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Pop-Grooves verstehen

In diesem Artikel wird eine Systematik gezeigt, mittels derer sich Pop-Grooves erschließen lassen.

Inhalt

Das Downbeat-Backbeat-Konzept

Grooves der Pop-Musik basieren häufig auf dem folgenden Schema:

  • Einem tiefen, geerdeten Klang folgt regelmäßig ein höherer, akzentuierter und meist kurzer Klang.
  • Der tiefe, geerdete Klang findet im 4/4-Takt auf den Zählzeiten 1 und 3 statt. Man nennt ihn Downbeat.
  • Der höhere, akzentuierte und meist kurze Klang findet auf den (eigentlich unbetonten) Zählzeiten 2 und 4 statt. Man nennt ihn Backbeat.

Am Schlagzeug wird der Downbeat meist mit der Bass-Drum abgebildet, der Backbeat häufig mit der Snare-Drum.

Downbeat und Backbeat am Schlagzeug

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Downbeat-Varianten

Das oben gezeigte Schema tritt selten in "Reinform" auf. Vielmehr gibt es ein ganzes Universum an Variationen, bei denen Downbeat und Backbeat ihre Positionen verändern und umspielen. Die daraus entstehenden, von der "Norm" abweichenden Varianten verleihen den Grooves ihren Reiz sowie ihren jeweils individuellen Charakter.

Häufig trifft man auf Downbeat-Varianten. Die bekannteste dürfte wohl diese sein:

Downbeat-Variante

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  • Auch die folgenden Downbeat-Varianten werden häufig verwendet:

Downbeat-Variante, sehr häufig in Rockmusik

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Downbeat-Variante

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Downbeat-Variante in "Thinking Out Loud" von Ed Sheeran
Quelle: YouTube

Backbeat-Varianten

Auch der Backbeat wird variiert, wenngleich weniger häufig als der Downbeat:

Backbeat-Variante

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Backbeat-Variante in "Rumour Has It" von Adele
Quelle: YouTube

Backbeat-Variante

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  • Einige Grooves haben auf Grund ihrer besonderen Downbeat-Backbeat-Varianten Berühmtheit erlangt, wie z.B. der Groove von Diggin' On James Brown von Tower of Power:

Downbeat-Backbeat-Variante in "Diggin' On James Brown" von Tower of Power

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Quelle: YouTube

"Instrumentierung" von Downbeat und Backbeat

Die Elemente Downbeat und Backbeat haben nicht nur Auswirkung auf die Gestaltung des Drum-Grooves. Auch andere Instrumente gestalten den Groove auf Basis dieses Schemas mit:

  • Der (E-)Bass spielt oft, zusammen mit der Bass-Drum, den Downbeat oder Elemente davon.

Der E-Bass spielt zusammen mit der Bass-Drum den (vorgezogenen) Downbeat

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  • Im folgenden Hörbeispiel, Dive von Ed Sheeran, ist zu Beginn gut zu hören, wie die E-Gitarre, zusammen mit dem Schlagzeug, den Groove abbildet: Einem tieferen, längeren Downbeat folgt jeweils ein kurzer, scharf akzentuierter und auch höherer Akkord als Backbeat.
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"Dive" von Ed Sheeran, Quelle: Youtube

Hat man das Downbeat-Backbeat-Konzept verinnerlicht, kann man Grooves leicht auf das Klavier übertragen, um Songs möglichst original zu begleiten. Wie das genau geht, wird im Artikel Hand-to-Hand-Spiel erklärt.

Subdivisions

Achtel, Sechzehntel und Triolen

Die rhythmische Unterteilung der Viertel, sozusagen den Platz zwischen Downbeat und Backbeat, bezeichnet man als Subdivisions.

  • Subdivisions können sehr unterschiedlich gestaltet sein: als Achtel, Sechzehntel, Triolen, aber auch unüblichere Teilungen (Quintolen etc.).
  • Sie können metronomisch exakt gespielt werden oder absichtlich "shaky" oder tänzelnd oder marschierend oder ... (Man denke z.B. an die Achtel einer brasilianischen Samba.)
  • Subdivisions werden oft mit fein und hell klingenden Percussion-Instrumenten wiedergegeben, wie z.B. der Hi-Hat oder einem Shaker.
  • Auch in Begleitrhythmen von Gitarre, Bass und Klavier spielen Subdivisions eine wichtige Rolle.

Häufige Subdivisions

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Achtel-Subdivisions auf der Hi-Hat

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Sechzehntel-Subdivisions mit Shaker – Die Sechzehntel sind nicht metronomisch exakt, sondern tänzeln leicht

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Sechzehntel-Subdivisions zusätzlich in der Gitarre

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Achtel-Subdivisions im Klavier

Ternäre Subdivisions

  • Häufig werden Subdivisions ternär, d.h. "triolisch" gespielt, z.B. triolische Achtel oder triolische Sechzehntel.
  • Achtung: Ternäre Achtel und ternäre Sechzehntel können nie gleichzeitig als durchgehendes Subdivision-Konzept auftreten.
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Ternäre Achtel-Subdivisions auf der Hi-Hat, nach vier Takten Wechsel zu binären Achteln

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Ternäre Sechzehntel-Subdivisions auf der Hi-Hat, nach vier Takten Wechsel zu binären Sechzehnteln

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"Nina" von Ed Sheeran mit ternären Sechzehntel-Subdivisions
Quelle: YouTube

Special Grooves

Im Folgenden werden Grooves vorgestellt, die standardmäßig Varianten des Downbeat-Backbeat-Konzepts aufweisen oder standardmäßig von diesem abweichen.

Four-on-the-floor

  • Beim Four-on-the-floor werden alle vier Beats eines 4/4-Taktes gleichmäßig betont, es gibt keine Backbeat-Betonung.
  • Four-on-the-floor wird oft mit der Bass-Drum dargestellt, kann aber genauso von anderen Instrumenten übernommen werden.

Four-on-the-floor auf der Bass-Drum

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Four-on-the-floor: Ed Sheeran "Castle on the hill", Quelle: Youtube

Dancehall/Reggaeton

  • Im Dancehall und Reggaeton bilden sog. Riddims die rhythmische Basis. Häufig liegt ihnen der Tresillo oder die Son Clave zu Grunde.
  • Die Grooves werden oft mit elektronischen Sounds erzeugt.
  • Im ersten Riddim-Beispiel wird der Tresillo umgesetzt mit der Klangfolge tief – tief – hoch (Bass-Drum – Bass-Drum – Snare-Drum).

Dancehall-Riddim

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Dancehall-Riddim in "Shape Of You" von Ed Sheeran, Quelle: Youtube

Dembow

  • Der zweite Riddim basiert ebenfalls auf dem Tresillo, häufig auf der Snare gespielt.
  • Zusätzlich spielt die Bass-Drum Halbe, was in einem schnelleren bzw. Alla-breve-Tempo zu gefühltem Four-on-the-floor führt.
  • Dieser Riddim tritt häufig im Reggaeton auf und wird als Dembow bezeichnet, benannt nach dem gleichnamigen Song von Shabba Ranks.

"Dembow", typischer Reggaeton-Riddim

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"Dem Bow" von Shabba Ranks
Quelle: YouTube

  • Reggaeton sehr anschaulich erklärt in diesem Video:
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Quelle: Youtube