Dieses Verfahren eignet sich nur zur Bestimmung von Tonleitern bzw. Skalen und ist für die Bestimmung der Tonart einer Komposition des 15. bis 17. Jahrhunderts nicht geeignet. Eine pragmatische Hilfe zum Bestimmen der Tonart einer Komposition des 16. Jahrhunderts findet sich hier.
Tonleitern und Skalen
Wenn die Vorzeichen einer Kirchentonleiter auf einem beliebigen Ton bestimmt werden sollen, ist es hilfreich daran zu denken, dass alle Kirchentonleitern (Dorisch = d, Phrygisch = e, Lydisch = f, Mixolydisch = g, Ionisch = c, Äolisch = a und Lokrisch = h) nur mit den weißen Tasten des Klaviers (Stammtönen) gebildet werden.
Legende: grün = Tonleitern der acht klassischen Modi (seit ca. 800), gelb = Tonleitern seit Glarean (1547), rot = fiktive Tonleiter des 20. Jahrhunderts
Die Abbildung oben zeigt:
- Dorisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter eine große Sekunde darunter (d-Dorisch = C-Dur)
- Phrygisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter eine große Terz darunter (e-Phrygisch = C-Dur)
- Lydisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter eine Quarte darunter (f-Lydisch = C-Dur)
- Mixolydisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter eine Quarte darüber (g-Mixolydisch = C-Dur)
- Ionisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter derselben Taste (c-Ionisch = C-Dur)
- Äolisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter einer kleinen Terz darüber (a-äolisch = C-Dur)
- Lokrisch hat die gleichen Vorzeichen wie die Durtonleiter eine kleine Sekunde darüber (h-Lokrisch = C-Dur)
Daraus folgt:
- die Dorische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter eine große Sekunde darunter
- die Phrygische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter eine große Terz darunter
- die Lydische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter eine Quarte darunter
- die Mixolydische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter eine Quinte darunter
- die Äolische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter eine kleine Terz darüber (große Sexte darunter)
- die Lokrische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter eine kleine Sekunde darüber (große Septime darunter)
- die Ionische Tonleiter auf einem beliebigen Ton hat die Vorzeichen wie die Durtonleiter auf derselben Taste.
Aus dieser Tatsache lässt sich ein Rechenweg ableiten, der an den Dreisatz erinnert, z.B.:
Dorisch mit weißen Tasten = Vorzeichen von C-Dur.
Dorisch auf f = Vorzeichen von Es-Dur (= Durtonleiter eine große Sekunde darunter = Es-Dur bzw. b, es, as)
Auf diese Weise lassen sich die Vorzeichen einer Kirchentonleiter schnell ausrechnen, vorausgesetzt, man kann die Vorzeichen einer Durtonleiter schnell bestimmen.
Weiterführender Link: Hilfe zum Bestimmen der Vorzeichen von Dur- und Molltonleitern
Beispiele
- a-Phrygisch hat die Vorzeichen der Durtonleiter eine große Terz darunter = F-Dur (b),
- e-Lydisch hat die Vorzeichen der Durtonleiter eine Quarte darunter, = H-Dur (fis, cis, gis, dis, ais),
- d-Mixolydisch hat die Vorzeichen der Durtonleiter eine Quarte darüber, = G-Dur (fis) und
- c-Lokrisch hat die Vorzeichen der Durtonleiter eine kleine Sekunde darüber, = Des-Dur (b, es, as, des, ges).
- Die ionische-Tonleiter und die Durtonleiter sowie die äolische Tonleiter und die (natürliche) Molltonleiter haben die gleichen Vorzeichen.