Melodic Techno

Einführung

Drums

Auch hier spielt die Kickdrum den klassischen Four-To-The-Floor-Beat und wird durch eine Snare auf den Zählzeiten 2 und 4 und Hi-Hats in den Offbeats ergänzt. Dazu kommen durchgehende Sechzehntel einer anderen Hi-Hat und ein Ride-Becken auf jeder Achtel. Snare, Toms und eine weitere Hi-Hat setzen außerdem einzelne Akzente und bringen rhythmische Vielfalt in den Groove. Betont werden sollte hier, dass die 16tel nicht geswingt gespielt werden; anders als im House und seinen Subgenres zum Beispiel.
Der Charakter dieses Beats ist im Melodic Techno immer recht treibend, ohne aber aggressiv sein zu wollen. Das Gleiche lässt sich über die verwendeten Sounds sagen. Verglichen mit anderen Formen von Techno klingen die Drums weicher und gesetzter. Klassische 909- oder 808-Sounds können vorkommen, werden aber nicht so oft eingesetzt wie in ähnlichen Stilen.
Die Drums sind außerdem mit einem recht deutlichen Raumklang versehen. Dadurch verschmelzen diese im Mix mehr mit den anderen Elementen. Der lange Nachklang der Kickdrum ist absichtlich so gestaltet und verleiht ihr einen enormen Druck. Ihre Rolle wird im nächsten Abschnitt genauer erläutert.

Bass

Im Melodic Techno wird der Subbassbereich meistens sowohl durch die Kickdrum als auch einen dedizierten Subbass-Synth abgedeckt. Die Kickdrum resoniert zum einen absichtlich auf dem Grundton des Tracks und klingt ca. eine Achtel lang. In den Offbeats erklingt nun immer der synthetische Bass und schafft so zusammen mit der Kick ein durchgehendes Subbass-Fundament, welches trotzdem einen gewissen Schub nach vorne erzeugt.
Der Subbass kann natürlich auch andere Rhythmen oder Noten spielen, ist aber meistens sehr simpel und bleibt trotz harmonischer Bewegungen anderer Instrumente oft gleich. Dadurch bekommen die Tracks eine gewisse einlullende und psychedelische Wirkung.

Drones und Pads

Auch im Melodic Techno dienen die Drones vorrangig dazu, Fülle im Mix herzustellen und Atmosphäre zu erzeugen. Gleichzeitig sind sie hier aber auch ein rhythmisches Element, welches den treibenden Charakter der Tracks voranbringt.
Große Pad-Sounds kommen in diesem Stil eher selten vor, anders als zum Beispiel im Trance. Sie sind wie in unserem Beispiel eher subtil gestaltet und halten sich meist im Hintergrund. Abgesehen davon erfüllen auch sie in diesem Stil die klassische Rolle von Akkordinstrumenten: harmonischer Kontext oder harmionische Bewegung, Fülle im Mix und Atmosphäre im Break.

Leads

Lead-Sounds spielen im Melodic Techno eine große Rolle. Fast immer baut sich ein Track um ein zentrales Lead-Element herum auf, welches meistens ein kurzes melodisches Motiv eines Synthesizers ist, das über den Verlauf des Tracks in verschiedenen Varianten auftritt. Oft kommt dieses Motiv in seiner vollen Form erst im großen Break in der Mitte des Tracks oder im letzten Drop vor.
Auch im Beispieltrack stehen die Lead-Synths klar im Vordergrund und ergeben zusammen ein Gesamtbild. Wichtig ist dabei zu bemerken, wie simpel jedes einzelne dieser Elemente ist, sie aber trotzdem nicht darauf abzielen, ohrwurmmäßige Melodie zu kreieren. Es geht vielmehr darum, prägnante Sounds durch kurze Motive erklingen zu lassen und so den Fokus vor allem auf das Sound Design zu legen. Dabei sind die Sounds in der Regel ebenfalls nicht sehr komplex oder möglichst exzentrisch, wie zum Beispiel im Dubstep. Meistens zielen die Sounds der Leads – so wie auch die der anderen Elemente – auf eine analoge Vintage-Ästhetik ab und sind ebenfalls eher simpel gehalten.

Arrangement und Entwicklung im Verlauf

Wie bereits oben angedeutet, bauen sich Melodic Techno-Tracks in der Regel um ein zentrales Lead-Element auf. Obwohl dieses im Mix dann stark hervorgehoben ist, ordnet es sich der Gesamtästhetik des Tracks unter. Es geht nicht darum, vom Rest des Tracks abzulenken, sondern diesen zu ergänzen. Nicht umsonst bauen sich die Tracks progressiv über einen langen Zeitraum auf und setzen zunächst viel auf das Erschaffen von Atmosphäre und Stimmungen, bevor die Leads nach und nach erklingen.
Übergänge sind im Melodic Techno meist sehr fließend und so gut wie nie abrupt. Wie schon eingangs erwähnt, konzentrieren sich die Tracks wesentlich weniger auf Drops als in anderen Genres. Deswegen sind Formteile auch nicht immer so klar voneinander abzugrenzen und zu benennen. Im Groben folgen die Tracks jedoch immer dem gleichen Schema: Ein Aufbau von mehreren Minuten bis zu circa 2/3 der Länge des Tracks, gefolgt von einem großen Break, in dem das Lead-Element oder Vocals absolut im Vordergrund stehen und schließlich ein Drop als Höhepunkt des Tracks, welcher nach und nach in das Outro mündet.

So ähnlich ist auch der Beispieltrack gestaltet, wobei er natürlich viel zu kurz ist, um diesen Aspekt eindeutig darzustellen. Deutlich wird jedoch, wie im Break nichts außer dem Main-Lead erklingt; eine Technik, die im Melodic Techno häufig verwendet wird. Der darauffolgende Build-Up ist außerdem nicht besonders energetisch – vor allem im Vergleich zu anderen Stilen. Lediglich ein Snare-Roll und ein subtiler White-Noise sorgen in Kombination mit der Manipulation der Delay-Time des Lead-Sounds für einen Spannungsaufbau. Oft kommt ein solcher Build-Up im Melodic Techno auch gar nicht vor oder ist noch subtiler als hier gestaltet.
Der darauffolgende Drop ist unschwer als Höhepunkt des Tracks zu erkennen und benutzt dafür typische Werkzeuge: mehr Patterns in den Drums und eine Verdoppelung der Oktave im Lead und in den Drones. Hervorgehoben werden muss jedoch, wie sich die höhere Oktave im Lead nach dem ersten Motiv melodisch vom darunter spielenden Lead des ersten Drops entkoppelt. Solche melodische Progression kommt im Melodic Techno häufig vor.

Mehrspurplayer und Downloads

Der nachfolgende Player bietet die Möglichkeit, alle Elemente nach Belieben stummzuschalten, einzeln oder in verschiedenen Kombinationen anzuhören oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren, um einzelne Aspekte der vorangegangen Analyse noch einmal besser nachvollziehen zu können. Dahinter sind vom Klangbeispiel Melodic Techno sowohl die Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt (unter CC0-Lizenz). Die Wav-Files können in eine DAW (z.B. Waveform) geladen werden und stehen zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung. Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 123bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.

Downloads

Bitte die Stems beim Import in eine DAW um etwa 5dB leiser machen, da es sonst zu Übersteuerungen kommen kann.

Weitere Beispiele für Melodic Techno

Selbstverständlich können dieser Artikel und das Klangbeispiel nur einen Teil dessen abbilden, was Melodic Techno ausmacht. Anbei sind noch ein paar Beispiele gelistet, die die verschiedene Ausprägungen des Genres andeuten sollen.

Silver Panda – We Call This Acid

Monolink – Return To Oz (ARTBAT Remix) (trotz des jungen Alters des Genres bereits jetzt schon ein Klassiker)

CamelPhat & Anyma – The Sign (ein gutes Beispiel für den modernen Trend, Vocals in die Produktion einzubinden)

Township Rebellion – Ramses