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Ausgangspunkte für die Improvisation: Melodik

Tonvorräte, Skalen und Viertongruppen (Tetrachorde)

Zwei der bekanntesten und gebräuchlichsten Skalen sind Dur (Ionisch) und Moll (Aeolisch, natürliche Mollskala, dazu in den Varianten harmonisch (erhöhte 7. Stufe als Leitton) und melodisch (zusätzlich zur 7. wird die 6. Stufe erhöht)). Hinzu kommen die weiteren Modi (Kirchentonarten) Dorisch, Phrygisch, Lydisch und Mixolydisch. Die Modi sind bei vielen oft mehr berüchtigt als berühmt, weil sie vielfach lediglich als Begriff präsent sind, nicht aber als Klang oder musikalisches Material. Es gibt mollare und durale Modi, das heißt sie klingen entweder nach Moll oder nach Dur. Jeder Modus hat ein sogenanntes charakteristisches Intervall, anhand dessen man die Modi gut voneinander unterscheiden kann. Daraus ergibt sich folgende Systematisierung der Modi:

Soweit so theoretisch. Ein Hauptproblem des Umgangs mit den Modi ist, dass sie oft als Sieben-Ton-Vorrat, ausgehend von einem dezidierten Grundton, aufgefasst werden. Das ist für das improvisatorisch-musikalische Denken "unhandlich". Nutzbarer für das Experimentieren und das Erfinden eigener melodischer Bausteine werden die Modi dann, wenn man sie in zwei Tetrachorde zerteilt:

Analysiert man die Modi auf die Struktur ihrer Tetrachorde hin, ergibt sich eine ergänzende Systematisierung:

(HT=Halbton, kleine Sekunde / GT=Ganzton, große Sekunde)

Folgende wiederkehrende Muster werden erkennbar:

  1. GT-GT-HT (häufigster Tetrachord)
  2. HT-GT-GT
  3. GT-HT-GT
  4. GT-GT-GT (Ausnahme, nur in Lydisch)
  5. Alle Modi sind im Abstand eines GT zueinander, Ausnahme Lydisch mit einem HT

Ausgangspunkte zum improvisatorischen Entdecken

Von den vier Ausgangspunkten (AP1-4) aus können Melodien und Motive beginnen. Steigt die Souveränität im Erfinden von melodischem Material, können alle Töne des Tonvorrats zum Ausgangspunkt gemacht werden. Ebenfalls können die Tetrachorde nach oben und unten hin sukzessive erweitert werden. Diese Idee des Herangehens soll zu keinem Zeitpunkt Fessel, sondern immer Hilfestellung sein! Wichtig: Melodien können in allen Lagen des Klaviers erklingen, nicht nur in der Mittellage!

Spiele zum Erarbeiten:

1. Einstimmiges für zwei Hände 1: Frage-Antwort

Stelle musikalisch Fragen und beantworte sie in der jeweils anderen Hand. Stelle dabei folgende Versuche an: 1. Es gibt zwischen "völlig klar" und "vollkommen unklar" eine große Bandbreite an Antworten 2. Antworten werfen immer neue Fragen auf, d.h. jede Antwort ist in sich auch wieder eine neue Frage, welche die Musik vorwärts treibt 3. Wann ist die Musik zuende? (das Finden und Erspüren des Schlusses).

2. Einstimmiges für zwei Hände 2: Dialog

Begreife deine beiden Hände als unterschiedliche Charaktere und lasse sie miteinander in musikalische Interaktion treten.

3. Monolog

Das musikalische Zwiegespräch mit sich selbst...

4. Streitgespräch für einander abhanden gekommene Hände

Der Titel sollte für sich sprechen...

5. LiedMODIfikation

Suche dir verschiedenste Lieder und Songs aus, und spiele deren Melodie auf dem Klavier nach. Setze die Lieder/Songs in verschiedene Modi. Wie verändert sich die Charakteristik des Liedes dadurch? Welche Modi gefallen dir für die jeweilige Melodie besser?

Für alle Spiele gilt: alle vier Tetrachord-Muster können miteinander kombiniert und auf jeder Taste des Klaviers beginnend gespielt werden.