Blues, Boogie und Rock'n'Roll (Schupra)
In diesem Artikel werden Patterns gezeigt, mit denen man Songs aus den Bereichen Blues, Boogie Woogie, Rhythm and Blues und Rock'n'Roll begleiten kann.
Inhalt
Patterns
Guitar-Comping
Eine typische, von der Gitarre abgeleitete Begleitart ist das Spielen von durchgehenden Vierteln in der rechten Hand. Für die Qualität dieser Begleitung entscheidend sind
- die rhythmische Konstanz der Viertel
- die Betonung des Back-Beat
- die Artikulation der Viertel (wie lang bzw. kurz werden sie gespielt)
Die hier gezeigte Rhythmik im Bass kann auch vereinfacht werden, z.B. nur On-Beats auf Harmoniewechsel.
Pro Tips - Freddie Green Style Guitar Comping, Quelle: Youtube
Boogie-Basslinie
Die folgende, zweitaktige Basslinie stammt aus dem Boogie Woogie, ist aber auch für die (später entstandenen) Stilistiken Rhythm and Blues und Rock'n'Roll absolut stiltypisch.
- Im ersten Beispiel spielt die rechte Hand Nachschläge, im zweiten Beispiel ein ostinates Backing.
- Auf der ersten Zählzeit der Takte 2 und 4 in der linken Hand kann statt der Oktave auch die Septime verwendet werden.
- Bei eintaktigen Harmoniewechseln gibt es zwei Möglichkeiten:
a) 1-3-5-6 in jedem Takt
b) Walking-Bass-Prinzip
Nur Basslinie
Camille Howard - Boogie in "G" – Quelle: YouTube
Big Joe Turner "Shake, Rattle and Roll" – Quelle: YouTube
Barrelhouse-Piano
Barrelhouse-Piano bezeichnet einen Stil Ende des 19. Jahrhunderts, bei dem die typischen Blues-Patterns einer Gitarre auf das Klavier übertragen wurden.
- Alle drei nachfolgend gezeigten Patterns basieren auf einer weiten Akkordlage (1-5-10-8 von unten nach oben), die auf die jeweilige Tonstufe transponiert wird. Ausgangspunkt ist also immer die Oktavlage.
- Alt und Tenor machen eine Seitenbewegung - einen kurzen "Sidestep" zur jeweils IV. Stufe
- Es sollte darauf geachtet werden, dass die im Alt liegende Terz nicht zu "grummelig" wird, d.h. nicht unter dem kleinen c. Ist dies der Fall sollte auf andere Comping-Muster der rechten Hand in der gut klingenden Akkordlage um das c1 herum zurückgegriffen werden.
- Typischerweise werden beim Harmoniewechsel Akkorde auf ZZ 4+ vorgezogen, wie in allen nachfolgenden Beispielen bei den Taktübergängen 1/2 sowie 2/3 zu sehen.
- Das Phrasing des mittleren Notenbeispiels erfordert eine ternäre Stilistik, während die anderen beiden Patterns sowohl binär als auch ternär funktionieren.
Katie Webster - Two-fisted mama – Quelle: YouTube
Otis Spann "Spann's Stomp" – Quelle: YouTube
Voicings
Voicings in den Blues-nahen Stilistiken klingen anders als Jazz-Voicings. Im Folgenden werden stiltypische Voicings gezeigt, alle Ausführungen beziehen sich dabei auf die rechte Hand.
Zweistimmige Voicings
Oft klingen bereits zweistimmige Voicings gut. Sie werden so gebildet:
- Lage um das c1 wählen
- Terz und Septime des jeweiligen Akkords verwenden
- die Stimmführung zum nächsten Akkord erfolgt nach dem Prinzip des kürzesten Weges
Dreistimmige Voicings
Dreistimmige Voicings bildet man in diesen Stilistiken so:
- Lage um das c1 wählen
- Terz und Septime des jeweiligen Akkords verwenden
- einen weiteren Ton hinzufügen, nämlich entweder den Grundton oder die Quinte des Akkords
- die Stimmführung zum nächsten Akkord erfolgt nach dem Prinzip des kürzesten Weges
Am folgenden Beispiel kann man sehen:
- In Takt 1 wird zu Terz und Septime der Grundton hinzugefügt
- In Takt 2 wird zu Terz und Septime die Quinte hinzugefügt, nach dem Prinzip des kürzesten Weges bleibt das g aus Takt 1 nämlich einfach liegen
- Parallele Stimmführung wie von Takt 5 zu Takt 6 ist üblich und stiltypisch
Im folgenden Beispiel wird zu Terz und Septime stellenweise die None statt des Grundtons hinzugefügt.
- In Takt 2 tritt die None (d1) statt des Grundtons auf
- Diese None wird im vorangehenden Takt bereits vorbereitet. Dadurch klingt der Harmoniewechsel geschmeidig und elegant.
- In Takt 5 wird die None nicht vorbereitet (das e1 kommt im vorangehenden Akkord nicht vor). Dies klingt etwas "ruppiger", wird aber auch häufig gespielt.
Intros, Interludes und Endings
In den Blues-nahen Stilistiken existieren einige typische Wendungen für Beginn und Ende des Stücks. Sie finden in den Takten 11 und 12 der Blues-Form statt.
Basie
Dieses Ending wird rhythmisch äußerst stabil und zugleich "zart" gespielt, mit einem gewissen "Augenzwinkern". Das erste Beispiel zeigt die Original-Wendung der Basie-Bigband, das zweite Beispiel eine vereinfachte, ebenfalls gängige Version davon. Die letzte Bass-Note muss nicht zwingend gespielt werden.
Walk-Down/Walk-Up
Diese Wendung ist ebenfalls in Takt 11/12 verortet und mündet jeweils in einen Halbschluss in Takt 12 auf ZZ 1. Interessant dabei ist, dass sie als "doppelter Kontrapunkt" funktioniert und sowohl als Intro/Interlude als auch als Ending eingesetzt werden kann. Lediglich der Anschluss in Takt 12 entscheidet darüber, ob das Stück endet oder weitergeht.
Versuche zunächst eine 4- oder 5-stimmige Harmonisation des doppelten Kontrapunktes! (Außenstimmensatz gegeben)
Nachfolgend ein "Walk-Down" als Interlude. Der Halbschluss D7 bleibt im restlichen Takt geöffnet und wird durch einen "Side-Step" unterbrochen. Diese Ausweichung könnte auch chromatisch nach oben geschehen (Eb7).
Im nächsten Beispiel ein ausgesetzter "Walk-Up", der aufgrund der weit auseinander liegenden Außenstimmen fünfstimmig wird und in einen Schluss mit 13er-Akkorden mündet. Auch die "Tonika" wird über einen "Side-Step" bzw. besser "chromatical approach" erreicht.
Drum-Playalongs
- Die Patterns können mit den folgenden Drum-Spuren geübt werden.
- Hilfreich ist – im Sinne des differenziellen Übens –, auch das Metronom als Time-Referenz zu benutzen (z.B. auf Zählzeiten 2 und 4, auf den Off-Beats = 1+, 2+, 3+, 4+,) und immer wieder zu wechseln zwischen Üben mit Playalong, Üben mit Metronom und Üben ohne Hilfsmittel.
Blues Shuffle 70 bpm – Quelle: Youtube
Blues Shuffle 90 bpm – Quelle: Youtube
Blues Shuffle 110 bpm – Quelle: Youtube
Blues Shuffle 130 bpm – Quelle: Youtube