Pop Arranging 1 – Die Drums. Allgemeine Überlegungen

Hinweise zur Notation von Drum-Parts finden Sie hier.

Ein Popsong umfasst zumeist einen bestimmten Schlagzeug-Groove, der sich oftmals mit leichten Variationen über den Verlauf des Songs entwickelt. Seine Entwicklung sollte so konzipiert sein, dass er die Dramaturgie der Komposition verdeutlicht, also Text, Melodie und Harmonie in angemessener Weise in Szene setzt. Doch bevor die Arbeit an der Beschaffenheit eines Grooves beginnen kann, braucht es ein Tempo und einen Grundrhythmus bzw. ein passendes Feeling.
Das Tempo sollte so gewählt sein, als dass die Rhythmisierung der Worte und Sätze ihren natürlichen Charakter behält. Aus dem natürlichen Sprachfluss ergibt sich meist ein angemessenes Tempo und dadurch immer auch eine bestimmte Atmosphäre (die auch mit dem oben erwähnten Feeling beschrieben wird).
Aus der Rhythmisierung der Hauptstimme lassen sich wiederum Metrum und Takt für den Song ableiten. Ein Groove eines Popsongs besteht zunächst aus der Positionierung der Snaredrum und der Bassdrum im Takt. Neben der charakteristischen Positionierung der Snaredrum auf den Zählzeiten 2 und 4 (= Backbeat) spielt die Bassdrum in der Regel auf der Takteins und korrespondiert darüber hinaus mit der Hauptstimme, indem sie Lücken füllt und Impulse setzt. Dazu zwei Beispiele.

Welshly Arms - Legendary (2017),
Musik/Text und Produzenten: Sam Getz und Jimmy Weaver

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Welshly Arms – Legendary, (2017)
Musik/Text: Sam Getz, Jimmy Weaver; Produzent: Sam Getz, Jimmy Weaver

Sheryl Crow – Real Gone (2006),
Musik/Text: Sheryl Crow und John Shanks, Produzent: John Shanks

Die Hihat, das Ride-Becken und in einigen Fällen auch das Crash-Becken definieren in der Regel den kleinsten Puls und bilden auf diese Weise ein rhythmisches Raster. Sie können in bestimmten Stilen der Popmusik durchgängig erklingen oder in anderen Stilen (z.B. in elektronischeren Stilen) eher Akzente setzen. Dazu wieder zwei entsprechende Beispiele:

Ain't No Sunshine - Bill Withers

Royals - Lorde

Zielführend bei der Wahl von Hihat, Ride- und Crash-Becken ist das für den jeweiligen Song-Formteil gewählte dynamische Niveau. Eine geschlossene Hihat kann verhältnismäßig leise sein, wohingegen eine offene Hihat lauter und das Crash-Becken das lauteste Element eines Schlagzeug-Grooves sein kann (siehe vorhergehende Beispiele). Der Wechsel zum Ride- oder Crash-Becken signalisiert in vielen Fällen auch den Einsatz eines neuen Formteils (zum Beispiel den Wechsel vom Verse zum Chorus) bzw. eine neue Taktgruppe innerhalb eines Formteils. So z.B. hier:

Learn To Fly - Foo Fighters

Die Toms ergänzen das Schlagzeug um eine neue Farbe und können unterschiedlich eingesetzt werden: Charakteristisch sind die Toms im Rahmen kleinerer oder größerer Fills oder auch in der Funktion der Hihat (sog. "Tom-Groove", hier definieren die Toms den kleinsten Puls bzw. bilden das rhythmische Raster). Dazu zwei entsprechende Beispiele:

In The Air Tonight - Phil Collins

I Heard It Through The Grapevine - Marvin Gaye