Aspekte der Form (I)

Inhalt

Lernziele:

  • Du kannst musikalische Parameter für die musikalische Analyse einsetzen.
  • Du erarbeitest dir eine konkrete Klangvorstellung des Songs I Want To Hold Your Hand (1973) von The Beatles.
  • Du lernst Strukturmodelle und ihre Bedeutung für die formale Analyse kennen.

The Beatles – I Want To Hold Your Hand

Erscheinungsjahr: 1963
Musik/Text: John Lennon/ Paul McCartney
Produzent: George Martin

Hören und bewerten

Aufgaben
  • Höre dir den Song I Want To Hold Your Hand (1963) von The Beatles an und und vergleiche deinen Höreindruck mit den drei nachfolgend abgebildeten Gliederungsanalysen. Bearbeite die folgenden Aufgaben:
    • Welche der abgebildeten Analyse entspricht deinem Hörempfinden am meisten?
    • Finde Argumente, warum du die beiden anderen Gliederungsanalysen als weniger passend empfindest.

Musteranalyse 1

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Musteranalyse 2

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Musteranalyse 3

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The Beatles, I Want To Hold Your Hand (1963), Musik/Text: John Lennon/Paul McCartney, Produzent: George Martin, Quelle: Youtube

Diskussion
  • Begründet und diskutiert eure Formauffassungen in der Gruppe.

15 Minuten

Strukturen erkennen und bewerten

Die Kadenz

Für die Struktur des Song I Want To Hold Your Hand von The Beatles gibt es Analysen, die sich zum Teil unterscheiden. Eine sehr bekannte (graphische) Analyse ist von dem Musikwissenschaftler und Beatles-Spezialisten Walter Everett:

Walter Everett, The Beatles As Musicians. The Quarry Men through Rubber Soul, Oxford und Ney York 2001, S. 199.

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The Beatles, I Want To Hold Your Hand (1963), Musik/Text: John Lennon/Paul McCartney, Produzent: George Martin, Quelle: Youtube

Zur Melodie

Ohne auf alle Details der grafischen Analyse nach Heinrich Schenker eingehen zu können, zeigt die Abbildung die wichtigsten Töne der Melodie d-c-h, an die abschließend die Töne a und g anschließen. In einer grafischen Analyse wird eine solche Struktur in der Melodie auch als als Quintzug (in der Tonart G-Dur) bezeichnet.

Zur Harmonie

Die Bögen in einer grafischen Analyse skizzieren keine Aufführungsanweisungen, sondern sie kennzeichnen zusammegehörige Töne und Tongruppen. Darüber hinaus ist ein Notenhals kein Indiz für eine bestimmte Tondauer, sondern er kennzeichnet die Wichtigkeit eines Tons. Harmonisch gesehen ist für Walter Everett daher die Kadenz für die Erklärung des Formteils am wichtigsten, denn den Hals einer Viertel Note haben die Töne d, g und h, den Hals einer Achtel die Noten c und e und diese Töne lassen sich als (strukturelle) Kadenz interpretieren.

Aufgabe
  • Im nachfolgenden Beispiel kannst du die Haupttöne der Kadenz zu dem entsprechenden Formteil im Song der Beatles abspielen (starte den Struktursatz mit dem Einsatz der Singstimme bzw. nach 7 Sekunden). Überlege, ob dich die Analyse an allen Stellen des Formverlaufs überzeugt.

25 Minuten

Der Parallelismus

Eine andere Interpretation der Musik zeigt das folgende Analysediagramm:

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The Beatles, I Want To Hold Your Hand (1963), Musik/Text: John Lennon/Paul McCartney, Produzent: George Martin, Quelle: Youtube

In diesem Diagramm zeigen die halben Noten, dass sich der Abschnitt auch durch ein Satzmodell interpretieren lässt, den Parallelismus. Sowohl in der Melodie als auch im Bass werden durch diese Perspektive andere Töne als strukturell Bedeutsam interpretiert.

Aufgabe
  • Im folgenden Beispiel kannst du die Haupttöne des Parallelismus zu dem entsprechenden Formteil im Song der Beatles abspielen (starte die Strukturstimmen nach dem Einsatz der Singstimme auf der Takteins). Überlege, ob dich die Analyse an allen Stellen des Formverlaufs überzeugt.

35 Minuten

Diskussion
  • Vergleicht abschließend noch einmal die beiden Analysen und fasst die wesentlichen Unterschiede zusammen. Worin liegt eine Gemeinsamkeit der beiden Analysen?

45 Minuten

Was Du wissen solltest ...

  • Jede musikalische Analyse ist immer eine Interpretation eines musikalischen Sachverhalts (und keine objektiv beschreibbare Wahrheit), bei der bestimmte musikalische Ereignisse als bedeutsam hervorgehoben und andere Ereignisse weggelassen werden.
  • Je nachdem, an welchen Parametern (Melodie, Harmonie, Instrumentation, Text usw.) sich eine musikalische Analyse orientiert, können die Analyseergebnisse unterschiedlich ausfallen.
  • Die Wahl einer bestimmten Analyseperspektive muss begründet werden, um auch für andere plausibel zu sein.
  • Du kennst die Kadenz als Strukturmodell, um einen musikalischen Abschnitt zu interpretieren.
  • Du kennst den Parallelismus als Strukturmodell, um einen musikalischen Abschnitt zu interpretieren.