Songwriting mit Beethoven – eine Anleitung

Bei der Notation des Drumsets sind verschiedene Schreibweisen gebräuchlich, im Zweifelsfall empfiehlt sich eine Legende. Lesen Sie hier mehr über die Notation eines Standard-Schlagzeugs.

Inhalt

Anleitung

Die Vorgehensweise

Die hier vorgestellte Vorgehensweise erweist sich in der Praxis als anspruchsvoller, als ein Arrangement nach einer bestimmten Stilistik wie z.B. → Volkslieder im Stil von The Beatles oder eine Bastelanleitung mit geborgtem Material wie in → Pop Arranging mit Schubert. Sie ist deshalb anspruchsvoller, weil es hilfreich ist, wenn man aufgrund seiner Erfahrung in der Lage ist zu erkennen, ob eine Vorlage der klassischen Musik sich für eine Bearbeitung und Reharmonisation eignet oder nicht.

Melodie einer klassischen Vorlage auswählen

Als Vorlage zur Ausarbeitung eines Rocksongs soll in dieser Anleitung ein Lied von Ludwig v. Beethoven dienen:

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L. v. Beethoven - Marmotte, Quelle: YouTube

Die erste Hälfte des Liedes eignet sich aufgrund der einfachen a-Moll-Melodie mit geringem Umfang zur Gestaltung eines Verse-Formteil, die zweite Hälfte des Liedes kann dagegen aufgrund des größeren Stimmunmfangs und des effektvollen Übergangs zum C-Dur für eine Chorusgestaltung verwendet werden. Über eine Reharmonisierung bietet sich zudem eine Arbeit mit pentatonischen Strukturen an, die für Rockmusik ausgesprochen charakteristisch ist.


Metrisches Anpassen der Melodie

Als nächstes wird die Melodie metrisch an einen 4/4-Takt angepasst und rhythmisch modifiziert. Das folgende Beispiel zeigt im unteren System die originale Melodie von Beethoven, im oberen eine mögliche Rhythmisierung und Adaption für den 4/4-Takt:


Reharmonisierung

Um die für einen Rocksong der 1970er und 1980er Jahre charakteristischen pentatonischen Strukturen zu erhalten, müssen die für Funktionsharmonik der Dur-Moll-Tonalität charakteristischen Wechsel zwischen a-Moll (Tonika) und E-Dur (Dominante) beseitigt werden. Auch wenn das E-Dur anfangs nur über einem a-Moll-Orgelpunkt erklingt, ist diese dominantische Wirkung für ein Hardrock-Idiom weitaus weniger charakteristisch, als ein (sogenannter modaler) Wechsel zwischen a-Moll und G-Dur, wie beispielsweise in Lady in Black von Uriah Heep:

a-Moll
G-Dur
a-Moll
G-Dur
a-Moll
G-Dur
a-Moll
G-Dur
a-Moll
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Uriah Heep - Lady In Black, Intro & Verse, Quelle: Youtube

Das folgende Beispiel zeigt unten die T-D-Harmonisierung des Originals von Beethoven im ersten und dritten Takt (ohne den Orgelpunkt). In der oberen Zeile ist die Reharmonisation zu sehen, in der das originale E-Dur durch ein G-Dur ersetzt worden ist.

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Harmonische Disposition

Die nächste Abbildung zeigt die adaptierte Melodie und eine Disposition der Harmonien:

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Eingangs wurde gesagt, dass E-Dur/a-Moll bzw. Dominant-Tonika-Wendungen problematisch seien. In der harmonischen Disposition wurden dennoch Kadenzharmonik beim Übergang von der dritten zur vierten Zeile verwendet. Der Grund dafür ist der folgende:

Die Grundtöne der Harmonien des Anfangs (a-Moll/G-Dur) in Verbindung mit der Parallelismusharmonik (a-Moll/G-Dur/C-Dur) sind drei Töne, die sich als Töne der a-Moll-Pentatonik interpretieren lassen (in der nachstehenden Abbildung die grünen Töne des obersten Beispiels). Die Kadenzharmonik in a-Moll (d-Moll/E-Dur/a-Moll) bringt nun zwei weitere Töne d und e (rote Töne), welche die drei Töne a, g und c zu einer a-Moll-Pentatonik komplettieren: a, c, d, e und g:

Die pentatonische harmonische Disposition kann dann später für Gitarrenlicks und -läufe verwendet werden, z.B.:

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Erfindung eines Gitarrenriffs

Der nächste nicht ganz einfache Schritt besteht darin, für die gewählte Reharmonisierung (a-Moll / G-Dur) ein energiereiches Gitarrenriff zu erfinden. Das folgende Riff folgt dabei einerseits der Harmonik, arbeitet andererseits jedoch auch mit für E-Gitarren charakteristischen Quartenintervallen, gedämpften Saiten (Palm Mute) sowie einer komplexen Rhythmik:

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Rhythmusgitarre, Drums und E-Bass abstimmen

Im nächsten Schritt werden die werden für einen Groove die Akzente zwischen der Rhythmusgitarre, den Drums und dem E-Bass abgestimmt. In dem folgenden Beispiel sind die rhythmischen Gemeinsamkeiten zwischen diesen Stimmen insbesondere in der jeweils zweiten Takthälfte zu sehen:

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Call & Response zwischen Leadgesang und Leadgitarre

Das Verhältnis zwischen Leadgesang und Leadgitarre lässt sich als Dialog gestalten, indem eine Phrase (Call) im Gesang durch eine Phrase in der Gitarre (Response) beantwortet wird. Diese Technik wird auch als Call & Response bezeichnet. Als Tonmaterial wurde in dem folgenden Beispiel die a-Moll-Pentatonik verwendet, die bereits für die harmonische Disposition von Bedeutung war:

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Die Layer-Technik als Beginn

Typisch für den Beginn eines Rocksongs ist die sogenannte Layer-Technik, also ein Anfang, bei dem die einzelnen Instrumente nacheinander beginnen. Stellt man sich jedes Instrument wie eine Ebene (Layer) vor, entsteht der Gesamtklang erst nach und nach durch das Übereinanderlegen der Instrumenten-Ebenen. Grafisch lässt sich die Dramaturgie des Songaufbaus wie folgt darstellen:

Das Ergebnis

Höre dir mit Hilfe des Mehrspur-Players das Arrangement an und übe dich darin, jede Stimme in dem Satz genau zu erkennen: