Symphonic Metal

Inhaltsverzeichnis

Dimmu Borgir mit Symphonieorchester und Chor (Wacken Open Air Festival 2012)
Quelle: mindbreed.de

Einführung

Symphonic Metal ist, wie der Name schon sagt, ein Cross Over aus symphonischen Elementen und Metal. Dabei können alle erdenklichen Subgenres des Metals mit Orchestrationen unterschiedlicher Art, von Klassik bis Moderne, kombiniert werden. Heraus kommt eine Musik, die an Dramatik, Emotion und Atmosphäre oft kaum zu überbieten ist. Das ist ein bisschen als würde man die wuchtigsten, lautesten Stellen einer Wagner Oper noch mit dem brachialen Sound einer Metal-Band kombinieren.

Klangbeispiel

Im Klangbeispiel können wir einen riffbasierten Teil A und einen melodiebasierten Teil B hören. Die Metal-Elemente würden hier mit den runtergestimmten Gitarren eher aus dem Death Metal kommen. Das Orchester orientiert sich an moderner Filmmusik, in Teil A sind dramatische Akzente zu hören, in Teil B eine epische, heldenhafte Melodie. Auf Gesang wurde verzichtet, um die instrumentalen Besonderheiten besser hervorzuheben.

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Klangbeispiel Symphonic Metal, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0

Besonderheiten

Metal

Generell wird jede Musik als Symphonic Metal bezeichnet, bei der sowohl orchestrale als auch Metal-Elemente eine tragende Rolle spielen. Als Metal-Grundlage können hierbei Power Metal, Death Metal, Folk Metal und viele andere dienen. Das schöne am Cross Over ist, dass alles erlaubt ist. Die Kompositionsprozesse der Stücke können dabei ganz unterschiedlich aussehen. Viele Bands haben keine Musiker mit einer Ausbildung in klassischer Komposition und sind für die Arrangements der Orchesterparts auf professionelle Hilfe angewiesen. So werden oft relativ "normale" Songs für eine Metal-Besetzung komponiert und dabei nur grobe Melodien und Parts bezeichnet, die dann später von einem Profi ausorchestriert werden. Dabei können natürlich im Studio nach Erhalten der Orchesterspuren noch einige Anpassungen gemacht werden. Eine zweite Möglichkeit ist, dass bei der Komposition sowohl Metal- als auch Orchesterstimmen gleichermaßen arrangiert werden. So kann eine harmonischeres Gefüge entstehen, da das Orchester mehr Platz bekommt und Harmonik sowie Melodik oft auch orchesternaher geschrieben werden. Natürlich setzt das eine große Menge Know-How voraus, das bei weitem nicht bei jeder Symphonic Metal Band vorhanden ist.

Orchester

Das Orchester selbst bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Klangfarben, Emotionen und Atmosphären. Das Orchester ist auch ein historisches Instrument, das im Laufe der Epochen der klassischen Musik gewachsen ist und in seiner Zusammensetzung immer wieder neu gestaltet wurde. Einige Künstler:innen nehmen dies zum Anlass und benutzen aus der Klassik bekannten Satzmodelle wie zum Beispiel den Dur-Moll-Parallelismus oder die Quintfallsequenz. Auch werden direkt Motive der Alten Meister wie zum Beispiel Mozart oder Dvořák zitiert.

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Rhapsody – The Wizard's Last Rhymes (2001) | Quelle: YouTube

Auf der anderen Seite werden die Orchestrationen ähnlich wie in der Filmmusik eingesetzt um verschiedene Atmosphären bzw. Rahmenbedingungen zu bringen. Dazu werden zusätzlich zum Orchester auch Chöre und Synthesizer benutzt. Die Band Rhapsody zum Beispiel benutzt Chor und Orchester um den Hörer in eine Fantasy-Welt zu bringen, die ein bisschen an Lord of the Rings erinnert. Es ist wohl auch kein Zufall, dass in der Mitte des Songs Unholy Warcry Christopher Lee als Erzähler zu hören ist.

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Rhapsody – Unholy Warcry (2004) | Quelle: YouTube

Turisas singen von den Schlachten der alten Wikinger und untermalen dies mit kriegerischen Trompeten-Staccato Salven.

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Turisas – As Torches Rise (2004) | Quelle: YouTube

Dimmu Borgir benutzen ihr Orchester um düstere Atosphären zu schaffen. Typisch für Symphonic Metal sind auch Parts in denen das Orchester alleine spielt. Dies ist oft in Intros zu hören, kann aber als Kontrast auch in der Song Mitte passieren.

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Dimmu Borgier – Eradication Instincts Defined (2003) | Quelle: YouTube

Nightwish stellen in ihrem Song Scaretale recht erfolgreich einen Kinderalbtraum in einer Art dunklem Zirkus dar. Die Orchestrationen erinnern dabei ein wenig an Filmmusik von Danny Elfman.

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Nightwish – Scaretale (2011) | Quelle: YouTube

Gesang

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal im Symphonic Metal ist die Verwendung einer klassisch ausgebildeten Sopranistin als Leadsängerin. Oft wechselt ihre klassische Singweise mit einer mehr traditionellen Pop/Rock Singweise ab. Zusätzlich kann dieser hohe weibliche Gesang durch eine tiefe Growling-Stimme kontrastiert werden.

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Nightwish - Wishmaster (2000) Quelle: YouTube

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Epica – Abyss of Time (2021) | Quelle: YouTube

Analyse

Um das Arrangement des Klangbeispiels besser nachvollziehen zu können, gibt es im nachfolgenden Player die Möglichkeit jedes Instrument einzeln zu hören, ausgewählte Instrumente stummzuschalten oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren. Es wird empfohlen ausführlich von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen.

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Klangbeispiel Symphonic Metal, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0

Teil A – Riff

Das Klangbeispiel besteht aus zwei Teilen: A und B. A basiert auf einem Gitarrenriff und B auf einer Melodie zusammen mit einer Akkordfolge. Das Riff in A besteht aus zwei Takten, die mit kleinen Variationen vier Mal wiederholt werden. Als kleinstes musikalisches Motiv dient hierbei die Abfolge von zwei palm-muted gespielten 16tel Powerchords auf dem tiefen H und der anschließenden Wiederholung der offen gespielten Abfolge H–C, wobei hier nur das H gepickt wird und das C mit dem sogenannten Hammer-On nur gegriffen wird. Da das Motiv nur drei Achtel lang ist, ergibt sich durch dessen Wiederholung eine rhythmische Verschiebung im Verhältnis von zwei über drei. Anschließend findet sich eine Figur von wieder zwei 16teln auf H, einer 16tel Pause und einer weiteren 16tel H, die so eine nette synkopische Wirkung entfalten kann. Danach beginnt das Motiv erneut, allerdings mit einer 16tel Pause. Abgeschlossen wird die zweitaktige Wendung durch die breitgespielten offenen Power Chords F–C auf den letzten beiden Vierteln.

Orchester

Das Orchester verstärkt die wichtigsten Akzente, indem es die Töne in einem breitgefächerten Unisono über mehrere Oktaven in allen Instrumentengruppen in forte mitspielt. Zur Steigerung gibt es bei jeder Wiederholung des Riffs etwas mehr Akzente. Dies ist besonders gut nachzuvollziehen, wenn man im Mehrspurplayer die Rhythmusgitarre und das Orchester solo schaltet. Am Anfang hören wir die ersten beiden Schläge und die letzten beiden breiten Viertelnoten. Bei der ersten Wiederholung kommt auch die Synkope in der Mitte hinzu. Zu beachten ist auch, dass die beiden Viertel hier nun die Noten D#–E bekommen. Während beim ersten Mal das C eine Art von oben gedachtem Leitton nach H bildet (im Metal typisch), findet hier mit D#–E eine deutlichere Zäsur statt.

Bei der zweiten Wiederholung wird im Orchester im ersten Takt nun allen palm-muted gespielten Noten der Gitarre gefolgt. Parallel bekommen wir im Xylophon und den zweiten Violinen einen aufsteigenden 16tel-Lauf zu hören. Dieser endet nach der gewohnten charakteristischen 16tel Pause auf Schlag 1 des zweiten Takts wieder auf einer Viertelnote F, die hier aber nicht über C nach H aufgelöst wird, sondern in einem dramatischen 16tel-Lauf G–Gb–F–E mündet. Um diese Dramatik noch zu steigern, beginnt die nächste Wiederholung mit einer Achtelpause, woraufhin man zwei Mal die Noten H–C–H in weitestmöglicher Lage zu hören bekommt. Verstärkt wird der Effekt der Pause noch mit einem Effektklang, der dem einer tiefen Trommel ähnelt. Ab Schlag drei läuft das Riff dann wieder ganz normal weiter, nur jetzt bekommen wir am Schluss den Übergang D–D# nach E im nächsten Songteil zu hören.

Drum Arrangements

Als Grundbeat spielt das Schlagzeug auf der Snare den Backbeat und auf der Bass Drum 16tel Noten. Dazu gibt es in der rechten Hand Viertelnoten auf einer halb geöffneten Hi Hat zu hören. Die offenen Viertelnoten der Gitarre in Takt 2 werden durch zwei Schläge auf den lauter und länger klingenden Crash Becken hervorgehoben. Parallel dazu findet in der Bass Drum eine rhythmische Beschleunigung auf 32stel Noten statt, die durch ihre hohe Geschwindigkeit eine Art Klangteppich und somit eine zusätzliche öffnende Wirkung erzeugen. In Takt 4 werden die Viertelnoten, um die Zäsur zu unterstreichen, durch zwei einfache Viertelnoten in Bass Drum und Crash Becken, die durch einen kurzen Fill-In eingeleitet werden, begleitet. Daraufhin findet erneut eine rhythmische Beschleunigung statt, um in der zweiten Wiederholung ein wenig zu steigern und die 16tel Läufe im Orchester zu untermalen. Nach einem weiteren Fill-In wird in Takt 6 der chromatische Lauf durch vier 16tel in Snare Drum und Standtom hervorgehoben und auch die Achtelpause auf Schlag 1 des siebten Takts wird zusammen mit dem gesamten restlichen Ensemble eingehalten. Nach der Pause wird der lauteste Part im Orchester auch im Schlagzeug wieder durch ein paar 32stel Noten hervorgehoben. Der Übergang zu Teil B wird genau wie in der Mitte mit einem kurzen Fill-In und zwei Viertelnoten auf Crash Becken und Bass Drum begleitet.

Teil B – Harmoniefolge

Nach dem Riff auf der Tonstufe H in Teil A steht jetzt eine Melodie und Harmoniefolge in E-Moll im Vordergrund. Im eintaktigen Wechsel bekommen wir zwei Mal die Akkordfolge Em–C–Hm–D zu hören. Besonders der Schritt von C-Dur nach h-Moll entfaltet eine leicht melancholische, emotionale Wirkung, wobei das strahlende D-Dur am Ende jeweils noch eine gehörige Portion Pathos dazugibt. Instrumentalisiert wurde die Akkordfolge durch offen gespielte 16tel Powerchords in der Rhythmus-Gitarre, die durch den hohen Grad der Verzerrung wie eine breite Klangfläche klingen. Die tiefen Quintakkorde werden im Orchester durch Fagott, Posaune und den Männerstimmen des Chors verstärkt. Die Grundtöne dazu spielen E-Bass, Kontrabass und Tuba. Die Terzen der Akkorde liegen in den Frauenstimmen des Chors, in den Hörnern und in der Melodie.

Melodie

Die Melodie ist in der ersten Hälfte von Teil B einstimmig und ab der zweiten Hälfte dann zweistimmig zu hören. Sie folgt der Akkordfolge, wobei sie immer am Anfang eine Halbe Note in Terzlage spielt, die dann mit zwei Vierteln oder einer punktierten Rhythmik zum nächsten Akkord hinführt. Einzige Ausnahme ist der erste D-Dur-Akkord, bei dem die Melodie in Quintlage startet. Ab der zweiten Hälfte übernimmt dann die zweite Melodiestimme die Terzen. Instrumentiert wurden die Melodien durch zwei E-Gitarren, Flöten, Oboen, Hörner, Trompeten, Geigen und den Celli, die in hoher Lage eine besonders emotionale Klangfarbe entwickeln. Gerade auch das laute Blech verleiht der Melodie einen heldenhaft pathetischen Anstrich.

Arpeggios

Zusätzlich bekommen wir im Klavier eine 16tel Arpeggiofigur zu hören, die die Akkorde mit einer Dreierbetonung herunterbricht. Dazu gibt es jeweils vor dem Anfang der Melodie einen 32stel-Lauf nach oben, der ein bisschen den Effekt eines "Anlaufnehmens" hat und so dem Part noch mehr Offenheit und Pathos verleiht. Man kennt das vielleicht aus der Filmmusik. Dies wird im Orchesterschlagwerk durch Crescendowirbel in großer Trommel, Pauken und Hängebecken noch verstärkt. Besonders gut ist dies zu hören, wenn man im Mehrspurplayer das Orchester auf Solo schaltet. Dabei ist zu beachten, dass die tiefen Instrumente hier bewusst etwas "dünn" abgemischt sind, da die tiefen Frequenzen schon im E-Bass und den E-Gitarren ausreichend vorhanden sind.

Zusammenfassung

Insgesamt entstehen so zwei kontrastierende Teile. Teil A steht auf der Tonstufe H, Teil B hat eine vollständige Harmoniefolge in e-Moll. Dass verschiedene Songteile auf verschiedenen Tonstufen bzw. in verschiedenen Tonarten stehen, ist eine typische Eigenart im Metal. Außerdem hören wir in Teil A eher kürzere, staccato-artige Noten und in B hauptsächlich lange und breite Töne. Schließlich liegt der Fokus in A auf dem tiefen Gitarrenriff, während in B die Melodie in höherer Lage in den Vordergrund tritt. Das alles führt zu einem Kontrast, der beide Songparts optimal heraushebt.

Downloads

Nachfolgend sind vom Klangbeispiel Symphonic Metal sowohl eine Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt. Die Wav-Files können in eine DAW wie zum Beispiel Cakewalk geladen werden und stehen zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung (CC0). Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 100bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.