In der Gehörbildung werden große Terzen häufig mit Dur, kleine Terzen mit Moll in Verbindung gebracht. Für das Hören von Musik sind diese Assoziationen jedoch problematisch, weil in spezifischen Kontexten große Terzen auch nach Moll und kleine nach Dur klingen können:
Für den Klang tonaler Musik sind im Außenstimmensatz Terzen und Terzparallelen von kaum zu überschätzender Bedeutung. Die beiden Beispiele aus Choralsatzbearbeitungen Johann Sebastian Bachs zeigen zum Beispiel sechs parallelgeführte Terzen:
In der Durchführung der Sonate in C-Dur KV 279 von Wolfgang Amadeus Mozart findet sich ein viertaktiges Motiv und seine Sequenz...
...dessen Gerüstsatz sich auf eine Tonleiterbewegung aus acht parallel geführten Terzen zurückführen lässt:
Die Terz ist zudem ein strukturell sehr wichtiges Intervall für Kanonbildungen. Das Hauptthema des Kopfsatzes der vierten Sinfonie von Johannes Brahms hat zum Beispiel einen sehr regelmäßigen Aufbau:
Kehrt man in diesem Thema die Sextsprünge aufwärts zu Terzensprüngen abwärts um, so offenbart dieses Thema eine fallende Terzstruktur:
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Brahms sich die Struktur des Themas genau überlegt hat, weil es ihm die kanonische Verarbeitung der Melodie gestattet. Mehr darüber können Sie in dem Tutorial Kanon-Modelle lesen.
Vielen Sequenzen aus Musik, die zwischen 1600 und 1900 komponiert worden ist, liegt der Höreindruck von steigenden oder fallenden Terzen zugrunde. Sequenzen, deren Sequenzstruktur terzweise auf- oder abwärts führt, können in der Regel auf den Parallelismus (›Pachelbel-Sequenz‹) zurückführt werden.
Materialien
- Notenbeispiele des Tutorials als (Musescore)-Datei