Inhalt
Allgemeine Informationen
Interpret: Billy Joel
Erstveröffentlichung: 1989
Musik/Text: Billy Joel
Produzenten: Billy Joel/Mick Jones
Verlag: Columbia Records (CBS)
Die Formanalyse
Viktor was born ...
Went off to school ...
I was born in '49 ...
Viktor was sent ...
But children lived in Levittown ...
And so my child, when I came ...
Billy Joel – Leningrad (1989), Quelle: Youtube
Weitere Informationen
Entstehungskontext
Billy Joel ist 1987 als erstem amerikanischen Rockstar eine Tournee in die damalige Sowjetunion genehmigt worden. Diese Konzertreihe war Grundlage für das Live-Album KOHЦEPT (russisch: Konzert) und dürfte den Künstler zu dem Song Leningrad inspiriert haben. Intelligent gemacht – und zwar sowohl aus semantischer als auch kommerzieller Sicht – sind Intro und Outro des Songs.
aus: Kaiser, Ulrich (2011), »Babylonian confusion. Zur Terminologie der Formanalyse von Pop- und Rockmusik«, Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 8/1, S. 61.
Text
Text
Der Songtext beschreibt das Leben von Viktor, der im Frühling 1944 in Leningrad geboren wird und als Kriegskind ohne Vater aufwächst (1. Strophe). Er kommt in den Staatsdienst und fristet ein trauriges und von übermäßigem Wodkakonsum bestimmtes Leben (2. Strophe). Nach seiner Armeezeit wird Viktor Zirkusclown und lebt von der Perspektive, Kinder in Leningrad glücklich zu machen (4. Strophe). Während diese Geschichte in den Verse-Formteilen erzählt wird, erklingt in den Bridge-Abschnitten eine Parallelgeschichte: die Biographie eines Lyrischen Ichs, das 1949 in der McCarthy-Ära zur Zeit des kalten Krieges geboren wird und in Levittown (New York) die Kubakrise und Kommunistenhatz erlebt (3. und 5. Strophe). In der letzten als Verse vertonten Strophe kulminieren die Stories: Es kommt zum persönlichen Treffen der Protagonisten und einer Apotheose der Freundschaft.
aus: Kaiser, Ulrich (2011), »Babylonian confusion. Zur Terminologie der Formanalyse von Pop- und Rockmusik«, Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 8/1, S. 60.
Form
Abschnitt | Anzahl Takte | Harmonik |
---|---|---|
Intro | 6 Takte | s.u. |
Verse | 1. Verse 8 Takte (mit Phrasenverschränkung), 2.–4. Verse: 9 Takte | s.u. |
Bridge | 8 Takte (+ 2 Viertel) | Dm | Am | G | A : || |
Outro | 10 Takte | s.u. |
Intro & Outro
In Intro und Outro des Songs Leningrad
verwendet Billy Joel ein Harmoniemodell, das zwar als eigenständige Popformel gelten darf und sich in so unterschiedlichen Songs wie König der Welt von Karat (1978) und Flashdance (What A Feeling) von Irene Cara (1983) findet, das aber auch eine bekannte Ausprägung im Violinkonzert op. 53 von Peter I. Tschaikowsky erfahren hat (erster Satz, T. 127ff., Moderato assai). Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass der klassisch ausgebildete Musiker Joel das Violinkonzert von Tschaikowsky kannte und um dessen Beliebtheit in Russland wusste. Die Wahl des populären Harmoniemodells dürfte jedenfalls weder der Akzeptanz der philanthropischen Story bei russischen Fans noch den Verkaufszahlen des Titels geschadet haben.
aus: Kaiser, Ulrich (2011), »Babylonian confusion. Zur Terminologie der Formanalyse von Pop- und Rockmusik«, Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 8/1, S. 61.
Die Passage im Konzert für Violine und Orchester D-Dur Op. 35 von P. I. Tschaikowsky, an die man sich erinnert fühlen kann, klingt wie folgt:
Peter I. Tchaikowski, Konzert für Violine und Orchester D-Dur Op. 35
Orchestre Philharmonique de Radio France, Leitung: Vasily Petrenko, Violine, Julia Fischer, Quelle: Youtube
Verse
Die Harmonik der ersten acht Takte des Verse erinnert zudem stark an den Hauptsatz des Kopfsatzes des Klavierkonzerts in b-Moll op. 23 von Peter I. Tschaikowsky (T. 8–15).