Passacaglia: Der Anfang und die Vorgehensweise

Anleitung

Eine festliche Ouvertüre

Im Folgenden kannst du eine Passacaglia für ein Tasteninstrument ausarbeiten. Eine Schwierigkeit entsteht gleich zum Anfang: Ist er zu einfach gehalten, um den anschließenden Variationen nicht vorzugreifen, wirkt der erste Bassdurchgang meist sehr langweilig. Deswegen ist es gut, in auf eine besondere Weise zu gestalten, z.B. im Stil einer französischen Ouvertüre. Hierzu können wir uns an einem typischen Rhythmus einer französischen Ouvertüre z.B. von J. S. Bach orientieren:

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Johann Sebastian Bach, Ouvertüre der Orchester-Suite Nr. 2 in h-Moll BWV 1067 (Ton Koopman), Quelle: YouTube

Natürlich muss dieser Rhythmus noch dem 3/4-Takt einer Passacaglia angepasst werden (wenn du in der Abbildung oben den Slider nach rechts ziehst, kannst du sehen, welche Teile der Rhythmik für die folgende kleine Ausarbeitung von Bach verwendet worden sind).

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Der Rhythmus des Basses (gelb markiert) wurde aus einer anderen (französischen) Ouvertüre von J. S. Bach entlehnt und dem Dreivierteltakt der Passacaglia angepasst:

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Johann Sebastian Bach, Ouvertüre der Partita in D-Dur BWV 828 (Trevor Pinnock), Quelle: YouTube

Die Vorgehensweise

Sollten du der Meinung der Prinzen sein, das sei »doch alles nur geklaut«, dann beruhigt dich vielleicht, dass man das im 18. Jahrhundert keineswegs so gesehen hat wie heut, im Lichte eines strengen Urheberrechts. Denn die Nachahmung galt im 18. Jahrhundert als legitimes Mittel beim Erlernen des Kompositionshandwerks:

Der locus exemplorum könnte wol in diesem Fall auf eine Nachahmung andrer Componisten gedeutet werden, wenn nur seine Muster dazu erwehlet, und die Erfindung bloß imitiret, nicht aber nachgeschrieben und entwendet würden. Wenn endlich alles um und um kömmt, wird an dieser Exempel=Quelle, so wie wir sie hier nehmen, wol das meiste hergeholet: es ist auch solches nicht zu tadeln, wenn nur mit Bescheidenheit dabey verfahren wird. Entlehnen ist eine erlaubte Sache; man muß aber das Entlehnte mit Zinsen erstattet [...]

Johann Mattheson, Der vollkommene Capellmeister, Hamburg 1739, S. 131.

Die sich dem festlichen Beginn anschließend Variation kann dann gegenüber der ouvertürenhaften Vorstellung des Themas relativ einfach gehalten werden. Das folgende Beispiel zeigt den Gerüstsatz und beim Ziehen des Sliders eine einfache Ausarbeitung der linken (Viertel) und rechten (Achtel) Hand:

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Über die verschiedenen Möglichkeiten der Diminution, über polyphone Inszenierungen und die Dramaturgie (Kontraste, ritardierende Momente etc.) kannst du mehr im dritten Teil der Anleitung zum Thema Passacaglia schreiben erfahren.