Inhaltsverzeichnis
Slayer | Quelle: laut.de
Einführung
Thrash Metal – das ist eine extreme Spielart aus den 1980er Jahren, die man als Gegenpol zum damals aktuellen Glam Metal und zur NWOBHM (New Wave of British Heavy Metal) verstehen kann. Durch diese beiden Stile war der Metal melodiöser und etwas softer geworden und erreichte so den Mainstream. Da Metal ursprünglich als Gegenpol zum Mainstream kreiert wurde, öffnete sich diese Nische also erneut und schaffte Platz für eine härtere, rauere und schnellere Art des Metals.
Klangbeispiel
Das nachfolgende Klangbeispiel orientiert sich musikalisch am ursprünglichen Thrash Metal, hat aber produktionsbedingt einen moderneren Sound. Es besteht aus zwei Teilen A und B. Das Riff in A könnte durchaus benutzt dazu benutzt werden einen Verse darüber zu singen. B klingt etwas offener und könnte im Thrash-Metal-Kontext durchaus für eine Art Chorus benutzt werden. Da beide Parts aber auch andere Funktionen erfüllen, könnten wird hier des weiteren von A und B die Rede sein. Auf Gesang wurde verzichtet, um die instrumentalen Besonderheiten besser hervorzuheben.
Klangbeispiel Thrash Metal, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0
Besonderheiten
Drums – Thrash Beat
Ein Ziel des Trash Metals war es, härtere und schnellere Musik zu spielen. So spielen die Drums, um das Gefühl einer hohen Geschwindigkeit zu erreichen, zusätzlich zum hohen Songtempo oft in einer Art Double Time. Anders als beim "traditionellen" Backbeat, bei dem die Snare auf den Schlägen 2 und 4 gespielt wird, rutscht diese so auf alle Achtel-Offbeats. Die Bass Drum kann dazu entweder als Gegenpol auf alle 4 Downbeats gesetzt werden oder auch einen synkopierten Rhythmus spielen, bei dem die Schläge 1 und 3 mehr betont werden.
Slayer – Raining Blood (1986) | Quelle: Youtube
Bei den älteren Trash-Metal-Alben war die Produktionstechnik noch nicht so weit, dass man die Bass Drum im Vergleich zur Snare Drum laut genug hören würde. So können die vielen Snare-Akzente auf den Offbeats die Zuhörenden leicht verwirren, da man diese Akzente oft fälschlicherweise als Puls der Musik wahrnehmen kann. Ein extremes Beispiel dafür ist Metallicas Fight Fire With Fire, da hier im Verse auch noch sämtliche andere Akzente im Riff und im Gesang auf den Offbeats liegen. So "rutscht" man gedanklich mit dem Puls auf die Snare-Schläge und merkt erst im darauffolgenden Zwischenpart, dass man falsch war.
Höraufgabe: Beim Hören darauf achten, dass die Snare Drum in den Strophen im Vergleich zum gedachten Puls immer auf den Offbeats liegt.
Metallica – Fight Fire With Fire (1984, remastered 2016) | Quelle: Youtube
Gitarre
Ein besonderes Merkmal der Gitarrenriffs ist die intensive Repetition eines einzelnen Tones, meist die tiefe E-Saite. Zwischen den einzelnen Reihen von 16teln oder Achteln, die oft palm-muted (abgedämpft) und/oder auch gemeinsam mit der Quint als Powerchord gespielt werden, reihen sich einzelne Töne oder kurze Motive ein, die zum besseren Hervortreten dann oft offen gespielt werden. Die verwendeten Skalen sind dabei oft chromatisch und der Tritonus spielt auch eine große Rolle.
Gesang
Passend zu den tonstufenbasierten Riffs schlängelt sich auch der Gesang um diese Tonstufen herum. Er ist rau gesungen/geschrien, aber größtenteils tonal gehalten. Die verwendeten Töne sind dabei oft pentatonisch und benutzen neben dem Grundton fast ausschließlich die kleine Terz darüber und die große Sekunde darunter.
Metallica – Whiplash (1983, remastered 2016) · | Quelle: Youtube
Analyse
Um das Arrangement des Klangbeispiels besser nachvollziehen zu können, gibt es im nachfolgenden Player die Möglichkeit jedes Instrument einzeln zu hören, ausgewählte Instrumente stummzuschalten oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren. Es wird empfohlen ausführlich von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, um einzelne Aspekte der nachfolgenden Analyse besser verstehen zu können.
A – Riff
Das Riff in A ist vergleichsweise einfach aufgebaut. Nach einem offen gespielten Akzent am Anfang gibt es eine lange Reihung von palm-muted gespielten 16tel Noten die am Schluss von wieder offen gespielten Powerchords unterbrochen werden. Die Powerchords haben einen punktierten Rhythmus und gehen beim ersten Mal über G – A zum Tritonus B und beim zweiten Mal von oben über H – B nach F.
Trotz der relativ kurzen Sequenzen finden sich hier gleich zwei typische Merkmale für den Thrash Metal wieder: erstens die intensive Verwendung des Tritonus und zweitens die Wendung F – E. Anders als bei der klassischen Musik wird beim Metal der Leitton nicht von unten, sondern von oben gedacht. Die Wirkung von Spannung und Auflösung hin zum Grundton lässt sich dabei aber durchaus vergleichen.
Durch den den aufsteigenden Lauf der ersten Akkkordfolge und den absteigenden Lauf der zweiten Akkordfolge ergibt sich dabei ein Öffnen und Schließen, was das gesamte Riff noch stärker als komplette Einheit darstellt.
B – Riff 2
Das zweite Riff benutzt als Basis die Töne G, A und B, die aus dem ersten Lauf des ersten Riffs schon bekannt sind, nur jetzt in umgekehrter Reihenfolge. Das Riff startet auf dem Tritonus B, der jetzt lange und offen erklingt, und schraubt sich dann mit der schon bekannten punktierten Rhythmik über die Töne B–A–G nach unten. Wie auch im ersten Riff wird der erste Takt alle zwei Takte wiederholt. In den Zwischentakten erklingen die Tonstufen F# und E, wobei F# offen gespielt wird und E die aus dem ersten Riff bekannte 16tel-Rhythmik enthält. Der offene und lange Akkord B ergibt dabei einen wunderbaren Kontrast zu den abgedämpften 16teln vom Teil A.
Zum Abschluss erklingt die punktierte Rhythmik noch einmal in der ursprünglichen Reihenfolge, um darauf über die chromatischen Töne G – F# – F wieder zurück zur Tonstufe E zu führen.
Drums und Bass
Der Bass spielt das Riff der Gitarre tongenau eine Oktave tiefer mit, ersetzt jedoch alle 16tel durch Achtelnoten. Zusammen mit dem Schlagzeug ergibt dies eine treibende Wirkung, die das hohe Tempo noch einmal unterstreicht. Das kann man besonders gut hören, wenn man im Mehrspurplayer die Rhythmusgitarre einmal stumm schaltet.
Das Schlagzeug spielt durchwegs den oben beschriebenen Thrash-Metal-Beat. Dabei ergänzt sich die punktiere Rhythmik der Bass optimal mit der der Gitarre. Im Teil A wird dazu die halb offene Hi Hat benutzt, wohingegen in B Ride Becken und Hi Hat taktweise abgewechselt werden um die offenere Wirkung der Gitarre in diesem Teil noch einmal zu unterstreichen. Im zweiten und sechsten Takt von B werden Fill Ins gespielt um die Pausen zu füllen, die dort durch die lang gehaltenen Akkorde in der Gitarre entstehen. Für die Überleitung im letzten Takt verlässt das Schlagzeug seinen Beat und spielt die punktierte Rhythmik der Gitarre mit. Für die offenen Tönen werden Bass Drum und Crash Becken benutzt, für die abgedämpften Töne die tiefer klingenden Toms. Das ist sehr plakativ, funktioniert aber gut. Durch die so entstehenden Breaks gibt es ein kurzes Innehalten, um dem darauf folgenden Teil A wieder mehr Drive zu geben.
Downloads
Nachfolgend sind vom Klangbeispiel Thrash Metal sowohl die Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt. Die Wav-Files können in eine DAW (wie zum Beispiel die kostenlose Cakewalk) geladen werden und stehen zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung (CC0). Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 165bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.
Weitere Beispiele für Thrash Metal
Sowohl dieser Artikel als auch das verwendete Klangbeispiel können leider nur einen kleinen Teil der im Thrash Metal stilistisch typischen Element abdecken. Nachfolgend finden sich ein paar weitere Klangbeispiele, um auf ein paar weitere Varianten des Thrash Metal hinzuweisen:
Destruction – No Faith In Humanity
Destruction – No Faith In Humanity (2022) | Quelle: Youtube
Sodom – Napalm In The Morning
Sodom – Napalm In The Morning (2001, remastered 2021) | Quelle: Youtube
Kreator – Enemy Of God
Kreator – Enemy Of God (2005) | Quelle: Youtube