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Neue Deutsche Härte

Inhaltsverzeichnis

Rammstein live | Quelle: rockantenne.de (Foto: Guido Karp)

Einführung

Neue Deutsche Härte – die bekannteste Band dieses Genres ist die deutsche Band Rammstein, die besonders mit ihren grandiosen Live-Shows mit atemberaubender Pyrotechnik Weltruhm erlangen konnte. Die Neue Deutsche Härte kombiniert einen stampfenden Beat und Gitarrenriffs, die eher aus dem Groove Metal stammen könnten und besonders durch ihre Einfachheit und die Vielzahl der Wiederholungen hervorstechen. Dazu kommen elektronische Elemente wie Streicher-Pads, Effektsounds sowie ab und zu auch Beats, die der Musik mehr Kraft und Emotionalität verleihen. Komplettiert wird das Ganze noch durch Männergesang in deutscher Sprache und tiefer Lage, bei dem das gerollte R oft eine große Rolle spielt.

Klangbeispiel

Im nachfolgenden Klangbeispiel gibt es zwei kontrastierende Teile, von denen der erste als Verse und der zweite als Chorus gedacht ist. Im Verse wechselt sich ein freier Platz, der mit Gesang ausgefüllt werden könnte, mit Fragmenten des Hauptriffs ab. Im Chorus wird dieses Riff nun gespielt und es erscheint über dessen monotone Wiederholungen eine emotionale Melodie. Auf Gesang wurde verzichtet, um die instrumentalen Besonderheiten besser hervorzuheben.

Verse
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Klangbeispiel Neue Deutsche Härte, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0

Besonderheiten

Die Rhythmusgitarren spielen im Prinzip alle Spielarten, wie man sie auch aus anderen Metal-Genres kennt. Das heißt, es gibt Powerchords (Grundton + Quinte) und ein Konglomerat aus offen und abgedämpft (palm-muted) gespielten Tönen. Die Riffs selbst sind aber oft einfacher und werden taktweise in hoher Anzahl wiederholt, wodurch die Musik einen repetitiven Charakter bekommt, wie man ihn auch aus elektronischer Musik kennt. Dazu passend spielen die Drums einfache, sich wiederholende Beats, bei denen die Bass Drum oft auf jede Viertel gesetzt wird.

Im Songarrangement werden oft Kontraste gesetzt, indem das Riff in den Strophen nur vom Bass beziehungsweise einem Synthesizer-Bass gespielt wird. Passend dazu wird dort das Schlagzeug eher reduziert gespielt oder durch einfache, zurückgenommene elektronische Beats ersetzt.

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Rammstein – Mein Teil (2004) | Quelle: Youtube

Keyboards und Sampler

Zusätzlich zu den Metal Elementen spielen auch synthetische Elemente wie Synthesizer, Samples von Geräuschen und elektronische Drum Sounds eine tragende Rolle. Diese werden dazu benutzt Atmosphären zu erzeugen, die dem Song zusätzlich zur Aggressivität der Rhythmusgruppe einen hohen Grad an Emotionalität verleihen. Dabei reicht die Bandbreite von Melancholie über Düsterheit bis hin zu industriellem Flair. Zusätzlich werden die Synthesizer oft benutzt um Riffs zu verstärken oder um Melodien zu spielen.

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Rammstein – Armee der Tristen (2022) Quelle: Youtube

Gesang

Der Gesang wird vorwiegend auf Deutsch von Männern in tieferen Lagen vorgetragen, wobei oft das R übertrieben stark gerollt wird. Zur emotionalen Steigerung wird dabei auf eine Mischung aus Sprechgesang und melodischem Gesang zurückgegriffen, wobei die Grenzen zwischen beidem hier eher fließend sind. Wer des Englischen mächtig ist, findet nachfolgend eine interessante Analyse einer Opernsängerin zu Till Lindemanns Gesang im Song Engel.

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Elizabeth Zharoff, Vocal analysis of Rammstein's "Engel" live performance at Madison Square Garden 2010 | Quelle: Youtube

Analyse

Um das Arrangement des Klangbeispiels besser nachvollziehen zu können, gibt es im nachfolgenden Player die Möglichkeit jedes Instrument einzeln zu hören, ausgewählte Instrumente stummzuschalten oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren. Es wird empfohlen ausführlich von diesen Möglichkeiten Gebrauch zu machen, um einzelne Aspekte der nachfolgenden Analyse besser verstehen zu können.

Verse
Chorus
Verse
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Klangbeispiel Neue Deutsche Härte, für euch aufbereitet von Dennis Schwachhofer | Lizenz: CC0

Riff

Das Motiv des Riffs ist hier eher einfach aufgebaut. Am Anfang steht das kleine Motiv d – d – e – f. Das d wird danach drei mal wiederholt, wobei am Anfang jeder Wiederholung eine 16tel Pause steht. Am Schluss wird das Motiv noch einmal gespielt, allerdings wieder mit einer Pause beginnend. Dieses gesamte Gebilde wird taktweise wiederholt, wobei bei jeder zweiten Wiederholung die letzten beiden Noten durch A und Gis ersetzt werden. So entsteht in zweitaktiger Wiederholung eine Art Öffnung und Schließung.

Im Chorus wird das Riff von vielen E-Gitarren, einem E-Bass und einem Synthesizer Bass gespielt, mit dem Ziel einen möglichst "fetten" Sound zu kreieren. Im Verse wird als Kontrast die Instrumentation reduziert. So wird das Riff hauptsächlich vom Synth Bass gespielt, wobei jeden zweiten Takt der E-Bass und ein paar wenige Gitarren dazukommen. Dies könnte beispielsweise ein Frage- und Antwortspiel mit dem Gesang ergeben.

Drums

Passend zum einfachen Riff spielt das Schlagzeug einen Four on the Floor Beat. Hier spielt die Bass Drum auf allen vier Vierteln und die Snare auf dem sogenannten Backbeat (Schlag 2 und 4). Dies ist eigentlich ein Standardbeat wie man ihn auch aus der Popmusik und der elektronischen Musik kennt. Nur gibt es hier die besonders wuchtige Variante, indem auf jeder Viertel ein Crash-Becken mit der rechten Hand und zusätzlich die Offbeats auf der halboffenen Hi Hat mit der linken Hand gespielt werden. So werden die Viertel noch mehr betont, aber gleichzeitig auch die Offbeats gespielt, die dem Beat mehr Drive geben. Es lässt sich besonders gut nachvollziehen, wenn man im Mehrspurplayer die Drumspur auf Solo schaltet und sich den Chorus anhört. Diese Variante des Four on the Floor ist typisch für die Neue Deutsche Härte und andere verwandte Genres.

Im Verse spielen die Drums passend zur sonstigen Reduktion nur die Bass Drum und die Hi Hat davon und sind mit einem Hi-Cut Filter (weniger hohe Frequenzen) belegt um den Beat noch mehr in den Hintergrund zu rücken. Das schafft Platz für das elektronische Percussion-Ensemble. Zum einen wird der Foor on the Floor Beat auf einer Art elektronischen Drum Set gespielt. Zum anderen gibt es eine Art Field Drum, die einen Marching Rhythmus spielt, der dem ganzen Song etwas Stampfendes, Marschierendes verleiht. Da beides stark verzerrt klingt, entsteht hier schon ein Teil der typischen Noise-Elemente, die für ein intensives düsteres Klangerlebnis sorgen. Es wird empfohlen, sich im Mehrspurplayer einmal nur die Drums und die Percussions gemeinsam anzuhören, um das Feeling das von nur diesen beiden Spuren ausgeht besser nachvollziehen zu können.

FX – Special Effects

Der oben beschriebene Noise wird noch einmal durch die FX-Spur verstärkt. Hier finden sich zum einen Boom Sounds, die die Lücken der Gitarren im Verse etwas füllen, und zum anderen das Spannung erzeugende Gekreische eines Waterphones, das mit einem Bogen gespielt wird. Außerdem gibt es noch ein paar Rise Sounds, die den Break vor und den Übergang zum Chorus noch dramatischer wirken lassen.

Synthesizer

Auf der Synth Bass Spur befindet sich als erstes der oben beschriebene Synthesizer Bass, der das Riff mit einem verzerrten Basssound mitspielt. Zusätzlich gibt es aber noch einen arpeggierten Sound, der mit einer kleinen Sekunde die düstere Atmosphäre mit ein paar Dissonanzen anreichert. Außerdem spielen ein paar Bässe ausschließlich 16tel auf dem Grundton, um so der Musik mehr Kontinuität zu verschaffen.

Zusätzlich dazu gibt es im Chorus einen Pad Sound, der als einziger über den liegenbleibenden Grundtönen des Riffs die Harmoniefolge Dm – Am – Gm – Dm spielt. Wenn man das Pad im Mehrspurplayer auf Solo schaltet, lässt sich hier die emotionale, melancholische Seite des Klangbeispiels gut hören. Dazu erklingt mit einem stark verstimmten Sound eine Melodie, die den Akkordtönen genau folgt. Da Harmonie- und Melodietöne beide ganztaktig wechseln, wird so das repetitive Riff optimal herausgearbeitet. Jede Wiederholung bekommt auf diese Weise eine andere Klangfarbe.

Verse und Chorus

Insgesamt ergibt sich trotz vieler gleichbleibender Elemente ein spürbarer Kontrast zwischen Verse und Chorus. Folgende Elemente tragen beim Übergang zum Chorus dazu bei:

  • Gitarre und Bass kommen hinzu und spielen das Riff jetzt vollständig.
  • Die Drums spielen jetzt den vollen Four on the Floor Beat.
  • Es kommt eine Leadgitarre dazu, die ein zweites Ostenato spielt.
  • Es erscheinen eine Harmonie und eine Melodie.
  • Der Break vor dem Chorus hilft, diesen noch besser herauszuarbeiten, weil die Musik durch das kurze Stocken danach noch einmal mehr Fahrt aufnehmen kann.

Metal und Industrial

Es empfiehlt sich im Mehrspurplayer einmal alle Gitarren und die ersten beiden Spuren stummzuschalten, um zu hören wieviel bei diesem Klangbeispiel eigentlich aus dem Genre Industrial kommt. Schaltet man mit den Gitarren und den restlichen Instrumenten die Metal-Elemente dazu, ergibt sich hier genau der Mix zwischen Industrial und Metal, Düsterheit und Melancholie, der zusammen mit dem stampfenden Four on the Floor die Musik der Neuen Deutschen Härte auszeichnet.

Downloads

Nachfolgend sind vom Klangbeispiel Neue Deutsche Härte sowohl die Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt. Die Wav-Files können in eine DAW (wie zum Beispiel der kostenlosen Cakewalk) geladen werden und stehen zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung (CC0). Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 90bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.

Weitere Beispiele für Neue Deutsche Härte

Sowohl dieser Artikel als auch das verwendete Klangbeispiel kann leider nur einen kleinen Teil der in der Neuen Deutschen Härte stilistisch typischen Element abdecken. Nachfolgend finden sich noch ein paar weitere Klangbeispiele, um noch ein paar weitere Varianten vorzustellen:

Megaherz – Jagdzeit

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Megaherz – Jagdzeit (2012) | Quelle: Youtube

Rammstein – Donaukinder

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Rammstein – Donaukinder (2009) | Quelle: Youtube

Eisbrecher – Miststück

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Eisbrecher – Miststück (2012) | Quelle: Youtube