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Power Metal

Inhaltsverzeichnis

Blind Guardian | Quelle: blind-guardian.com

Einführung

Power Metal: Hier jagen langhaarige Gesellen bewaffnet mit E-Gitarren und einer großen Portion Pathos Drachen und andere Fabelwesen. Dies ist wahrscheinlich die positivste Variante im endlosen Sumpf der Metal-Subgenres. Die Gitarren klingen transparent, hell und freundlich, der Gesang wird meist von Männern mit Falsetto in Sopranlage gesungen und die Musik basiert auf Melodien, die mit Akkordfolgen hinterlegt sind. Auch Keyboards spielen in diesem Klanggefüge oft eine entscheidende Rolle, wobei durch Orchesterarrangements die Grenzen zum Symphonic Metal durchaus fließend sind. In diesem Artikel handelt es sich um den europäischen Power Metal, es gibt auch eine amerikanische Variante, die mehr auf Riffs basiert und etwas ernster ist.

Klangbeispiel

Der nachfolgende Track ist ein typisches Beispiel für den klassischen Power Metal der 2000er Jahre wie er von deutschen Bands wie zum Beispiel Edguy hätte gespielt werden können. Er besteht aus einer Melodie, die im Teil A' zweistimmig variiert wird. Auf Gesang wurde verzichtet, um die instrumentalen Besonderheiten besser hervorzuheben.

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Klangbeispiel Power Metal, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0

Besonderheiten

Gitarren

Powermetal ist wahrscheinlich das freundlichste aller Metal-Subgenres. Das Klangbild ist transparent gehalten und anders als beim Death Metal nicht düster dröhnend, sondern eher hell. Insgesamt sind die Tonlagen aller Instrumente ein gutes Stück höher. So sind die Gitarren nicht heruntergestimmt und haben einen hellen, ausgewogenen Klang, bei dem das Ziel ist, jeden gespielten Ton möglichst gut heraushören zu können.

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Avantasia – Serpents in Paradise (2001) | Quelle: Youtube

Gesang

Passend zur Klanghöhe des ganzen Ensembles singen auch die Sänger meist in hoher Lage. Der Hauptgesang findet eher klar im Falsetto in Sopranlage statt und wird oft mit sehr ausgeprägtem, fast schon theatralischem Vibrato angereichert. Im Chorus finden sich oft aufwändig produzierte mehrstimmige Chöre, deren Melodien unglaubliche Ohrwürmer sein können.

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Edguy – All the Clowns (2001, remastered 2021) | Quelle: Youtube

Die Texte beschäftigen sich gerne mit Mythen oder Geschichten aus dem Fantasy-Genre. Einige Bands greifen auf schon geschriebene Geschichten wie zum Beispiel den Herrn der Ringe zurück, wohingegen andere Bands komplett neue Geschichten schreiben und vertonen.

Virtuosität

Mit dem transparenten Klangbild des Powermetals geht eine große Virtuosität der Musiker:innen einher. Das zeichnet sich nicht nur in den außergewöhnlich hohen Lagen der Sänger ab, sondern auch in schnellem Schlagzeugspiel und ausufernden Soli der Gitarristen.

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DragonForce – Through The Fire And Flames (Live 2014)
Quelle: Youtube

Trotz der irren Aneinanderreihung von schnell gespielten Noten bleibt das harmonische Grundgerüst aber meist vergleichsweise langsam. Die Akkorde wechseln oft nur taktweise oder noch seltener.

Drums

Typisch für das Schlagzeug im Powermetal ist der im Volksmund auch als Helikopter bezeichnete Rhythmus. Dabei werden in der Bassdrum 16tel Noten und in der Snare jeweils die Achtel als Offbeats gespielt.

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Edguy – Golden Dawn (2001)
Quelle: Youtube

Analyse

Um das Arrangement des Klangbeispiels besser nachvollziehen zu können, gibt es im nachfolgenden Player die Möglichkeit jedes Instrument einzeln zu hören, ausgewählte Instrumente stummzuschalten oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren. Es wird empfohlen ausführlich von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, um einzelne Aspekte der nachfolgenden Analyse besser verstehen zu können.

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Melodie und Akkordfolge

Das Klangbeispiel ist in einem gemäßigt hohen Tempo von 150bpm gehalten. Die Melodie klingt aber trotzdem mit vergleichsweisen langen Notenwerten eher langsam. Auch die Akkorde wechseln sich nur mit jedem Takt ab, was dem Ganzen auf dieser Ebene betrachtet eher ein Halftime Feeling verpasst. Das lässt sich besonders gut nachvollziehen, wenn man im Mehrspurplayer das Synth Pad zusammen mit der Lead Gitarre 1 im Solomodus anhört. Um einen weicheren, dickeren Sound zu erreichen, wurde die Melodie mit zwei Gitarren unisono um eine Oktave versetzt aufgenommen. Als Tonart liegt G-Dur zugrunde, das allerdings mit vielen Mollakkorden angereichert ist und so poptypisch auch ein wenig nach der parallelen Molltonart e-Moll klingt. Dies ist typisch für den Powermetal, in dem anders als bei fast allen anderen Metal-Subgenres auch durigere Akkordfolgen vorhanden sind.

Begleitschema

Gleichzeitig zum Halftime Feeling der Melodie findet in der Rhythmusgruppe ein Doubletime Feeling statt. Ausschlaggebend hierfür ist das Schlagzeug, das die Snare auf alle Achtel Offbeats spielt. Dazu gibt es in der Bass Drum durchgehende 16tel-Noten. Der Bass erzeugt mit seinen geraden Achtelnoten dazu eine noch treibendere Wirkung. In Teil A spielt die Rhythmusgruppe lang gehaltene Powerchords, was zusätzlich zur offenen Wirkung der Musik beiträgt. Um die Diskrepanz zwischen Melodie und Rhythmusgruppe wahrzunehmen, empfiehlt es sich im Mehrspurplayer einmal den Bass und das Schlagzeug stummzuschalten. Wenn man sich so Teil A anhört, kann man das Halftime Feeling gut wahrnehmen. Schaltet man nun den Bass hinzu, ändert sich das Feeling durch die treibenden Achtelnoten sofort. Nimmt man nun auch das Schlagzeug dazu, ergibt sich durch dessen Snare-Rhythmus sofort ein ganz neues Feeling. Diese Diskrepanz ist eines der charakteristischsten Merkmale im Power Metal.

Variation

Bei Teil A' kommen als Variation noch zwei weitere Gitarren hinzu. Die erste fügt eine rhythmisch genau gleiche zweite Stimme zur Melodie dazu, indem sie jeweils die Terzen darunter spielt. Die zweite Gitarre (im Notenbild Electric Guitar 4, im Mehrspurplayer Lead Git 2) bricht die Akkorde mit Hilfe von 16tel Arpeggios herunter. Dabei wird auf alle akkordfremden Töne Rücksicht genommen, um Dissonanzen zu vermeiden. Da diese Gitarre im Mix eher im Hintergrund ist, kann man das besonders gut hören, wenn man beide Lead-Gitarren auf Solo schaltet und dabei die Lautstärke der ersten Lead Gitarre auf etwa 50% reduziert. Parallel dazu trägt die Rhythmusgitarre nun auch zur rhythmischen Beschleunigung bei und spielt auch abgedämpfte (palm-muted) 16tel-Noten. Diese werden, um zusätzliche Akzente zu setzen, immer wieder durch offen gespielte Achtelnoten unterbrochen.

Downloads

Nachfolgend sind vom Klangbeispiel Power Metal sowohl die Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt. Die Wav-Files können in eine DAW (wie zum Beispiel der kostenlosen Cakewalk) geladen werden und stehen unter der Lizenz CC0 zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung. Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 150bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.

Weitere Beispiele für Power Metal

Sowohl dieser Artikel als auch das verwendete Klangbeispiel können leider nur einen kleinen Teil der im Nu Metal stilistisch typischen Element abdecken. Nachfolgend finden sich noch ein paar weitere Klangbeispiele, um auf ein paar weitere Varianten des Power Metal hinzuweisen:

Freedom Call – Freedom Call

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Freedom Call – Freedom Call (2001) | Quelle: Youtube

Hammerfall – Brotherhood

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Hammerfall – Brotherhood (2021) | Quelle: Youtube

Dream Evil – Chasing The Dragon

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Dream Evil – Chasing The Dragon (2002) | Quelle: Youtube

Edguy – Tears of a Mandrake

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Edguy – Tears of a Mandrake (2001) | Quelle: Youtube