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Inhalt
Grundlegendes
Diese Sequenz war Teil einer Fortbildung des Musikpädagogen und Komponisten Bernhard Zink. Sie wurde im Lauf der Jahre an verschiedenen Gymnasien sowohl in der 8. als auch in der 9. Klasse erfolgreich durchgeführt. Das Prinzip lässt sich aber selbstverständlich auch auf andere Jahrgangsstufen, Schultypen und Musikstücke übertragen.
Zum Werk
Le Sacre du Printemps („Das Frühlingsopfer“) ist ein Ballett mit Musik von Igor Strawinsky, das 1913 in Paris uraufgeführt wurde. Es beschreibt ein heidnisches Frühlingsritual, bei dem eine junge Frau als Opfer auserwählt wird, um für eine gute Ernte zu tanzen, bis sie erschöpft zusammenbricht. Die Musik ist geprägt von komplexen Rhythmen, starken Dissonanzen und ungewöhnlichen Orchestrierungen. Die Uraufführung löste aufgrund ihrer revolutionären Musik und Choreografie einen Skandal aus, gilt aber heute als Meilenstein der Musikgeschichte.
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Verlauf der Stunden
Eine Schulklasse benötigt für dieses Projekt im Prinzip keine Vorkenntnisse. Basisübungen zu Körpersprache, Timing oder Storytelling können vorangestellt werden, sind aber nicht zwingend notwendig. Eine Gruppengröße vom 4-6 Personen hat sich bewährt.
Damit die Dynamik in den Gruppen nicht abflacht, ist es hilfreich, wenn die Lehrkraft in straffem Tempo durch die Phasen führt um Leerlauf und Ablenkung zu vermeiden. Auch weil alle Gruppen jeweils gleichzeitig hören, tanzen und besprechen, ist eine enge Taktung und klare Führung der Lehrkraft unerlässlich. Die Gruppen neigen dazu, Details ewig breitzutreten, statt sie in zwei zügigen Durchgängen zu testen und dann abzustimmen. Grundsätzlich gilt: Weniger reden, mehr machen.
1. Stunde
Die Schüler*innen hören das Hörbeispiel komplett und tauschen sich in Gruppen über das durch die Musik ausgelöste "Kopfkino" aus. Anschließend einigt sich jede Gruppe auf eine der Geschichten.
Nun wird zu jedem Abschnitt ein Standbild entwickelt. Dafür spielt die Lehrkraft die Abschnitte einzeln ab und die Gruppen "springen" ohne vorherige Diskussion in ein improvisiertes Standbild. Anschließend bekommen die Gruppe eine Minute Zeit um das Bild zu besprechen, ggf. Änderungen vorzunehmen und die eigene Rolle auf dem Arbeitsblatt festzuhalten. Dieser Vorgang wird für alle vier Abschnitte wiederholt.
Insgesamt steigert eine hohe Wiederholrate deutlich den Ausdruck der einzelnen Bilder und hilft den Schüler*innen gleichzeitig sich die eigenen Aufgaben einzuprägen. Am Ende der Stunde hört die Klasse das Ganze Hörbeispiel und springt – jeweils auf Hinweis der Lehrkraft – ins nächste Bild.
2. Stunde
Auch in der zweiten Stunde sollte der Leerlauf so gering wie möglich gehalten werden. Das Ziel ist, eine Fortentwicklung der Standbilder zu Bewegtbildern, die fließend ineinander übergehen.
Zu Beginn, ist es sinnvoll, die Standbilder der letzten Stunde ohne Vorbesprechung in einem Durchlauf zu testen. Dabei sieht sowohl die Klasse als auch die Lehrkraft, ob die Rollenverteilung klar besprochen und memoriert wurde und wo im folgenden nachzubessern ist.
Um vom Standbild zu einer fließenden Choreographie zu kommen, bieten sich als Zwischenstufe "Wackelbilder" an. Die Personen bewegen sich also zwischen zwei Positionen hin und her (z.B. "greifen" - "hinstellen"). Damit wird nicht nur die Handlung lebendiger und für das Publikum besser sichtbar. Die Schüler*innen üben damit auch sich koordiniert zur Musik zu bewegen (insbesondere der 1. Abschnitt eignet sich durch die klare Rhythmik sehr gut).
Wenn die Gruppen zielstrebig arbeiten, kann am Ende der Stunde bereits der Übergang von einem zum nächsten Bild verfeinert werden.
3. Stunde
In Stunde drei werden schließlich die Wackelbilder zu einer kontinuierlichen Choreographie erweitert. Auch Auf- und Abtritte von einzelnen Personen können bedacht werden um den Verlauf der Handlung zu verdeutlichen. Dabei muss das "wackeln" nicht völlig aufgegeben werden. Einzelne Gesten wie das Rühren in einem Topf oder die Arbeit mit einem Hammer entfalten ja erst durch die Wiederholung ihre Wirkung.
Schließlich sollten so viele Durchläufe wie möglich mit knappen Feedback-Runden (ggf. auch durch die anderen Gruppen) ermöglicht werden, um Ausdruck, Koordination und Präzision der Bewegungen zu steigern.
4. Stunde
Die letzte Stunde dient der Präsentation und ggf. Bewertung der Arbeiten. Nach einer kurzen Aufwärmphase für jede Gruppe bekommt jeweils eine die volle Aufmerksamkeit der Klasse und präsentiert die Choreographie.
Dabei sollten klare Bewertungskriterien (egal ob mit oder ohne Benotung) besprochen werden um anschließend konstruktives Feedback geben zu können.
Mögliche Kriterien sind:
- Koordination innerhalb der Gruppe
- Timing zur Musik
- Präzision der Bewegung (Ausdruck, Körperspannung)
- Bühnenpräsenz (Mimik, in der Rolle bleiben, etc.)
Arbeitsblätter
Die beiden Arbeitsblätter können vorangestellt bzw. begleitend eingesetzt werden. Sie unterstützt die Schüler*innen vor allem dabei, den Überblick über die Abschnitte zu behalten und sich beispielsweise Notizen zur eigenen Bewegung beim Einsatz eines Instruments zu machen. Die Dokumentation der eigenen Arbeit dient auch dem Fortgang von Stunde zu Stunde.