehler zu vermeiden, empfehlen wir Ihnen, den übermäßigen Quintsextakkord sich nicht einfach als Dominantseptakkord vorzustellen (obwohl er sich auf den Klaviertasten so anfühlt). Fehler vermeiden helfen die folgenden Denkschritte:

Bei der Auflösung können Sie den Denkweg rückwärts spielen, also:

Zusammenfassung (Denkweg in Worten)

  • von einer Tonika aus den Dominantton errechnen (z.B. von F-Dur = c)
  • vom Dominantton aus kleine Sekunden auf- und abwärts rechnen (von c = des und h, Achtung: nicht cis oder ces, weil das keine kleinen Sekunden, sondern chromatisch verfärbte Primen zu c wären)
  • vom Halbton oberhalb der Dominante aus den Durdreiklang bilden (von des = des-f-as und übermäßige Sexte h hinzufügen)

Der übermäßige Quintsextakkord lautet für das Beispiel: des-f-as-h, der übermäßige Sextakkord des-f-h (die Quinte as zu des fehlt). Beide Akkorde lösen sich – quasi rückwärts – wieder zur Dominante (im Beispiel C-Dur) und ggf. zur Tonika (im Beispiel F-Dur) auf.

Wenn Sie mehr über das Thema wissen möchten, können Sie den Artikel übermäßige Sextakkord im elmu Lexikon nachschlagen.