Inhaltsverzeichnis
Die kanadische Band Kataklysm | Quelle: Spirit of Metal
Einführung
Death Metal – das ist definitiv eine der härteren Gangarten im breit gefächerten Bereich des Metals. Durch tiefer gestimmte Gitarren und tiefes Gegröhle (Growling) des Sängers oder der Sängerin ergibt sich ein eher düsteres, agressives Klangbild, das die meist brutalen und den Tod thematisierenden Texte komplementiert.
Death Metal wird meist in Tempi zwischen 100 und 250bpm (beats per minute) gespielt. Melodien kommen vor, sind aber kein Muss.
Klangbeispiel
Das nachfolgende Klangbeispiel ist mit 110bpm eher an der unteren Geschwindigkeitsgrenze angesiedelt. Es gibt zwei kontrastierende Songteile (A und B), die einen typischen Verse und einen Chorus darstellen könnten. A besteht aus einem eher chromatisch gehaltenen Gitarrenriff, wohingegen Teil B aus einer klar erkennbaren Melodie und Akkordfolge gebildet wird. Auf Gesang wurde verzichtet, um die instrumentalen Besonderheiten besser hervorzuheben.
Klangbeispiel Death Metal, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0
Besonderheiten
Gitarren und Bass
Im Gegensatz zum herkömmlichen Metal werden im Death Metal Gitarren und Bass tiefer gestimmt um einen druckvolleren und düsteren Klang zu erhalten. Gebräuchlich sind als tiefste Töne dabei C, H oder A. Entweder werden alle Saiten der Gitarre bzw. des Basses um beispielsweise zwei Ganztöne tiefer gestimmt, oder es kommt die sogenannte Dropstimmung zum Einsatz. Hierbei wird die tiefste Saite noch einmal um einen Ganzton tiefer gestimmt. Das hat zur Folge, dass Power Chords (Grundton + Quinte) nun mit einem Finger gespielt werden können und so die Riffs leichter von der Hand gehen. Manchmal werden auch 7-saitige Gitarren bzw. 5-saitige Bässe eingesetzt. Allerdings spielen die hohen Töne im Death Metal meist keine Rolle, sodass die Gitarren ohne Probleme tiefer gestimmt werden können, ohne dass im oberen Bereich Töne fehlen.
Gesang
Passend zu den herunter gestimmten Gitarren ist auch der Gesang in den tieferen Lagen angesetzt. Dabei handelt es sich meist um tiefes Growling, das je nach verwendeter Technik eine große Klangvielfalt entwickeln kann. Diese Art von Gesang ist dabei kein rein männliches Phänomen: Immer mehr Death Metal Bands werden auch von Frauen am Mikrophon vertreten.
Arch Enemy – Nemesis (Live in Wacken 2016)
Quelle: Youtube
Analyse
Um das Arrangement des Klangbeispiels besser nachvollziehen zu können, gibt es im nachfolgenden Player die Möglichkeit jedes Instrument einzeln zu hören, ausgewählte Instrumente stummzuschalten oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren. Es wird empfohlen ausführlich von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, um einzelne Aspekte der nachfolgenden Analyse besser verstehen zu können.
Klangbeispiel Death Metal, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0
Im Songteil A steht als einziges "melodisches" Element das Gitarrenriff im Vordergrund. Dieses folgt keiner Harmonie, sondern basiert mehr oder weniger auf der Tonstufe H(-Moll). H ist ein prominenter Ausgangspunkt, von dem sich das Riff in jedem zweiten Takt entfernt und immer wieder zurückkehrt. Die Tonskala folgt im wesentlichen mit einigen chromatischen Ausnahmen h-Moll, wobei der erniedrigten zweiten Stufe hier sowie auch im Metal generell eher die Rolle eines von oben gedachten Leittons als einer typisch phrygischen Wendung zukommt.
Da die im Death Metal sehr stark verzerrten Gitarren kaum Möglichkeiten der dynamischen Gestaltung bieten, haben sich andere Wege des Akzentuierens entwickelt. Riffs werden oft mit einer gezielten Abfolge zwischen palm-muted (die rechte Hand dämpft die Saiten beim Picken ab) und offenen Tönen gespielt. Eine weitere Möglichkeit zur Akzentbildung bieten sogenannte Gallops, eine kurze Abfolge aus drei oder vier sehr schnell gespielten, abgedämpften Tönen. Man beachte, wie in diesem 16tel-basierten Riff durch die beschriebene rhythmische Beschleunigung der 32stel durchaus akzentartige Effekte entstehen.
Um dem Riff mehr Druck zu verleihen, wird es hier von vier Gitarren unisono gespielt und zusätzlich noch vom Bass eine Oktave tiefer gedoppelt. Empfehlenswert ist es, hier den Mehrspurplayer zu benutzen, um einmal die Rhythmusgitarren einzeln zu hören und dann den Bass abwechselnd hinzu- und wegzuschalten. Der Bass hat im Metal oft keine eigenständige Rolle, sondern ergänzt die Gitarre nach unten hin um eine Oktave. Daher verschmelzen Bass und Gitarren oft zu einer Einheit und so sind vom Bass nur die Anschläge und ein wenig "Geknurre" im mittleren Frequenzbereich zu hören. Trotzdem hat er eine enorm wichtige Rolle, die aber vor allem auffällt, wenn er fehlt.
Das Riff hat die grobe Struktur A – A' – A – A'', wobei jeder Teil A mit exakt demselben Takt anfängt. So entsteht im Kleineren gedacht die Form ab – ac – ab – ac'. Dabei erfüllt a die Rolle der Erdung auf der Tonstufe H, woraufhin b mit dem prominenten Ton C eine harmonische Spannung aufbaut, die mit dem Zurückkehren zu a immer wieder aufgelöst wird. c bewirkt mit den beiden letzten Achteln F – F so etwas ähnliches wie einen Halbschluss, wobei c' mit einem kleinen Break endet, um über H – C in den nächsten Teil nach E überzuleiten. So schafft es das Riff über acht Takte hinweg die Spannung zu halten, ohne dass eine Melodie im herkömmlichen Sinne vorliegt.
Das Schlagzeug spielt einen typischen 16tel Doublebass-Rhythmus mit Vierteln auf der Hi Hat und dem Backbeat auf der Snare. Um den c-Teil des Riffs hervorzuheben, wird hier von der Hi Hat auf das Ridebecken gewechselt und mit punktierten Achteln die "zwei über drei"-Rhythmik des Riffs betont. Der oben genannte "Halbschluss" wird daraufhin durch zwei Achtel auf der Snare und dem China Becken, dem lautesten Becken des Drumsets, betont. Dazu spielt die Bassdrum 32tel-Noten um durch die rhythmische Beschleunigung zusätzlich für Akzente zu sorgen. Beim Übergang zum Chorus wird nach einem kurzen Fill-In dem Rhythmus der Gitarre auf Snare und Standtom gefolgt. Der so entstandene kurze Break gibt eine kleine Verschnaufpause und verleiht dem nachfolgenden Chorus zusätzliche Wucht.
Songteil B (Chorus)
Im Songteil B passiert alles, was auch beim Chorus eines herkömmlichen Popsongs passieren würde. Das Klangbild öffnet sich und eine ohrwurmfähige Melodie erscheint über einer relativ einfachen Akkordfolge Em–C–Hm–D. Die nachfolgend beschriebenen Elemente tragen dabei zur Öffnung des Klangbilds bei.
- Harmonischer Kontrast: Teil A basiert auf einem tonstufenbasierten Riff, der Chorus dagegen auf einer Harmoniefolge.
- Melodie: Im Gegensatz zum schnellen, rhythmischen Charakter des Riffs erscheint nun eine echte Melodie, die durch die langen Notenwerte regelrecht zum Mitsingen einlädt. Würde man Gesang hinzufügen, ergäbe sich hier ein für den Death Metal typisches Phänomen. Da das tiefe Growling selbst meist keine definierten Tonhöhen beinhaltet, spielt die Gitarre die Melodie und der Gesang folgt dieser im gleichen Rhythmus. So bekommt man beim Hören einen Ohrwurm, ohne dass echte Tonhöhen gesungen wurden. Ab der Hälfte der Melodie kommt hier eine zweite Leadgitarre hinzu, die mit Hilfe von Terzen und Sexten eine Zweistimmigkeit bildet.
Kataklysm – Soul Destroyer, 2015
Quelle: Youtube
- Offene Powerchords: Nachdem im ersten Part die Rhythmusgitarre meist palm-muted gespielt wurde, kommen im Chorus nun offene Powerchords zum Vorschein. Durch den hohen Grad der Verzerrung klingen die Anschläge der 16tel recht weich, sodass die taktlangen Wiederholungen des gleichen Akkords zu einer breiten Fläche werden. Durch die offene Spielweise kommen auch massiv Obertöne dazu, die den weiten Charakter des Chorus zusätzlich unterstützen. Da Powerchords keine Terzen enthalten, kommt im Chorus ein Synthesizer Pad Sound dazu, der vollständige Akkorde spielt und den Klangteppich der Rhythmusgitarre erstens dicker macht und zweitens mit der notwendigen Dur/Moll Information versieht. Wer möchte, kann hier noch einmal zum Mehrspurplayer zurückkehren und sich im Chorus nur die Rhythmusgitarre anhören und das Pad ein- und ausschalten. Auch die Kombination aus Pad und Leadgitarren klingt recht ansprechend.
- Tonartwechsel: Typisch für den Metal allgemein ist, dass die verschiedenen Songteile sich in ihrer Tonart unterscheiden. Der Tonartwechsel von h(-Moll) nach e-Moll kann hier zu einer zusätzlichen Öffnung des Klangbildes beitragen.
- Schlagzeug: Nachdem im ersten Part hauptsächlich die eher kurz klingende Hi Hat verwendet wurde, wird jetzt in der rechten Hand auf jede Viertel ein Crashbecken gespielt. Durch das lange Ausklingen der Becken entsteht so, ähnlich wie bei der Rhythmusgitarre, ein Klangteppich, der Obertöne hinzufügt.
Durch diese einfachen, aber wirkungsvollen Mittel entstehen zwei kontrastierende Teile, die bei einem richtigen Song durchaus als Verse und Chorus verwendet werden könnten.
Downloads
Nachfolgend sind vom Klangbeispiel Death Metal sowohl die Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt. Die Wav-Files können in eine DAW (wie zum Beispiel der kostenlosen Cakewalk) geladen werden und stehen unter der Lizenz CC0 zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung. Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 110bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.
Weitere Beispiele für Death Metal
Sowohl dieser Artikel als auch das verwendete Klangbeispiel können leider nur einen kleinen Teil der im Death Metal typischen stilistischen Elemente abdecken. Weitere Merkmale wären Geschwindigkeitswechsel, Blast Beats auf hohen Geschwindigkeiten und Songstrukturen, die teilweise von denen eines Popsongs sehr weit abweichen. Nachfolgend finden sich noch ein paar weitere Songbeispiele, um wenigstens auf ein paar Subgenres des Death Metal hinzuweisen:
Nile – Cast Down The Heretic (Technical Death Metal, hohe Geschwindigkeit, Blast Beats)
Nile – Cast Down The Heretic, 2005 | Quelle: Youtube
Deicide – Mad At God (Old School Death Metal)
Deicide – Mad At God, 2004 | Quelle: Youtube
In Flames – Forgone Pt1 (Melodic Death Metal)
In Flames – Forgone Pt1, 2022 | Quelle: Youtube
Arch Enemy – Deceiver Deceiver (Female Fronted Death Metal)
Arch Enemy – Deceiver Deceiver, 2022 | Quelle: Youtube
The Forsaken – Beyond Redemption(Death/Thrash Metal)
The Forsaken – Beyond Redemption, 2012 | Quelle: Youtube
Amon Amarth – Valhall Awaits Me (Viking Death Metal)
Amon Amarth – Valhall Awaits Me, 2006 | Quelle: Youtube