Modelle der Formenlehre: Typen und Formfunktionen

Inhalt

Initiiert wurde diese Formenlehre für den Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen durch das OpenBook Formenlehre von Ulrich Kaiser. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es auf der Open Music Academy für die kollaborative Zusammenarbeit freigegeben. Hilf mit es aktuell zu halten, zu erweitern und zu verbessern!

Typ

Typ

Ein Typ ist ein musikalisches Modell mit inneren bzw. intrinsischen Eigenschaften. Zum Beispiel wird in vielen Lehrbüchern für den Typ Periode eine Länge von acht Takten an gegeben. Eigenschaften wie die Länge sind vergleichbar mit Eigenschaften des Frühlings, in dem die Natur zu Blühen anfängt und der Temperaturdurchschnitt auf über 10 Grad steigt.

Formfunktion

Formfunktion

Eine Formfunktion kann, muss jedoch nicht über intrinsische Eigenschaften bestimmt werden. Denn Formfunktionen lassen sich auch nur über ihr Umfeld, also extrinsisch definieren. Zum Beispiel wurde der Frühling oben über intrinsische Eigenschaften veranschaulicht (Blühen, Temperatur), extrinsisch könnten wir ihn auch als die Jahreszeit definieren, die zwischen Winter und Sommer liegt:

Man kann sich eine musikalische Formfunktion als Aufgabe vorstellen, die ein musikalischer Abschnitt in einer bestimmten Komposition übernimmt. Typische Formfunktionen wären zum Beispiel Anfang oder Ende, wobei deren musikalische Umsetzung in der einen Komposition so, in einer anderen ganz anders klingt. Die Formfunktion Ende zum Beispiel kann laut und effektvoll oder aber auch wie ein langsames Verstummen komponiert werden.

Lernziel

Wozu brauche ich das?

Modelle mit intrinsischen Eigenschaften wie z.B. die Periode kann man relativ einfach lernen und mit Hörvorstellungen verbinden, wenn dazu die passende Musik zur Verfügung steht. Extrinsisch definierte Funktionsbegriffe wie zum Beispiel Seitensatz oder Durchführung hingegen sind schwerer zu verstehen, weil hierfür meist größere Musikausschnitte angehört werden müssen (und viele Fragen lassen sich zudem erst klären, wenn andere Kompositionen zum Vergleich herangezogen werden).

Wenn du dich ernsthaft mit der Form von Musik auseinandersetzt, wirst du dir irgendwann die Frage stellen, wie du die Musik hörst, die du gerade hörst. Und wenn du dir diese Frage gewissenhaft stellst, wirst du schnell erkennen, dass Kompositionen, die unterschiedlich klingen, in ihrem Aufbau ähnlich sein können. Formenlehre versucht nichts anderes, als für bestimmte, sich wiederholende Hörerfahrungen Begriffe zur Verfügung zu stellen, damit man sich mit anderen Menschen gut über sein eigenes Verständnis von Musik unterhalten kann.