Impro in Space - Eine Reise durch den Weltraum

  • Zielgruppe: ab Klasse 9, offen für AGs / Musikschulen
  • Dauer: ca. 3 Doppelstunden
  • Vorkenntnisse: keine Notenkenntnisse erforderlich

Lizenz: CC-BY-SA-4.0

Kursidee

„Impro in Space“ verbindet digitales und analoges Musizieren zu einer kreativen Weltraumreise. Schüler*innen entwickeln in Kleingruppen improvisierte Klanglandschaften (Soundscapes & Grooves) zum Thema Reise durch den Weltraum. Dabei kombinieren sie eigene Aufnahmen, bereitgestellte Soundpakete und improvisierte musikalische Aktionen zu einer Gesamtperformance.

Lernziele

  • Improvisation als kreative Ausdrucksform erleben
  • Digitale Tools (GarageBand, Koala Sampler) zur Klanggestaltung nutzen
  • Eigene Klangideen mit analogen und digitalen Instrumenten umsetzen
  • Kooperation & musikalische Kommunikation fördern

Materialien & Voraussetzungen

Kategorie

benötigt wird

iPads

min. 3 pro Kleingruppe

Software

Instrumente

je nach Verfügbarkeit

Optional

Mikrofone, Loopstations

Unterrichtsmaterial

Dialog, Planeten-, Spaceship- & Ereigniskarten, Arbeitsblatt „Impro in Space“ (Download siehe unten)

Soundpakete

optional für Schüler*innen (Download siehe unten)

Ablauf

Erste Doppelstunde

Die Lehrkraft stellt der Lerngruppe das Vorhaben vor. Sie informiert darüber, dass zunächst einzelne Bereiche erarbeitet werden, die dann später in der Gesamtperformance zusammenfließen. Zunächst erfolgt eine kurze Einführung in die Apps Koala und GarageBand. Nach einer Einweisung durch die Lehrkraft im Plenum erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Apps individuell oder in Kleingruppen selbst zu erkunden und dabei Soundscapes und Grooves zum genannten Thema zu erstellen (vgl. Arbeitsauftrag in den Arbeitsblättern) . Dafür können ihnen Sounds zum Thema „Weltraum“ zur Verfügung gestellt wer-den und mit selbst recherchierten oder gesampelten Sounds kombiniert werden. Hierzu lassen sich einschlägige Websites wie YouTube oder sonstige Soundsammlungen heranziehen. Wäh-rend dieser Phase des weitgehend selbstgesteuerten Lernens unterstützt die Lehrkraft bei Be-darf einzelne Gruppen. Zum Abschluss der Stunde tauschen sich die Schülerinnen und Schüler im Plenum über ihre Erfahrungen und Schwierigkeiten aus und präsentieren ausschnittweise erste Ergebnisse.

Zweite Doppelstunde

Zum Einstieg in die Improvisation wird zunächst im Plenum gearbeitet. Die Lerngruppe sitzt zusammen mit der Lehrkraft im Kreis. Jede Person ein Instrument oder eine Instrumenten-App spielbereit (iPads wenn mgl. an Verstärkung anschließen). Zur Begleitung durch einen Bordun bzw. Drone wird in mehreren Schritten zum Improvisieren hingeführt:

  • alle spielen gemeinsam denselben Ton.
  • alle spielen gleichzeitig „irgendetwas“ bzw. eine Mini-Solo zum Drone (=Warmup im „akustischen Versteck“)
  • die Lehrkraft demonstriert, dass man zum Drone sowohl tonal gebunden als auch frei spielen kann. Sie zeigt damit, dass es nicht erforderlich ist, eine bestimmte Tonleiter spielen zu können.
  • In einer „musikalischen Vorstellungsrunde“ spielt reihum jede*r ein Mini-Solo/ eine Phrase zur Begleitung durch den Drone.
  • Zwei Schüler*innen spielen einen Dialog zum Drone.
  • Die Übung wird wiederholt. Diesmal wird vorher eine Dialogkarte gezogen, und die spielenden setzen eine Beziehungskonstellation (z.B. Polizistin – Verkehrssünder) mu-sikalisch um. Dies führt in der Regel zu einem deutlich expressiveren Spiel.
  • Die Übung wird mit weiteren Dialogkarten von anderen Duos wiederholt. Ggf. gibt die Lehrkraft ihnen zuvor die Gelegenheit, den Verlauf der Improvisation grob abzuspre-chen.
  • Im Anschluss an diese Übungen mit Drones kann in einer weiteren Runde auch ein Groove als Playback verwendet werden, sodass die Schülerinnen und Schüler sich beim Improvisieren auf eine rhythmische Basis beziehen können. Dies ist später für die Grup-pe „Spaceship“ relevant.

Im zweiten Teil der Stunde bereiten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen Improvisati-onen vor. Als Grundlage dienen ihnen dafür die Planetenkarten bzw. Spaceship-Karten. Sie set-zen nun iPads mit den Apps GarageBand und Koala ein und nutzen für ihre Improvisation ana-loge oder digitale Instrumente. Die Ereigniskarten liefern Impulse zur Gestaltung des Verlaufs der Improvisation. Ergebnis dieser Phase sind die Improvisationskonzepte der einzelnen Gruppen, die als Notiz oder Probenaufnahme gesichert werden können. Wichtig ist jedoch der Hinweis: Es handelt sich um improvisierte Musik, die in der kommenden Stunde anders klingen wird als heute!

Dritte Doppelstunde

In dieser Doppelstunde steht die Erarbeitung einer Gesamtperformance im Mittelpunkt. Dafür wird zunächst der geplante Ablauf skizziert (s. Abb. 1 unten). In der festgelegten Reihenfolge präsentieren nun die Gruppen ihre Improvisationen. Zunächst wird im Anschluss an jede Prä-sentation ein Feedback seitens der übrigen gegeben: Was hat ihnen besonders gut gefallen? Wie wird der jeweilige Planet oder das Spaceship musikalisch dargestellt? Anschließend werden die einzelnen Abschnitte ohne Unterbrechung gespielt und damit zu ei-ner Gesamtperformance der „Weltraumreise“ zusammengefügt. Es empfiehlt sich, dieses Er-gebnis aufzunehmen, um den Aufführungscharakter zu stärken und zu einer flüssigen Gestal-tung der Übergänge anzuregen.

In der abschließenden Reflexion können je nach Verlauf und Lerngruppe unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Folgende Themenfelder bieten sich an:

Musikalisches Produkt:

  • Was ist euch von der Performance besonders in Erinnerung geblieben?
  • Welche Klänge waren für euch ungewohnt, welche waren vertrauter?
  • Gibt es Dinge, die ihr musikalisch beim nächsten Mal verändern würdet – zum Beispiel in der Reihenfolge oder in bei der Gestaltung der Übergänge? Was würdet ihr wieder so ähnlich machen?
  • Welche Rolle hat das Bild des Raumschiffs bzw. der Planeten für die Musik gespielt?

Musikalische Erfahrungen und Prozesse:

  • Wie war es für euch, zu improvisieren? Was ist anders als beim Musizieren festgelegter Musik?
  • Warum habt ihr euch für ein digitales bzw. für ein herkömmliches Instrument entschie-den? Was mögt ihr bei der einen und der anderen Art des Musizierens, was mögt ihr we-niger? Wie haben digitale und herkömmliche Instrumente zusammengepasst?
  • Konntet ihr euch musikalisch miteinander „unterhalten“ bzw. in Interaktion treten?

Persönliche Zugänge und Diversität:

  • Was war fremd für dich, was war vertraut?
  • Hast du eher Aufgaben übernommen, mit denen du dich sowieso schon gut auskennst oder eher solche, die neu für dich waren?
  • Fühlst du dich im Umgang mit digitalen Medien und iPads allgemein eher sicher oder weniger sicher? Wie erging es dir in den letzten Musikstunden damit?
  • Fühlst du dich im Umgang mit Musikinstrumenten eher sicher oder weniger sicher? Wie erging es dir in den letzten Musikstunden damit? Anmerkung: Bei diesen Fragen können auch Gender-Differenzen eine Rolle spielen. Sofern die Schülerinnen und Schüler dies nicht von sich aus benennen, kann jedoch darauf verzichtet werden, Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gezielt hervorzuheben, um diese nicht zu verstärken. Eine Reflexion der unterschiedlichen Schwierigkeiten und Verhaltensweisen ist dennoch möglich.

Inhaltliche und weiterführende Aspekte:

  • Wie genau habt ihr euch die Planeten oder das Raumschiff vorgestellt?
  • Gibt es vergleichbare Verhältnisse auf dem Planeten Erde, an die ihr dabei gedacht habt?
  • Inwieweit kann man solche Inhalte überhaupt musikalisch ausdrücken? Kann Musik zum Beispiel darstellen, wie Menschen miteinander umgehen? Kann Musik gesellschaftskritisch sein?

Möglicher Ablauf

Beispielvideos

Gruppenarbeitsphase

So könnte die Gruppenarbeitsphase aussehen

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Quelle: YouTube

Abschlussperformance

Beispielhafte Darstellung einer Abschlussperformance.

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Quelle: YouTube

Didaktischer Schwerpunkt

In diesem Unterrichtsmodell konzentrieren wir uns auf zwei Diversitätsaspekte – Gender und unterschiedliche musikalische Vorkenntnisse. Da wir drei musikalische Handlungsfelder kombinieren – digitale Musikpraxis, Klassenmusizieren und Improvisation – äußern sich diese Diversitätsaspekte unterschiedlich:

Digitale Musikpraxis

Hier sind häufig männliche Akteure überrepräsentiert, was für Mädchen eine Hürde sein kann. Gleichzeitig ist dies ein Bereich, in dem keine instrumentalen oder notenbezogenen Vorkenntnisse nötig sind – ein Vorteil für Lernende ohne außerschulische musikalische Förderung.

Klassenmusizieren

Hier wirken sich instrumentale Vorerfahrungen stärker aus. Diese hängen oft mit sozioökonomischen Faktoren und teilweise auch mit Geschlecht zusammen: Mädchen bringen laut Studien tendenziell häufiger instrumentale Vorkenntnisse mit als Jungen. Improvisation: Diese bietet einen notenfreien Zugang, bei dem alle kreativ tätig werden können. Dennoch besteht oft die Annahme, dass man dafür „besonders begabt“ sein müsse – eine Vorstellung, die viele, insbesondere Mädchen, verunsichern kann, da Improvisation in Pop und Jazz häufig maskulin konnotiert ist. Ziel unseres didaktischen Ansatzes ist es, durch die Kombination dieser Handlungsfelder Diversitätsfaktoren zu relativieren: Eine Schülerin mit Erfahrung auf traditionellen Instrumenten kann im digitalen Setting leichter Anschluss finden, wenn sie ihre Vorerfahrungen in eine hybride Praxis einbringt. Ein Schüler ohne Instrumentalkenntnisse, aber mit Freude an digitalen Tools, kann sich im gemeinsamen Musizieren aktiv beteiligen. Durch diese Verknüpfung werden individuelle Vorkenntnisse als Ressource genutzt, wodurch Sicherheit entsteht und Spielhemmungen abgebaut werden können. Die Improvisation eröffnet kreative Gestaltungsspielräume und ermöglicht zugleich neue musikalische Erfahrungen. Die Arbeit an einem gemeinsamen Produkt und die musikalische Interaktion wirken einer Polarisierung entgegen.

Grundprinzipien

  • Notenfreies Klassenmusizieren in hybriden Settings
  • Vielfältige Partizipationsmöglichkeiten und individuelle Zugänge
  • Gemeinsames Produkt und Interaktion als verbindendes Element

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