Wolfgang Amadé Mozart und das Qui tollis aus der großen Messe in c-Moll

Inhalt

Wolfgang Amadé Mozart

Wolfgang Amadé Mozart wurde 1756 in Salzburg geboren. Eigentlich hieß er Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (Taufname), doch heute ist er als Wolfgang Amadeus Mozart (oder W. A. Mozart) bekannt. Mozart selbst hat für seinen Mittelnamen Theophilus allerdings nie die Form Amadeus (Gottlieb) verwendet, wohl aber die modisch-französische Variante Amadé.
Wolfgangs Vater, Leopold Mozart, war selbst ein sehr guter Musiker und enorm ehrgeizig. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, das Wunder zu

[...] verkündigen, welches Gott in Salzburg hat lassen gebohren werden. Ich bin diese Handlung dem allmächtigen Gott schuldig, sonst wäre ich die undanckbarste Creatur.

Es hat ganz den Anschein, als ob Vater Mozart das gelungen wäre, doch zu welchem Preis?

Es gibt ungefähr 4000 Seiten, die Mozart mit eigenen Kompositionen selbst beschrieben hat (sogenannte Autografe). W. A. Mozart ist 35 Jahre alt geworden und hat bis zu seinem 10. Lebensjahr noch nicht viel aufgeschrieben (das hat bis dahin meistens sein Vater für ihn übernommen). Bleiben 25 Jahre. Mozart saß nachweislich ein Drittel seines Lebens in Kutschen, in denen man angesichts der Holperstraßen des 18. Jahrhunderts sicherlich nicht mit Tinte auf wertvolles Notenpapier schreiben konnte. Wenn man nun noch Krankheitstage abzieht (schätzen wir mal 2 Wochen pro Jahr): Wieviel hat Mozart im Durchschnitt an jedem Tag seines Lebens mit Komponieren und dem Aufschreiben von Noten verbracht?

Komposition

Das Qui tollis aus der großen Messe in c-Moll KV 427

Mozart hat über 70 geistliche Werke für den Gebrauch in der Kirche komponiert. Die 1782 entstandene große Messe in c-Moll KV 427 gilt heute als eine der bedeutensten Messvertonungen unseres Kulturkreises. Man weiß nicht, wer oder was Mozart zu dieser prachtvollen Komposition angeregt und vor allem, warum er sie nicht vollendet hat. Es gibt Spekulationen, es könne ein Werk zum Dank dafür gewesen sein, dass Mozart in diesem Jahr seine geliebte Constanze heiraten durfte (als Beleg für diese These wird üblicher Weise auf die virtuose Sopranpartie verwiesen, die Mozart in diesem Werk für Constanze vorgesehen hatte). Aber genau wissen tut man es nicht.

Im Qui tollis hat Mozart einen chromatischen Lamentobass zur Vertonung des folgenden Textes verwendet:

lateinischer Text Übersetzung
Qui tollis peccata mundi, miserere nobis Der du hinweg nimmst die Sünde der Welt: erbarme dich unser.
qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram. Der du hinweg nimmst die Sünde der Welt: nimm an unser Gebet.
Qui sedes ad dexteram Patris, miserere pro nobis. Der du sitzest zur Rechten des Vaters: erbarme dich unser.

Man kann die Mozarts Harmonisierung des chromatischen Lamentobasses am besten gleich zum Beginn in den Streichern hören (noch bevor der Chor einsetzt):

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Das ganze Stück ist in der Tonart g-Moll komponiert, eine besondere Tonart, die sich nicht selten dann findet, wenn es um individuelles Leiden geht. Ein schönes Beispiel für diesen traurigen Charakter in g-Moll ist die Arie der Pamina »Ach, ich fühl's« aus der Zauberflöte.

Aufgaben

Aufgaben

  • Die Kästchen unten symbolisieren die Formteile des Qui tollis. Kennzeichne durch die entsprechenden Zahlen und Buchstaben, in welchem Formteil du welchen Text und welche Besetzung erkennen kannst:
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Wolfgang Amadé Mozart, Große Messe in c-Moll KV 427
Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin, Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Ferenc Fricsay, Erstveröffentlichung/-aufnahme: 1960, Lizenz: CC0

  • Vergleiche dein Ergebnis mit der Lösung, die du dir anschauen kannst, wenn du den Slider der Abbildung oben von links ganz nach rechts ziehst.
  • Bestimme in der Lösung, welche Vorkommen von lauten und leisen Teilen in Bezug auf die Länge ungefähr gleich lang sind. Wie würdest du die Form des ganzen Stücks mithilfe von Buchstaben beschreiben?