Inhalt
Auswahl & Anspruch des Werkes
Dieses Concertino eignet sich hervorragend, um sich schon fast wie ein echter Violinvirtuose oder eine Virtuosin zu fühlen. Es ist komplett in der ersten Lage spielbar und enthält wunderschöne, ins Ohr gehende Melodien, die für die Entwicklung von Tonbildung und -gestaltung sehr hilfreich sind.
Voraussetzungen sind:
- Die erste Lage mit all ihren Griffarten ist dir sehr vertraut.
- Deine linke Hand sollte schon eine gewisse Geläufigkeit haben, da im Stück einige Triolen und virtuosere Sechzehntelläufe vorkommen.
- Schön wäre es, wenn dein Vibrato schon angelegt wäre. Du kannst aber mit dem Stück hier auch deine ersten Erfahrungen sammeln.
- Aus dem rhythmischen Blickwinkel gesehen ist das Concertino ziemlich komplex – da solltest Du schon relativ sicher sein.
- Stricharten wie détaché, legato und die Koordination von linker und rechter Hand sind Dir kein Hindernis mehr.
Der Komponist
Oskar Rieding hat den größten Teil seines Lebens in Ungarn verbracht, deshalb auch seine Vorliebe für ungarische Melodien und Rhythmen, wie zum Beispiel im 2. Satz. Gelebt hat er von 1840 bis 1918 und schon in jungen Jahren machte er sich als Geiger einen Namen.
Neben seinem Beruf als Geiger und Violinpädagoge arbeitete er auch als Dirigent in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Für seine Schüler hat er zahlreiche Konzerte komponiert.
So konnte zu Oskar Riedings Lebzeiten ein Musikzimmer aussehen. Das Bild malte ein ungarischer Künstler – allerdings zeigt es einen Raum in Paris.
Mihály Munkácsy, The Music Room, 1878
Quelle: The Metropolitan Museum, Public Domain
Oskar Rieding, Concertino in G-Dur op. 34, I. Allegro moderato
CC BY-SA Esther Schöpf, Norbert Groh & Thomas Beckenbauer, 2005
Wenn du diese Melodie singst, wirst du sofort merken, wann es musikalisch sinnvoll ist zu atmen und wo der Höhepunkt liegt (siehe Atemzeichen im Notenbeispiel).
Es ist eigentlich wie bei einer Bergwanderung:
Du wanderst hinaus, oben beim h'' hast du eine wunderschöne Aussicht, anschließend steigst du wieder hinab ins Tal.
Es ist hilfreich, jeweils die 3. Sechzehntel-Note eines jeden Laufes zu betonen, dann bekommt das Ganze eine rhythmische Struktur.
Wenn du zusätzlich deine Finger der linken Hand sehr fleißig auf das Griffbrett klopfst bzw. vom Griffbrett wegziehst, bekommt der Lauf noch mehr Brillanz.
Die 2. Hauptmelodie bzw. das 2. Thema des Satzes beginnt in Takt 33 (mit Triolenauftakt). Du wirst beim Hören und Singen spüren, dass diese Melodie lustiger und tänzerischer klingt als das 1. Thema.
Übrigens: Die Melodie steht auch in einer anderen Tonart – siehst du das zweite Kreuz?
2. Satz: Lento / Allegro moderato / Lento
Dieser Satz besteht eigentlich aus drei Teilen:
Zwei langsame Teile rahmen einen tänzerischen Zwischenteil ein. Insgesamt klingt dieser Satz eher traurig, sogar fast ein wenig wehmütig. Dies hängt auch mit der Tonart zusammen, denn er steht in einer Moll-Tonart (e-moll). Hier findest du auch einen der von Rieding so geliebten ungarischen Rhythmen.
Oskar Rieding, Concertino in G-Dur op. 34, II. Lento / Allegro moderato / Lento
CC BY-SA Esther Schöpf, Norbert Groh & Thomas Beckenbauer, 2005
Wichtig ist die Betonung der Achtel-Note! Dazu musst du unbedingt viel Bogen benutzen. Öffne schnell deinen rechten Unterarm, damit du Schwung hast, um zügig über die Saite streichen zu können.
Oskar Rieding, Concertino in G-Dur op. 34, III. Allegro
CC BY-SA Esther Schöpf, Norbert Groh & Thomas Beckenbauer, 2005
Auch in diesem Satz befinden sich zwei Hauptmelodien, die du am besten erst einmal singst.
Melodie 1
Melodie 2
Du merkst sicherlich:
Die 1. Melodie ist munter und lustig, die 2. Melodie jedoch wirkt eher sehnsuchtsvoll und traurig. Oft ist es sehr hilfreich, sich eine Geschichte auszudenken – das Gestalten fällt dann leichter.
Übe den Saitenwechsel über alle vier Saiten zunächst mit den leeren Saiten, damit die Achtel gleichmäßig werden. Dann übst du am besten die linke Hand, indem du die beiden gegriffenen Töne als Doppelgriffe spielst. Baue erst dann alles zusammen.
Noten zum Download
Partitur der Geigenstimme und Klavierbegleitung als PDF, Edition Leipzig: Bosworth & Co., 1909, Public Domain, Quelle: IMSLP