Arrangieren und Instrumentieren

Dieser Artikel basiert auf dem Buch von Ulrich Kaiser und Carsten Gerlitz Arrangieren und Instrumentieren. Barock bis Pop (2005).

Aus einer Klaviersonate ein Klavierkonzert

Inhalt

H. Fr. Raupach und W. A. Mozart

Als W. A. Mozart auf seiner großen Westeuropareise mit neun Jahren zum zweiten Mal nach Paris kam, dürfte er die Sonate von Hermann Friedrich Raupach kennen gelernt haben, die du im vorherigen Schritt zu einer Sinfonie arrangieren konntest. Raupach hielt sich 1765 für kurze Zeit in Paris auf und war zu seiner Zeit ein geschätzter Komponist. Mozart gefiel die Sonate so gut, dass er sie später zu einem Klavierkonzert (KV 39) umarbeitete.

Besetzung

Für den Klaviersolopart übernahm der junge Mozart den Notentext von Raupach. Als Begleitung arrangierte er die folgenden Instrumente hinzu:

  • 2 Flöten
  • 2 Oboen
  • 2 Fagotte
  • 2 Hörner
  • Klavierpart solo (Notentext von H. F. Raupach)
  • Violinen I
  • Violinen II
  • Viola
  • Violoncello & Kontrabass

Durch dieses Klavierkonzert Mozarts besteht für uns heute die Möglichkeit, eine Arrangierarbeit des jungen Komponisten zu studieren. Am meisten kannst du von einer Analyse des Klavierkonzerts profitieren, wenn du vorher ein eigenes Arrangement ausarbeitest.

Der Hauptsatz

Das nächste Notenbeispiel zeigt den Beginn des Hauptsatzes des Klavierkonzerts KV 39. Studiere die Vorgabe, drucke dir einen Arbeitsbogen zur Aufgabe aus (oder verwende die Notationsdatei zur Aufgabe) und vervollständige die Streicher und Bläserbegleitung. Vergleiche dein Ergebnis anschließend mit dem Lösungsbogen zur Aufgabe.

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Die Überleitung

Die nächste Arbeitsaufgabe enthält die Überleitung der Exposition. Vervollständige auch hier Streicher und Bläser und vergleiche dein Ergebnis mit der Komposition Mozarts.

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Der Seitensatz

Bearbeite mithilfe des Arbeitsbogens nun den Seitensatz des Klavierkonzerts KV 39 und überprüfe dein Ergebnis wieder mithilfe der Originalkomposition.

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Die Schlussgruppe

Vervollständigen dein Arrangement nun durch die Bearbeitung der Schlussgruppe, in der wiederum Streicher und Bläser nur lückenhaft vorgegeben worden sind.

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Eine Einleitung

Mozart hat der Klaviersonate von Raupach nicht nur eine Begleitung hinzukomponiert, sondern auch noch eine kleine Einleitung vorangestellt. Studiere abschließend die ganze Partitur der Exposition des Klavierkonzerts Mozarts. Dazu stehen die drei Formate zur Verfügung:

  • Notationsdatei (MuseScore)
  • Noten der Neuen Mozart Ausgabe (PDF)
  • Handschriftliche Notation 1567 (PDF)
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W. A. Mozart, Piano Concerto Nr. 2 in B-Dur KV 39, Allegro spiritoso (Raupach, Op. 1, Nr. 1), Robert Levin, Academy of Ancient Music, Ltg.: Christopher Hogwood, Quelle: Youtube

Wenn dich musikalische Analyse interessiert ...

Mozarts Klavierkonzert KV 39 und seine Sonate in B-Dur KV 281

Im Folgenden kannst du dir eine langsame Einspielung der Exposition (ohne Einleitung) anhören. Für diese Aufnahme haben wir im Klavierpart einige Manipulationen vorgenommen. Kennzeichne diese Manipulationen, höre dir anschließend noch einmal die Aufnahme an und achte besonders auf die Stellen, an denen Mozarts Orchesterbegleitung der Raupach-Sonate zu seiner Sonate in B-Dur KV 281 »passt«.

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Der locus exemplorum (J. Mattheson, 1731)

Mozart schrieb die Klaviersonate in B-Dur ungefähr sieben Jahre nach seinem Arrangement der Klaviersonate Raupachs. Zweifelsfrei ist die Sonate in B-Dur KV 281 eine großartige Komposition Mozarts, gleichzeitig aber können wir darin deutliche Anklänge an die Sonate seines Kollegen erkennen. Sehr schön wird im Vergleich der Kompositionen ersichtlich, wie die Grenzen zwischen Arrangement und Komposition verschwimmen: Das Klavierkonzert KV 39 ist ein Arrangement mit Kompositionsanteilen, die Sonate in B-Dur eine Komposition mit Anklängen an ein früheres Arrangement.

Der locus exemplorum

Im 18. Jahrhundert war es keineswegs verpönt, zu einer eigenen Komposition durch Bearbeitung fremder Werke zu gelangen, und auch heute noch machen im Jazz- und Popbereich Coverversionen den Hauptteil neuer Musik aus. Das folgende Zitat von Johann Mattheson könnte hierfür als Zeugnis dienen:

Der locus exemplorum könnte wol in diesem Fall auf eine Nachahmung andrer Componisten gedeutet werden, wenn nur feine Muster dazu erwehlet, und die Erfindung bloß imitieret, nicht aber nachgeschrieben und entwendet würden. Wenn endlich nun alles um und um kömmt, wird aus dieser Exempel-Quelle, so wie wir sie hier nehmen, wol das meiste hergeholet [ ... ].

Johann Mattheson, Der vollkommene Kapellmeister, 1739, S. 131.

Das Original: H. Fr. Raupachs Sonate Op. 1, Nr. 1 in B-Dur

Analysiere anschließend die originale Komposition von Hermann Friedrich Raupach. Raupach veröffentlichte seine 6 Sonaten Op. 1 wahrscheinlich im Jahr 1762 in Paris, wo Mozarts sie auf seiner großen Westeuropareise 1765 – also mit 9 Jahren! – kennengelernt haben könnte.

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Hermann Friedrich Raupach, Sonate für Klavier und Violine B-Dur Op. 1, Nr. 1, Violine: Senta Kraemer, Hammerflügel: Veronika Brass