
Quelle: Wikimedia
Johannes Brahms hat sich sehr schwer mit dem Komponieren für die Gattung Streichquartett getan. Nach eigener Aussage vernichtete er mehr als 20 Versuche, bevor er sich 1873 endlich zur Publikation seiner ersten beiden Quartette op. 51 entschied. Er selbst beschrieb den Kompositionsprozess als »Zangengeburt«, bei der ihm sein Freund, der Arzt und Musikliebhaber Theodor Billroth, beratend geholfen haben soll. Trotz seiner Mühen schien Brahms nie ganz zufrieden mit seinen Kompositionen gewesen zu sein, die er sogar einmal als »kleine und unvollkommene« Stücke bezeichnete.
Das zweite Quartett in a-Moll unterscheidet sich durch seinen insgesamt lyrischen Charakter von dem dramatischeren ersten Quartett in c-Moll. Das Quartett ist gattungstypisch viersätzig: Es beginnt mit einem Allegro non troppo, dem sich ein liedhaftes Andante moderato anschließt, gefolgt von einem tänzerischen Quasi Minuetto und einem lebhaften Finale. Allegro non assai.
Inhalt
Johannes Brahms, Streichquartett a-Moll op. 51, Nr. 2, 1. Allegro non troppo.
Elaia Quartett: Iris Günther, Violine; Leonie Flaksman, Violine; Francesca Rivinius, Viola; Karolin Spegg, Violoncello, Lizenz: CC-BY-SA-4.0
Johannes Brahms, Streichquartett a-Moll op. 51, Nr. 2, 1. Allegro non troppo.
Elaia Quartett: Iris Günther, Violine; Leonie Flaksman, Violine; Francesca Rivinius, Viola; Karolin Spegg, Violoncello, Lizenz: CC-BY-SA-4.0
Exposition
- Hauptsatz Der Hauptsatz beginnt mit einem Motiv, in dem die Töne A–F–A–E als Symbol für das Lebensmotto seines Freundes Joseph Joachim Frei, aber einsam gedeutet werden können. Die Motive, die Brahms aus diesen Anfangstönen entwickelt, dominieren den ganzen Kopfsatz in vielfältigen, kontrapunktisch-kunstvollen Verarbeitungen:
- Überleitung Einer Kadenz in der Grundtonart a-Moll in T. 20 schließt sich die Überleitung an, in der Brahms den Satz mit dem Auftakt des Motivs 2b imitatorisch verdichtet:
- Seitensatz Nach einem solistischen Übergang der Violine I beginnt in Takt 46 der Seitensatz in der Nebentonart C-Dur, der in seinem wienerischem Colorit das Motivs 3 verarbeitet:
- Schlussgruppe Als Beginn der Schlussgruppe lässt sich der Takt 78 interpretieren, weil ab hier der Charakter in eine für Schlussgruppen typische Dramatik umschlägt, ehe sich der Satz beruhigt und Ganzschlusskadenzen in der Nebentonart die Exposition beenden. Die Schlussgruppe besteht aus zwei Teilen.
Durchführung
- In der Durchführung werden viele Tonartenfarben berührt, die durch eine strukturelle Tonleiterbewegung im Bass zusammengehalten werden und die das Signal des übermäßigen Sextakkords in die Dominante der Ausgangstonart führt (Rückführungsdominante). Ihr folgt sehr auffällig das Hauptthema ab T. 165 im Bass.
Reprise
- Hauptsatz Nachdem in auffälliger Weise das Hauptthema bereits im Bass erschienen ist, erklingt der Hauptsatz in der Formfunktion Reprise – durch eine rhythmische Verschiebung in der Violine I – sehr unscheinbar und fast ›versteckt‹ in T. 183.
- Überleitung: Die Überleitung, die Brahms stark verkürzt, führt in die gleichnamige Durtonart A-Dur.
- Seitensatz In der gleichnamigen Durtonart kehrt die Gestaltung in wienerischem Colorit wieder, der sich die
- Schlussgruppe anschließt. Nachdem der erste Teil der Schlussgruppe in nahezu unveränderter Form erklungen ist, erweitert Brahms den zweiten Teil der Schlussgruppe und baut ihn zu einer von der Länge her eigenständigen Coda aus.
Satz | Audio unkomprimiert (WAV) | Audio kompriniert (MP3) |
---|---|---|
Allegro non troppo | ||
Andante moderato | ||
Quasi Minuetto, moderato | ||
Finale. Allegro non assai |
Johannes Brahms, Streichquartett a-Moll op. 51 Nr. 2, Elaia Quartett (Iris Günther, Violine; Leonie Flaksman, Violine; Francesca Rivinius, Viola; Karolin Spegg, Violoncello), Produktion Ton: Tonstudio der Hochschule für Musik und Theater München, Video und Schnitt: Open Music Academy, Lizenz: HMTM - 2024 / CC-By-SA, Quelle: YouTube