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Begleitstrategien für Rock-/Popsongs fernab von stilgebundenen Patterns

Einen zentralen Bestandteil des Schupra-Unterrichts macht die Aneignung von Stilpatterns aus, mit denen versucht wird, den Gesamtgroove einer bestimmten Stilistik am Klavier darzustellen. Viele Pop-/Rock-Songs lassen sich mit Hilfe solcher Patterns gut realisieren. In einigen Fällen aber muss auf andere Begleitstrategien zurückgegriffen werden, z. B....

  • wenn das verwendete Pattern sich während des Songs abnutzt, die Energie nicht mehr trägt.
  • wenn der Song sich nicht eindeutig einer Stilistik zuordnen lässt, was häufig bei elektronisch produzierter Musik der Fall ist.
  • bei gitarrenlastigen Grooves, die stark vom Schlagmuster der Gitarre leben.

Nachfolgend ein Versuch, diese Begleitstrategien in 3 Kategorien zu fassen:

  1. Repetitive Muster – Hooks und Tresillo
  2. Fließende Bewegungsformen – Arpeggios
  3. Variable, nicht zählzeitgebundene Strategien – alles außer Patterns

1) Repetitive Muster

Songimmanente Hooklines

a) Dominierende Bassline, z. B. Pata Pata (M. Makeba) oder Funk-Teil von 99 Luftballons (Nena)

b) Rhythmisiertes Akkordmodell, z. B. Chan Chan (Buena Vista Social Club)

c) Rhythmisches Ostinato, z. B. Unfaithful (Rihanna), Feel (R. Williams)

Tresillo als stilübergreifende rhythmische Songbasis

Der Tresillo-Rhythmus (span. „Triole“) kann in unterschiedlichen Variationen auftauchen. Allen gemeinsam ist eine Einheit mit 3 Akzentuierungen im Abstand „3-3-2“, wie bei der oft zitierten „Panama-Panama-Cuba“-Merkformel. Der Tresillo findet sich nicht nur in der lateinamerikanischen Musik, sondern in ganz vielen Volksmusiken auf der ganzen Welt. Darüber hinaus bildet er auch die rhythmische Basis vieler Popsongs, entweder als Teil ...

  • … der Melodie
    z. B. Killing me softly (R. Flack), Marmor, Stein und Eisen bricht (D. Deutscher)
  • … der Begleitung
    z. B. Stand by me (B. E. King), All of me (J. Legend), Shape of you, Photograph (E. Sheeran)

2) Fließende Bewegungsformen – Begleiten mit Arpeggios

Auf der Gitarre werden gerade im Singer-Songwriter-Metier oft arpeggierte Begleitmuster/Fingerpickings gespielt. Diese lassen sich oft sehr gut auf das Klavier übertragen und decken sich zum Teil mit klassischen Bewegungsformen, wie wir sie in klassisch-romantischen Volks- und Kunstliedern finden.

Beispiele:

„1-5-8 + Backbeat“ – Hallelujah von L. Cohen

„1-5-8 + 9-10(-5-8)“ – Mad World (G. Jules)

„1-5-10“ – Melodiespiel: Read all about it (E. Sandé)

„Bass + Arpeggio“ – Wonderful world (L. Armstrong)

3) Variable, nicht zählzeitgebundene Strategien

Begleiten mit Kicks, Backings, Pads und homophonen Strukturen (Satz)

Die nun vorgestellten Begleitarten basieren allesamt auf nicht-repetitiven Strukturen und verzichten auf die (hörbare) Darstellung von Downbeat-Backbeat-Subdivisions. Sie erfordern daher eine stabile innere Time. Allen gemeinsam ist eine starke Orientierung an der Rhythmik der Melodie – in der Form, dass entweder rhythmische Akzente mitgespielt (verstärkt) oder aber Melodie-Pausen komplementär gefüllt werden.

Beispiele:

„(Rhythmisierte) Pads – Prechorus von Man in the mirror (M. Jackson)

„Markante Zählzeiten der Melodie mitnehmen“ – Another day in paradise (P. Collins)

„Markante Zählzeiten der Original-Begleitung mitnehmen“ – We are the champions (Queen)

„Shearing-Satz“ – Fly me to the moon (B. Howard)

Hand-to-Hand-Spiel

(Inhalte zu diesem Punkt folgen)