Musiktheoretisches Propädeutikum: Einheit 8 – Harmonielehre: Zusammenklänge III

Alterierte Akkorde, Zwischendominanten, Modulation, Tonalität – PDF


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Alterierte (nichtdiatonische) Akkorde

Dur

Moll

Terzverwandte zweiten Grades (leiterfremde Medianten, ein gemeinsamer Ton)

Dreiklänge in Dur

in Moll

 

Beziehungen

TG

tg

Tonikagegenklang – in Dur: III. Stufe, in Moll: vi. Stufe

          e gis h

as ces es

  TG  

  3↑  

  tp  

T

t

Tonika – Dreiklang auf der I. / i. Stufe

      c e g

        c es g

  T  

 

  t  

TP

tp

Tonikaparallele – in Dur: VI. Stufe, in Moll: iii. Stufe

a cis e

            es ges b

  TP  

  3↓  

  tg  

Beziehungen zwischen alterierten Nebenfunktionen
Kleinterzanstieg bzw. Kleinterzfall = Variantparallelen: gleiches Tongeschlecht, drei Quinten Abstand (T ↔ TP, t ↔ tp)
Großterzanstieg bzw. Großterzfall = Variantgegenklänge: gleiches Tongeschlecht, vier Quinten Abstand (T ↔ TG, t ↔ tg)

Dur

Moll

Sekundverwandte mit Alteration (kein gemeinsamer Ton)

 

Dg

 

Dominantgegenklang – Dreiklang über dem Leitton [vii bzw. ♯vii]

h d fis

Terzverwandte einer Quintverwandten

 

sG

Subdominantgegenklang – verselbständigter Neapolitaner
in Grundstellung [sN = ♭II]

des f as

auch: neapolitanischer Sextakkord [sn = s♭6 = ♭II6]

Akkorde mit übermäßigen und verminderten Intervallen

 

Fünfklänge und weitere Mehrklänge

Übermäßiger Dreiklang

zB: Cü

c e gis

Großer Dominantseptnonakkord

zB: C79

c e g b d

Verminderter Septakkord

B: c°7

c es ges heses

Kleiner Dominantseptnonakkord

zB: C7♭9

c e g b des

Übermäßiger Sextakkord

zB: Cü6

c e ais

Ganztonakkord

 

c d e fis gis ...

Übermäßiger Quintsextakkord

zB: Cü56

c e g ais

Quartenakkord

 

c f b es as ...

Übermäßiger Terzquartakkord

zB: Cü34

c e fis ais

Cluster (Tontraube)

 

mehrere g2 oder k2

Zwischendominanten zu leitereigenen Dreiklängen

Möglichkeiten in C-Dur

 

Möglichkeiten in c-Moll

zur ii. Stufe

(D) Sp

Leitton: cis–d

 

zur iii. Stufe

(D) Tg

Leitton: dis–e

zur III. Stufe

(D) tP

Leitton: d–es

zur IV. Stufe

(D) S

Leitton: e–f

zur iv. Stufe

(D) s

Leitton: e–f

zur V. Stufe

(D) D = DD

Leitton: fis–g

zur v. Stufe

(D) D = DD

Leitton: fis–g

zur vi. Stufe

(D) Tp

Leitton: gis–a

zur VI. Stufe

(D) tG

Leitton: g–as

 

zur VII. Stufe

(D) dP

Leitton: a–b

Erweiterte Kadenz

Erweiterte Kadenz in Dur mit Trugschluss
Lizenz: CC0 | gemeinfrei

Erweiterte Kadenz in Moll mit Trugschluss
Lizenz: CC0 | gemeinfrei

Weitere harmonische Phänomene

Modulation = Etablierung einer Kontrasttonart (demgegenüber: Ausweichung = nur vorübergehendes Erreichen einer Nachbartonart)
Übergang zwischen zwei unterschiedlichen Tonarten und damit Wechsel des lokal gültigen Grundtons; oft mit Vorzeichenwechsel bestätigt
Formbildende Funktion: das Verlassen der Grundtonart (zB: I ↔ V, i ↔ III / v) geht oft einher mit dem Erreichen eines neuen Formteils

  • Diatonische Modulation = Scharnierakkord (Übergangsklang) ist ein leitereigener Klang in der Ausgangstonart und Zieltonart
  • Enharmonische Modulation = Doppeldeutiger Scharnierakkord als typischer alterierter Klang in der Ausgangstonart und Zieltonart
  • Chromatische Modulation = ein Dominantklang der Zieltonart entsteht durch Alteration eines Klangs der Ausgangstonart

Sequenz = eine Folge gleichartiger Akkorde (Sequenzglied) wird aufwärts oder abwärts verschoben

  • reale Sequenz = die Intervallstruktur der verschobenen Akkorde und damit die Klangtypen sind exakt gleich
  • tonale Sequenz = die Verschiebung erfolgt innerhalb einer diatonischen Skala, Sekunden und Terzen sind flexibel

Orgelpunkt = liegender Basston (üblicherweise: 1. oder 5. Stufe), darüber finden harmonische Bewegungen statt

Modalität, Tonalität, Atonalität

(a) Modale Harmonik (vom Mittelalter bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts)
Verwendung diatonischer Modi; lineares Denken, viele mögliche Skalentypen, wenige mögliche Transpositionen
Dissonanzen sind kontrapunktische Phänomene mit reglementierter Vorbereitung und Auflösung; quantitierendes Metrum

(b) Harmonische Tonalität (von der Mitte des 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts)
Dur und Moll mit jeweils 12 Transpositionen; akkordisches Denken, Tonika als Klangzentrum und Auflösungsziel
Dissonanzen sind charakteristische Bestandteile von Akkorden (zB: Dominantseptime, sixte ajoutée der Subdominante)
Hierarchisch gegliederter Akzentstufentakt: die Takt-Eins ist die betonteste Zählzeit

(c) Freie Atonalität (ab dem Anfang des 20. Jahrhunderts)
Vermeidung der Konsonanz, stattdessen Emanzipation der Dissonanz; Vorherrschaft des Grundtons wird außer Kraft gesetzt
Gleichberechtigung der Skalentöne; Zusammenklang als expressionistische Farbe

Aufgaben zur Einheit 8
  1. Bearbeiten Sie das Arbeitsblatt 8, das einige zu den Inhalten dieser Einheit korrespondierende Übungen enthält,
    oder bearbeiten Sie das Tutorial zum Arbeitsblatt 8.
  2. Hören Sie jeweils ein Beispiel für modale Harmonik, harmonische Tonalität und Atonalität: