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Walzer Op. 39 von Johannes Brahms

Die sechzehn Walzer Op. 39 von Johannes Brahms sind wunderschöne Kompositionen für Klavier, die der Komponist im Original für Klavier zu vier Händen geschrieben hat. Brahms selbst hat seine Kompositionen mehrfach bearbeitet: Es gibt eine einfache als auch eine schwierige Bearbeitung für Klavier zweihändig.
Auf der OMA findest du eine Bearbeitung ausgewählter Walzer für zwei Violinen. Die erste Violine ist dabei vom Schwierigkeitsgrad sehr anspruchsvoll, die Violine zwei ist einfacher zu spielen.

Viel Spaß beim Üben!

Anmerkungen

Brahms, Wien und der Walzer

Die Walzer Op. 39 von Johannes Brahms wurden vor gut 150 Jahren veröffentlicht. Der Komponist widmete die kleinen Stücke, die im Original für Klavier zu vier Händen komponiert worden sind, seinem Freund Eduard Hanslick:

Soeben den Titel zu vierhändigen Walzern schreibend, die nächstens er­schei­nen sollen, kam mir ganz wie von selbst dein Name mit hinein. Ich weiß nicht, ich dachte an Wien, an die schönen Mädchen, mit denen du vierhändig spielst, an dich selbst, den Liebhaber von derlei, den guten Freund und was nicht.

Der berühmt–berüchtigte Musikkritiker und Freund von Brahms fühlte sich geehrt und nahm die Widmung dankbar an. Er schrieb:

Der ernste, schweigsame Brahms, der echte Jünger Schumanns, nord­deutsch, protestantisch und unweltlich wie dieser, schreibt Walzer? Ein Wort löst uns das Rätsel, es heißt: Wien. Die Kaiserstadt hat Beethoven zwar nicht zum Tanzen, aber doch zum Tänzeschreiben gebracht, Schu­mann zu einem ›Faschingsschwank‹ verleitet, sie hätte vielleicht Bach sel­ber in eine ländlerische Todsünde verstrickt.

Bei den Walzern Op. 39 handelt es sich nach Aussage des Komponisten um kleine unschuldige Stücke in Schubert'scher Form. In der Tat hat Brahms alle 16 Walzer in der ABA-Form komponiert, man kann allerdings durchaus geteilter Meinung darüber sein, ob die Walzer so unschuldig sind, wie Brahms es behauptet hat. Denn eigentlich sollten Walzer Kompositionen sein, nach denen schwungvoll im 3/4-Takt getanzt werden kann. Und um das Tanzen nicht zu stören, sind Störungen des 1-2-3-Rhythmus zu vermeiden. In den Walzern von Brahms hingegen finden sich solche Störungen zuhauf und darüber hinaus reizvolle Ausweichungen in entfernte Tonarten, ungewöhnliche Modulationen am Ende der A-Teile und viele andere Leckerbis­sen für Kennerinnen und Kenner der damaligen Kompositionsszene. Auch vom Ausdruck her hat Brahms seine Stü­cke sehr unterschiedlich gestaltet: Vom langsamen Valse triste über den be­häbig wiegen­den Ländler, den schwunghaften Wiener Walzer bis hin zum feurigen Csárdás sind in der Sammlung von Brahms unterschiedlichste Charaktere auf engstem Raum versammelt. Hanslick sah in der Entscheidung des Komponisten, Walzer zu schreiben, eine Huldigung an dessen Wahlheimat Wien. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, dass diese Stadt schon damals für unvergessliche Walzer-Kompositionen eines Josef Lan­ner sowie Johann Strauss (Vater und Sohn) berühmt gewesen ist, also für Kompositionen, die für ungetrübte Lebensfreude stehen und nach denen auch heute noch auf Bällen und Hochzeiten getanzt wird. Doch mit ungetrübter Lebensfreude wollte Brahms offensichtlich nicht konkurrieren. Mit seinen Wal­zern geht er am Kaffeehaus vorbei, ohne einzukehren, die Stücke sind anmutig und zärtlich, jedoch nie überzuckert. An vielen Stellen macht sich zudem eine Melancholie und Traurigkeit breit, die dem Vordergrund nicht zu trauen und im Hintergrund nach Wahrheit zu suchen scheint, so wie es im Wien des frühen 20. Jahrhunderts Sigmund Freud getan hat. Nicht zuletzt dieser Tonfall ist es, der die kleinen Walzer zu großen Stücken des Komponisten Brahms macht.