Chorsatz: Weisheit der Vögel
für vierstimmig gemischten Chor, Rhythmuselemente und Klavierbegleitung
Für den Chorsatz Weisheit der Vögel wurden die Lieder Heimweh (46) und Pridat ha-Tsiporim (54) aus dem Deutsch-Jüdischen Liederbuch (1912) von Abraham Zvi Idelsohn (Ben Yehuda) ausgewählt. Die beiden Chorsätze können als Quodlibet oder auch als einzelne Chorsätze aufgeführt werden. Mehr über diese Gattung Quodlibet kannst du hier nachlesen.
Beide Lieder thematisieren auf eine sehr poetische Weise den Verlust von Heimat – angesichts der zahlreichen Krisen in der Welt ein äußerst aktuelles Thema. In beiden Liedern erscheint das Bild der Vögel, das einerseits die Verbundenheit des Menschen mit der Erde, Sehnsüchte sowie Hoffnungen veranschaulicht, andererseits die gedankliche Freiheit auf der Suche nach einer besseren Welt symbolisiert. Die Tonart c-Moll der beiden Lieder wurde aufgrund ihrer historischen Semantik für das Arrangement übernommen.
Inhalt
Arrangement
Das Quodlibet
- Noten des Quodlibets (MuseScore)
- Noten des Quodlibets (PDF)
- Noten des Quodlibets (musicxml)
Konzeption
Aufführungspraktische Hinweise
- Das Tempo beginn M.M. 120, die Halbierung zu M.M. 60 ist dirigiertechnisch einfach. Das anschließende Anziehen des Tempos (M.M. 80, 100, 120) wird auch dann ein wirkungsvolles Accelerando bilden, wenn es nur ungefähr getroffen wird. In der Konzeption allerdings sind die exakten Tempoproportionen von Bedeutung (3:4:5:6 = Durdreiklang der Obertonreihe und historisch gesehen eine perfekte Proportion).
- Hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades als auch der Stimmenumfänge wurde bei der Ausarbeitung auf eine sehr gute Umsetzbarkeit durch Laienchöre geachtet.
- Darüber hinaus wurde auch der Klaviersatz relativ einfach gestaltet, im Hinblick auf die Akkordgriffe lässt er sich zudem ohne Verlust musikalischer Substanz noch weiter vereinfachen. Ziel war es, die Ausführung des Klaviersatzes auch durch geübte Laien zu ermöglichen. Aufführungspraktisch hat das Klavier eine wichtige Funktion, da es das Detonieren des Chorsatzes verhindern kann. Aus diesem Grunde finden sich im Klaviersatz auch keine längeren Pausen (in der Regel weniger als 4 Takte, nie mehr als 7 Takte), damit Chorintonation und Klavierbegleitung nicht auseinanderlaufen.
- Das Arrangement hat eine konzeptionelle Aufführungsdauer von sechseinhalb Minuten. Obwohl sich die intertextuellen und interkulturellen Bezüge nur durch eine Gesamtaufführung des Arrangements erschließen, können die beiden Abschnitte der Liedausarbeitungen Heimweh (T. 1–24) und Pridat ha-Tsiporim (T. 38–65) als musikalisch eigenständig angesehen und entsprechend aufgeführt werden.
Die Lieder
Einzelsätze
Die Lieder als eigenständige Ausarbeitungen für gemischten Chor
Heimweh
- Noten des Liedes (MuseScore)
- Noten des Liedes (PDF)
- Noten des Liedes (musicxml)
Ulrich Kaiser, Heimweh für vierstimmig gemischten Chor, Rhythmuselemente und Klavierbegleitung, Lizenz: CC BY
Pridat ha-Tisporim
- Noten des Liedes (MuseScore)
- Noten des Liedes (PDF)
- Noten des Liedes (musicxml)
Ulrich Kaiser, Pridat ha-Tsiporim für vierstimmig gemischten Chor, Lizenz: CC BY
Texte
Deutsch (Original) | Hebräisch (ChatGPT) |
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Meiner Heimat schöne Auen, | Moledet yafa sheli, |
Hebräisch (Original) | Deutsch (ChatGPT) |
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Hakayits halaf maher, Heyu shalom, yeladim! | Der Sommer ging schnell vorüber, Lebt wohl, Kinder! |
Zitate
Zitat 1: Hans Leo Haßler
Text: unbekannt, Melodie: Hans Leo Haßler,
Satzfragmente: Johann Sebastian Bach
Mein Gmüth ist mir verwirret, [...]
in Trauren schier verzag.
In vereinfachter Form wurde die Melodie Haßlers in die 3. Auflage des Schulgesangbuchs Harmoniae sacrae (Görlitz 1613) aufgenommen. Christoph Knoll (1563–1621) dichtete dazu 1599 den geistlichen Liedtext Herzlich tut mich verlangen nach einem sel’gen End. 1656 wurde dann von Johann Crüger (1598–1662) die Liedmelodie rhythmisch für den Text O Haupt voll Blut und Wunden von Paul Gerhardt (1607–1676) vereinfacht.
Zitat 2: Felix Mendelssohn Bartholdy
Text: Joseph von Eichendorff,
Musikfragmente: Felix Mendelssohn Bartholdy
Bald werd' ich dich verlassen, fremd in der Fremde gehn,
auf buntbewegten Gassen des Lebens Schauspiel sehn.
Lamentobass
Der Lamentobass
Als Lamentobass wird in der Musiktheorie eine absteigende melodische Linie in Moll bezeichnet, die den Grundton mit dem Quintton verbindet (8-7-6-5 oder in c-Moll c-b-as-g). Als Musterbeispiel für eine Komposition über einen ostinaten Lamentobass gilt das Lamento della Ninfa von Claudio Monteverdi, das 1638 in den Madrigali guerrieri et amorosi (VIII. Madrigalbuch) veröffentlicht worden ist. Kompositionen, in denen der Lamentobass eine tragende Rolle spielt und in denen der Affekt der Trauer oftmals in emphatischer Weise zum Ausdruck gebracht wird, lassen sich aufgrund ihrer Bekanntheit in einem kompositionsgeschichtlichen Zusammenhang interpretieren.
In dem Arrangement spielt der Lamentobass eine tragende Rolle. Es erklingt erstmalig in Takt ...