Die Septime ist häufig Bestandteil einer Synkopenkette, die Grundlage zahlreicher Sequenzen, z.B. der Quintfallsequenz und des Parallelismus ist:
In der Gehörbildung ist es üblich, große Septimen nach oben und kleine Septimen nach unten aufzulösen. Diese Merkregel ist problematisch, da sich satztechnisch in der Regel kleine und große Septimen abwärts auflösen wie zum Beispiel in einer Quintfallsequenz:
Große Septimen, die sich aufwärts auflösen, sind musikalisch gesehen ein ganz anderes Phänomen. Es entsteht, wenn beispielsweise in einer Kadenz der Leitton verzögert aufgelöst wird:
Ein sehr bekanntes Beispiel für dieses musikalische Phänomen ist der Schluss der Mattäuspassion von Johann Sebastian Bach. Die letzte Textezeile lautet:
Wir setzen uns mit Tränen nieder und rufen dir im Grabe zu: Sanfte Ruh, ruhe sanfte, sanfte Ruh!
Und zur Veranschaulichung des Textes endet Bach die ganze Matthäuspassion mit einem Mollakkord (was zur Zeit der Urauffühung um 1727 für größere Kompositionen noch eine Besonderheit war) und mit dem Vorhalt einer großen Septime in den Oboen:
Johann Sebastian Bach, Matthäuspassion BWV 244
Netherlands Bach Society, Leitung: Jos van Veldhoven, Quelle: YouTube
Als Melodieintervall tritt die Septime in zwei Kontexten besonders häufig auf:
- die kleine Septime als melodische Steigerung eines auftaktigen Sextsprungs (Septimsprung zur metrisch schwereren Zeit) und
- als Lagenwechsel im Rahmen einer fortlaufenden Tonleiterbewegung (Septimsprung zur metrisch leichten Zeit).
Das folgende Notenabbildung zeigt für beide Vorkommen jeweils ein Beispiel:
Die Septime ist im Sinne Rameaus (siehe hierzu Dominanten und die Sixte ajoutée) eine charakteristische Dissonanz einer satztechnischen Dominante. Eine Anleitung zur Auflösung diatonischer Septakkorde finden Sie hier.
Materialien
- Notationsdatei zu diesem Tutorial (Musescore)