Kontext zur Unterrichtseinheit: Der wahre Haydn - Ein Menuett vom Meister

Diese Seite bietet Hintergrundinformationen und Materialien für Lehrkräfte. Sie ergänzt die Unterichtseinheit für Schülerinnen und Schüler.

Inhalt

Unterrichtsziel

Auf der Grundlage der in der Musizierpraxis erworbenen inneren Hörvorstellung (Audiation) soll der Witz in dem Menuett der Sinfonie in A-Dur Hob. I:65 von Joseph Haydn erkannt und verstanden werden.

  • Methode: Entwicklung der Hörvorstellung für den normativen Verlauf eines Menuetts anhand eines Mitspielsatzes zum manipulierten Menuett der Sinfonie in A-Dur Hob. I:65 von Joseph Haydn.
  • Voraussetzungen: Übung im Musizieren, d.h. das gemeinsam Singen, Spielen und Klopfen einfacher Stimmen bzw. Rhythmen. Der unten abgebildete Mitspielsatz muss daher nicht als Ganzes ausgeführt werden, sondern für das Musizieren zur Aufnahme reicht auch die Ausführung einzelner Stimmen (z.B. der obersten Melodiestimme und/oder der ersten Rhythmusstimme).

1. Arbeitsphase:

Erarbeitung des folgenden Mitspielsatzes als Ganzes oder in Teilen (im Tempo Viertel = 140).

In der Aufnahme des manipulierten Menuetts von Haydn erklingt ein Einzähler. Wenn du die Aufnahme an der richtigen Stelle startest, kannst du die manipulierte Aufnahme und den Spielsatz gleichzeitig hören:

Erläuterung zum Spielsatz

Die Stimmen des Spielsatzes repräsentieren die Struktur des Menuetts auf verschiedene Weise und schulen ein strukturelles Hören, ohne dass diese struturellen Eigenschaften bewusst gemacht werden müssten:

  • Die Oberstimme besteht mit Ausnahme der Kadenz im 3./4. Takt aus einer Tonleiter (e-d-c#-h-a-g#-f-e) und repräsentiert damit eine Struktur, die für tonale Musik ausgesprochen typisch ist. Vergleiche hierzu das Tutorial Universale Strukturmodelle abendländischer Tonalität. Charakteristisch am Ende des A-Teils ist der Quintzug (h-a-g-f#-e), der den Ganzschluss der Nebentonart vorbereitet, sowie der Quintzug am Ende des Menuetts, der den Ganzschluss der Ausgangstonart (A-Kadenz) herbeiführt.
  • Eine strukturelle Tonleiterbewegung findet sich im B-Teil des Menuetts (T. 11–T. 18) in der Mittelstimme, während die Oberstimme zuerst ein Quintniveau (e in A-Dur) hält und anschließend über die Abwärtsbewegung e-d-c#-h den dominantisch harmonisierten 2. Ton der Tonart ansteuert (Halbschluss-Wirkung).
  • Die Rhythmusstimmen entsprechen den Rhythmen der Oberstimme und des Basses im Menuett von Haydn.

Noten des Mitspielsatzes zum Herunterladen:

2. Arbeitsphase

Höranalyse des originalen Menuetts der Sinfonie in A-Dur Hob. I:65 von Joseph Haydn.

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J. Haydn, Symphony in A, H.I No. 65 - 3. Menuetto, Quelle: YouTube

Mögliche Fragen zur Fokussierung der Aufmerksamkeit für die Höranalyse:

  • Bestimmt über das Hören, an welchen Stellen genau Haydn sich den Spaß erlaubt. Dabei könnt ihr zur Orientierung euren Spielsatz mitlesen und die entsprechenden Stellen in den Spielsatznoten markieren. Tipp: Orientiert euch beim Mitlesen an der obersten Melodiestimme.
  • An welchen Melodietönen der Oberstimme weicht das originale Menuett von Haydn von dem Menuett ab, dass ihr über den Spielsatz kennengelernt habt?
  • Beschreibt, was an Haydns Komposition witzig ist. Bedenkt dabei, dass ein Menuett früher ein Tanz im 3/4-Takt war!
  • Hört euch abschließend das originale Menuett von Haydn noch einmal an und lest in dem Video zu dieser Unterrichtseinheit die Noten mit. Könnt ihr enträtseln, wie Haydn seine Änderungen komponiert? Achtet dabei insbesondere auf den Rhythmus bzw. das Metrum.

3. Arbeitsphase

Auflösung. Durch Kompositionsweise und Vortragsanweisungen (nicht durch einen Taktwechsel!) erzeugt Haydn eine Wirkung, die durch eine defekte Schalplatte bekannt ist (Knacksen, Rücksprung und Wiederholung von Musik an einer bestimmten Stelle). Das ist natürlich witzig und wurde sicherlich auch früher schon als Witz erkannt, zumal das Menuett als Tanz bekannt und durch die Komposition ein Stolpern der Tanzenden vorprogrammiert war. Die Auflösung ist auf verschiedene Weise möglich:

  • über das Mitklatschen des Rhythmus mit der zu hörenden Taktänderung (s. Rhythmusstimme des angepassten Spielsatzes),
  • über die Ausführung eines angepassten Spielsatzes zur Musik zur originalen Komposition oder
  • über eine Notenanalyse der originalen Partitur oder
  • unter Verwendung des nachstehenden Videos zum Mitlesen der Partitur (Erläuterungen: in dem Video ist der Farbbalken in den A-Teilen grün, im B-Teil rot und der Taktwechsel wird visuell hervorgehoben).
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J. Haydn, Symphony in A, H.I No. 65 - 3. Menuetto, Quelle: Youtube