Inhalt
In diesem Tutorial können Sie die Zusammenfassung der Arbeitsschritte, die Sie in den Tutorials zum Thema Fuge (Tonsatz) üben konnten, an einem neuen Thema wiederholen.
Erstellen Sie einen doppelten Kontrapunkt in der Oktave, indem Sie in einem ersten Schritt das Thema in den Bass legen und harmonisieren. Wie Bass- und Melodiestimmen mithilfe der Grundfunktionen T, S, und D harmonisiert werden finden Sie in den Tutorials zur Oktavregel sowie im Choralsatz-Tutorial (im Abschnitt »Die Wahl der Harmonien«) thematisiert. Ergänzend dazu ist es wichtig zu erkennen, wann eine Harmonisierung als Satzmodell bzw. als Sequenz funktioniert. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in dem Tutorial Sequenzen (Satzmodelle). Erstellen Sie in einem zweiten Schritt in Übereinstimmung mit Ihrer Harmonisierung einen Gerüstsatz unter Verwendung der folgenden, umkehrbaren Intervalle:
- Terzen und Sexten
- verminderte Quinte und übermäßige Quarte
- 7-6- oder 2-3- Synkopendissonanzen
Vermeiden Sie die Quinte und Quarte, weil sich diese Intervalle nicht problemlos umkehren lassen. Das Ergebnis könnte wie folgt aussehen:
Die Harmonisierung oben (grün) basiert auf einer Harmonisierung mithilfe der Oktavregel. Die Änderungen unten wurden vorgenommen, um den Harmoniewechsel einem gleichmäßigen harmonischen Rhythmus anzupassen (der im ersten Takt in Vierteln, im zweiten in Achteln verläuft). Für diese Harmonisierung wurden die V-I-Wechsel in eine ii-V-I-Quintfallsequenzharmonik überführt.
Prüfen Sie, ob der Themenkopf für den Comes an das Modusgerüst angepasst werden muss (›tonale Beantwortung‹). Im Beispiel war diese Anpassung notwendig (rote Noten beim Berühren des Bildes). Mehr zum Beantworten von Fugenthemen können Sie hier erfahren. Beachten Sie, dass sich alle Intervalle zwischen Thema und Kontrapunkt umkehren, wenn die Stimmen vertauscht werden:
Anschließend können Sie nach dem Modell Alt-Sopran-Bass die Exposition ausarbeiten, z.B.:
(Die Spuren sind nicht synchronisiert, bitte deshalb immer eine Spur stummschalten.)
Warum diese Einsatzfolge für eine Fuge besonders günstig ist, können Sie hier nachlesen. Der Übergang vom Comes (C-Dur) zum zweiten Dux-Einsatz (F-Dur) wurde im Beispiel oben in der Schlusskadenz zum Thema eingeleitet (durch den Ton b, der sichtbar wird, wenn Sie das Notenbeispiel berühren). Mehr über diese Form der Unterquintmodulation können Sie im Tutorial Motivo di Cadenza (Unterquintmodulation) erfahren.
Durchführungen und Sequenzen
Planen Sie Durchführungen und Zwischenspiele in Dur nach dem Formmodell I-V-vi-ii-I (anstelle oder nach der ii. Stufe sind auch die IV. oder iii. möglich) und in Moll i-III-v-iv-i (anstelle oder nach der iv. Stufe sind auch VII. oder VI. möglich). Gestalten Sie die Durchführungen, indem Sie Thema und Kontrapunkt der jeweiligen Tonart anpassen sowie die Zwischenspiele durch Satzmodelle (Sequenzen), z.B.:
(Die Spuren sind nicht synchronisiert, bitte deshalb immer eine Spur stummschalten.)
Zur Gestaltung des Formverlaufs wurden die folgenden Satzmodelle verwendet:
- Die Quintfallsequenz (mit Grundakkorden und mit Quintsextakkorden bzw. 7-6-Synkopenkette = rote Bassnoten)
- das Oberquintmodulationsmodell (= grüne Bassnoten) und
- die Kadenz (als Satzmodell = blaue Farbe). Am Ende wird diese Finalkadenz verziert und sequenziert (= orangene Farbe).
Für die Ergänzung kleiner Noten bzw. Diminutionen (Achtel, Sechzehntel etc.) lassen sich zwar einige Tipps geben, am ergiebigsten ist es jedoch, wenn Sie Fugen von Bach oder Händel studieren und sich von hier charakteristische Figuren ›borgen‹ (der locus exemplorum bzw. das Nachahmen guter Muster wurde im 18. Jahrhunderts noch als relativ unproblematisch angesehen). Erstellen Sie hierzu zuerst einen Gerüstsatz und schauen Sie, wie Bach oder Händel bestimmte Bewegungen diminuieren (z.B. Sekunde abwärts, Terz abwärts, Quarte aufwärts etc.). Die Ausarbeitung in kleinen Noten (Diminution) wird sichtbar, wenn sie die Notenbeispiel oben berühren.
Ergänzen wir nun als letzten Arbeitsschritt (wie im vierten Tutorial besprochen) eine Schlussgestaltung und passen diese dem Fugenthema an, könnte eine vollständige Fugenausarbeitung wie folgt aussehen: