Dubstep

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Magnetic Man, eines der einflussreichsten Trios im Dubstep | Quelle: Wikimedia

Dubstep entstand Anfang des 21. Jahrhunderts in Südlondon als eine Vermischung von 2-Step-Garage-Beats mit typischen Produktionselementen von Dub. Das für heutigen Dubstep so charakteristische und obligatorische schwere Halftime-Feel der Drums war allerdings nur Teil eines Subgenres, dem Half-Step, was in darauffolgenden Jahren zum Hauptgenre des Stils wurde. Anfangs war der Stil von progressiven, dunklen Arrangements und experimentellen Beats gekennzeichnet. Gegen 2007 entwickelte sich ausgehend von Caspa und Rusko jedoch ein aggressiverer Stil von Dubstep, welcher vor allem in den USA große Beliebtheit fand und dort gegen 2010 durch den amerikanischen Produzenten Skrillex seit seiner Veröffentlichung der Scary Monsters And Nice Sprites EP verbreitet wurde und bis heute dort seine größte Wirkungsstätte hat. Bezeichnet als Brostep, ist das Subgenre gekennzeichnet von aggressiven Bässen, kreischenden Lead-Sounds und mächtigen Drums. Durch seinen massiven internationalen Erfolg Anfang der 2010er Jahre ist es im Grunde zu dem geworden, was der Volksmund allgemein unter Dubstep versteht. Dubstep verschwand jedoch nach wenigen Jahren wieder von der Bildfläche und hat zwar immer noch eine eingeschworene Fangemeinde, legte seitdem aber keine nennenswerte Entwicklung zurück. Dieser Artikel setzt sich vorrangig mit der modernen und bekannten Form des Stils auseinander.

Merkmale

Das typischste für Dubstep sind druckvolle und stark modulierende Bässe, ein Tempo von 135 bis 150 bpm, Molltonarten und natürlich das schwere Halftime-Feel von Kickdrum und Snaredrum. Das Design der Bass-Sounds nimmt eine sehr zentrale Rolle ein. Meistens werden diese in Klangfarbe und Tonhöhe so moduliert, dass diese einen eigenen Rhythmus bekommen und den meisten Raum im Mix einnehmen. Diese Bässe haben oft einen metallischen und scharfen Klang, dem nicht immer eine direkte Tonhöhe zu entnehmen ist. Nicht selten beschränken sich die Sounds aber auch auf die tiefsten Frequenzen und haben sehr wenig Höhenanteil im Mix.

Im Folgenden sollen die genretypischen Merkmale anhand eines Demo-Loops von 140 bpm herausgearbeitet und dargestellt werden.

Drop 1
Break
Build-Up
Drop 2
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Klangbeispiel Dubstep, aufbereitet von Marius Wünsch | CC0

Drums

Man hört sofort das schwere Halftime-Feel aus dem Groove heraus. Die Snare spielt immer auf jede dritte Viertel, während die Kickdrum ein wenig freier gestaltet ist, sich aber generell in dieses Feeling einfügt. Zusätzlich spielen die Hi-Hats, Ride-Becken und die Ghostnotes der Snare treibende Patterns, die das hybride Halftime-Feel unterstützen. Der Sound der Drums ist recht knackig und kurz und lässt viel Platz für andere Elemente im Mix, wobei die Snare trotzdem mit einem deutlichen Hall versehen ist, der ihr mehr Gewicht verleiht. Generell kann man sagen, dass sich die Drumssounds im modernen Dubstep ein wenig an denen von diversen Rock- oder Heavy-Metal-Genres orientieren. In diese Ästhetik fügt sich auch der Tomfill vor dem zweiten Drop ein.
Mächtigere Drumsounds sind durchaus üblich – vor allem im Brostep und seinen Nachfolgern, den populärsten Subgenres von Dubstep.

Drop 1
Build-Up
Build-Up
Drop 2
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Bassline

Wie man hört, sind die Bässe im Dubstep ein sehr zentrales und komplexes Element. Klangveränderung, Rhythmisierung und Tonhöhenveränderung gehen Hand in Hand und erschaffen eine ganz eigene Dynamik. Das Sounddesign der Bässe und der Verlauf der Bassline(s) nimmt in der Regel sehr viel Raum im kreativen Prozess eines Dubstep-Songs ein. Regeln oder besonders typische Vorgehensweisen gibt es hier aber eigentlich nicht. Der Fokus liegt gerade auf dem Experimentieren mit verschiedenen Ansätzen bei der Klanggestaltung, auch wenn sich immer wieder verschiedene Trends abzeichnen.
In diesem Song werden mit Absicht zwei unterschiedliche Arten von Basssounds verwendet: ein eher traditioneller, dumpfer Subbass mit wenig bis keinen Obertonanteilen und eine Collage aggressiverer und sehr charakteristischer Bässe. Letztere werden oft auch Growls genannt. Es wird empfohlen, im folgenden Mehrspurplayer beide Bässe zusammen und getrennt voneinander anzuhören.

Bassklänge

In den Anfängen des Dubstep klangen die Bässe meistens eher dumpf und beschränkten sich oft sogar nur auf den Subbass – ein Erbe der Dub-Musik – , wodurch sie allerdings nur auf entsprechend großen Lautsprechern wiedergegeben werden können. Die aggressiveren Basssounds fanden nach und nach ihren Weg in die Produktionen und wurden ca. gegen Anfang der 2010er Jahre zum wichtigsten Merkmal von Dubstep.
Diese Basssounds sind fast immer rein synthetischer Natur. Das Grundsignal sollte dabei ein recht obertonreicher Klang sein, wie zum Beispiel eine Sägezahn-, Rechtecks- oder verzerrte Sinuswelle. Anschließend kommen Filter – meist vom Typ Notch oder Bandpass – zum Einsatz, die per LFO oder Automationskurven moduliert werden. Dadurch ergeben sich Veränderungen in der Obertonzusammensetzung, welche anschließend durch extreme Verzerrung sehr stark hervorgehoben wird. Dieser Prozess wird oftmals auf einem Sound mehrmals hintereinander angewandt, bis der gewünschte Sound und die gewünschte Lebendigkeit erreicht ist.

Drop 1
Break
Build-Up
Drop 2

Akkorde

Bei den Akkordinstrumenten ist der Einfluss von Dub am stärksten. Die Offbeat-Reggae-Chords im Break und das psychedelische Delay mit punktierten 16teln oder Achteln sind beide direkte Hommagen an den alten Musikstil. Das Dub-Delay wird seit der Geburtsstunde dieser Musik bis heute in zahlreichen Songs unterschiedlichster Genres eingesetzt. Man beachte auch den Sound der Chords an sich. Diese klingen mit Absicht nach Vintage-Synthesizern oder entstammen im Fall von Rhodes sogar einem echten Instrument, um sich mehr in die Ästhetik von Dub und Reaggae einzufügen.

Im Break kommt noch ein Synth-Pad hinzu, welches sich in die simple Harmonik von Em und G einfügt, Fülle im Mix herstellt und einen Kontrast zum basslastigen Drop herstellt. Damit wird das Pad genauso eingesetzt wie in vielen anderen bassbetonten Stilen auch, wie zum Beispiel Tech House oder Drum&Bass. Pads können auch im Drop vorkommen, wenn ein vollerer Mix an dieser Stelle gewünscht ist.

Drop 1
Break
Build-Up
Drop 2
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Leads

Die Lead-Sounds beschränken sich auf kurze Motive, die nur ab und zu erklingen. Dadurch lassen sie im Drop viel Platz für die Bässe und im Break für die Reggae-Chords. Denkbar wäre gewesen, im Break – wo absichtlich keine der aggressiven Bässe erklingen – oder in einer Weiterentwicklung des Drops eine ausgearbeitete Melodie oder sogar Vocals erklingen zu lassen. Dies ist eine ästhetische Entscheidung und hat nichts primär mit dem Stil zu tun. Während Lead-Elemente in den ersten Formen von Dubstep allerdings eher psychedelischen Melodien oder Motiven entsprachen, wurden sie in modernen Produktionen und Substilen immer mehr durch voll ausgearbeitete Melodien oder Vocals abgelöst.

Drop 1
Break
Build-Up
Drop 2

Arrangement und Entwicklung im Verlauf

Moderner Dubstep konzentriert sich wie kein anderes Genre auf den Drop. Spannungssteigernde Abschnitte ohne Bass, die zu einer Art Chorus überleiten, waren in der elektronischen Musik nichts neues; jedoch inszenierte und arrangierte moderner Dubstep Anfang der 2010er Jahre diese Formteile auf eine derart hochenergetische Art und Weise, dass der mit Hochspannung erwartete Bass-Drop zum unverkennbaren Hauptteil der Songs avancierte, anstatt dass die Songs einem eher progressiven Arrangement folgten. Bass-Drop wurde der Formteil deswegen genannt, da dort im Verlauf des Songs zum ersten Mal der Bass und die Drums in ihrer Gänze auftreten und jeglicher Bass im Teil vorher durch Filter-Automationen entfernt wird. Diese Spannungssteigerung wird noch durch sehr prominente Lautstärke-, Hall- und Delay-Automationen sowie markante Tonwiederholungen verstärkt. Seitdem wird in jeder Form elektronischer Musik von Drop und Build-Up gesprochen.

Diesem Arrangement folgt auch der hier vorgestellte Loop. Drop und Break/Build-Up kontrastieren recht stark zueinander. Während die verschiedenen Elemente im ersten Formteil ein recht komplexes Gesamtbild abgeben, ist der zweite Teil wesentlich simpler gestaltet und leitet nach dem Abklingen der hohen Energie nun mit den typischen Mittenl eines Buildups (Lautstärke-, Filter-, Hall-, Delay-Automationen) zum zweiten Drop über. Als besonders darf hier die immer schneller gestaltete Repetition der Kickdrum hervorgehoben werden, welche typisch für modernen Dubstep, aber auch Drum&Bass ist.

Mehrspurplayer und Downloads

Der nachfolgende Player bietet die Möglichkeit, alle Elemente nach Belieben stummzuschalten, einzeln oder in verschiedenen Kombinationen anzuhören oder mit Hilfe des Faders in der Lautstärke zu reduzieren, um einzelne Aspekte der vorangegangen Analyse noch einmal besser nachvollziehen zu können. Dahinter sind vom Klangbeispiel Melodic Techno sowohl die Masterdatei als auch die einzelnen Instrumente als Stems zum Download bereitgestellt (unter CC0-Lizenz). Die Wav-Files können in eine DAW (z.B. Waveform) geladen werden und stehen zum freien Weiterarbeiten zur Verfügung. Es empfiehlt sich dabei, das Songtempo in der DAW auf 140bpm zu stellen, da dann alle Spuren genau auf dem Grid liegen.

Drop 1
Break
Build-Up
Drop 2

Klangbeispiel Dubstep, aufbereitet von Marius Wünsch | CC0

Downloads

Bitte die Stems beim Import in eine DAW um etwa 5dB leiser machen, da es sonst zu Übersteuerungen kommen kann.

Weitere Beispiele für Dubstep

Selbstverständlich können dieser Artikel und das Klangbeispiel nur einen Teil dessen abbilden, was Dubstep ausmacht. Anbei sind noch ein paar Beispiele gelistet, die die verschiedene Ausprägungen des Genres andeuten sollen.

Subtronics – Tuba Demon (HOL! Remix) (eine aktuelle Produktion)

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Subtronics – Tuba Demon (HOL! Remix) (2022) | Quelle: Youtube

INFEKT & Samplifire – CAVERNS (interessantes Beispiel mit Verzicht auf einen klassischen Buildup)

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INFEKT & Samplifire – CAVERNS (2022) | Quelle: Youtube

DJ Fresh – Louder (Doctor P & Flux Pavilion Remix) (einer der bekanntesten Songs aus der Hochphase von Dubstep gegen 2011)

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DJ Fresh – Louder (Doctor P & Flux Pavilion Remix) (2012) | Quelle: Youtube

Skream – Midnight Request Line (ein Klassiker)

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Skream – Midnight Request Line (2005)| Quelle: Youtube

Loefah – Bombay Squad (gilt allgemein als der erste Half Step-Track)

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Loefah – Bombay Squad (2004) | Quelle: Youtube