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Felix Mendelssohn: Auf Reisen...

Diese Unterrichtseinheit ist Teil einer Stundensequenz zu Felix Mendelssohn Bartholdy.
Aufgaben zu dieser Unterrichtseinheit für Schülerinnen und Schüler finden Sie hier.

In dieser Stunde geht es einerseits um die Entwicklung einer Vorstellung, wie "Reisen" im Vergleich zu heute wohl zur Zeit von Felix Mendelssohn-Bartholdy war, anderseits um Orte und Geschichten, die Felix bewegten.
Natürlich sind Jahreszahlen und Ortsnamen auf einem Arbeitsblatt nicht unbedingt ein musikgeschichtlich-didaktisches Feuerwerk, und die Stunde ist auch nicht so gedacht, dass Ziffern und Buchstaben diktiert oder abgeschrieben werden sollen. So trocken der Inhalt auf den ersten Blick erscheint, so munter und bunt artet diese Stunde oft aus: Die Schülerinnen und Schüler wissen eine ganze Menge über das Reisen in vergangenen Zeiten, wollen erzählen, erklären, zeigen. Meist staunen sie über die Route von Felix' Lebensweg, entrüsten sich über "Weimar", lachen über "England/London" und sind bedrückt über die "Schweiz".

Materialien und Informationen

(1) Arbeitsblatt für jede(n) Schülerin und Schüler.

(2) Europakarte nach 1815, damit die Schülerinnen und Schüler selbstständig die Orte finden können:

Europakarte nach dem Wiener Kongress 1815, Lizenz: GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Quelle: Wikimedia

Mitteleuropa 1815-1866 (© Die Karte ist urheberrechtlich geschützt. Für eine kommerzielle Nutzung wenden Sie sich an Kämmer-Kartographie, Berlin)

(3) Zeittafel der Jahreszahlen und Orte:

  • geboren am 3. Februar 1809 in Hamburg. Kindheit in Berlin. In sein Elternhaus in Berlin kehrt Felix nach seinen Reisen oft zurück.
  • 1821: Weimar
  • 1822: Kassel, Frankfurt
  • 1825: Paris
  • 1829: England, Schottland
  • 1830: Italien, über Weimar nach Rom
  • 1831: München, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Paris
  • 1832: London
  • 1833: London, Düsseldorf, London, Düsseldorf
  • 1835: Leipzip
  • 1836: Düsseldorf, Frankfurt
  • 1837: Leipzig, England
  • 1840: England
  • 1841: Berlin
  • 1842: England
  • 1843: Leipzig
  • 1844: London, Berlin
  • 1845: Frankfurt, Leipzig
  • 1846: Birmingham
  • 1847: Manchester, Birmingham, Schweiz, Süddeutschland
  • gestorben: 4. November 1847 in Leipzig

(4) Geschichten und Informationen, die in meinen Klassen oftmals interessiert gehört und kommentiert werden:

  • Kutschen und damaliges Reisen:
    "Wohin geht es bei euch dieses Jahr in Urlaub?" - "Seid ihr gefahren? Oder geflogen? - "Wie lang hat die Anreise gedauert?"... Schon bei diesen Fragen hören Schülerinnen und Schüler in der Regel kaum auf zu erzählen. Sollen sie dann vermuten, wie Felix wohl gereist ist und wie lange so eine Reise beispielsweise nach Rom dauerte, so überschlagen sich Schätzungen, begründete Überlegungen und Wissen. Meist gibt es eine(n) in der Klasse, die/der sich mit Kutschen und damaligen Reisegewohnheiten auskennt.
    Felix Mendelssohn lebte modern und pendelte mit der gerade eröffneten Dampfeisenbahn nach Berlin. Es ist anzunehmen, dass er auch in England die Eisenbahn benutze. Ansonsten war er auf seinen Konzert- und Bildungsreisen mit der Kutsche, der offenen Droschke oder auch mit dem Schiff unterwegs.
    Reisegeschwindigkeiten:
    → Kutsche um 1815 ca. 4 km/h und 40-50 km pro Tag, um 1830 schon ca. 6 km/h und 60-75 km pro Tag.
    → Eisenbahn um 1914 ca. 90 km/h und um 1935 ca. 130 km/h.
    Eine gute Site zur Postkutschenbeförderung ist z. B. "Reisen mit der Postkutsche". Einige Reisebriefe von Felix sind beim Projekt Gutenberg einsehbar.

Das Reichelsche Vorderhaus an der Promenade in Leipzig von Süden, um 1830. Im ersten Stock des Hauses bezog 1835 Felix Mendelssohn Bartholdy seine erste Leipziger Wohnung.

  • Weimar und Goethe:
    Felix und Fannys Klavierlehrer, der damals sehr angesehene Komponist Karl Friedrich Zelter, war ein Freund Johann Wolfgang von Goethes und fuhr 1821 mit dem zwölfjährigen Felix nach Weimar. Der 72-jährige Goethe war von dem begabeten Knaben sehr begeistert und auch Felix bewunderte Goethe sein Leben lang.

Mendelssohn bei Goethe im Junozimmer (1821)

Goethe, häufig um Stammbucheintragungen gebeten, ließ sie in höherem Alter von seinem Schreiber John in Schönschrift anfertigen unterzeichnete sie aber zumindest eigenhändig.
Hier ein Blatt für dennoch jungen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Fanny hingegen musste daheim bleiben. Seiner Schwester schrieb Felix in besten Worten von Goethe und Fanny komponierte für Goethe Lieder, die Felix wiederum Goethe vorspielte. Erst später, auf einer Familienreise in die Schweiz, lernte sie Goethe schließlich kennen und spielte ihm persönlich vor. Johann Wolfgang von Goethe war auch von Fanny sehr angetan und schrieb 1827 ein Gedicht für sie, das Fanny wiederum vertonte:

Wenn ich mir in stiller Seele
Singe leise Lieder vor;
Wie ich fühle, daß sie fehle,
die ich einzig auserkor
Möcht' ich hoffen, daß sie sänge,
Was ich ihr so gern vertraut;
Ach! aus dieser Brust und Enge
Drängen frohe Lieder laut.
[Weimar d. 13. Oktober 1827]

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"Wenn ich mir in stiller Seele" · Alexander Fleischer, Tobias Berndt

  • London über alles

... sein Brief vom 25. April 1829: "Es ist entsetzlich! Es ist toll! Ich bin confus und verdreht! London ist das grandioseste und complicierteste Ungeheuer, das die Welt trägt."
https://www.zeit.de/2009/05/SM-Mendelssohn/seite-2

Felix liebte England, die Landschaften Schottlands und vor allem die Stadt London. Er fuhr zehn Mal für kürzere Konzert- oder längere Bildungsreisen nach England.
Beim Erstellen der Zeittafel schmunzeln die Schülerinnen und Schüler oftmals über dieses wiederkehrende Reiseziel.

  • Sehnsuchtsland: Italien
    Ein kurzer Podcast (2'30'') zu seiner Bildungsreise nach Rom mit Klängen der "Italienischen" findet sich bei BR-Klassik.

Aquarell von Felix Mendelssohn (1831) "Die Küste von Amalfi"

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  1. Sinfonie (»Italienische«) ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Paavo Järvi
  • Briefe statt Instagram
    Nicht anders als viele Leute heute, teilte sich Felix gerne mit. Er schrieb nicht allzu viel darüber, was ihn bewegte, viel mehr beschrieb er Land und Leute. Statt eines schnellen Klicks mit der Handykamera zeichnete er Miniaturen auf seine Briefe oder malte Aquarelle. Felix schrieb viel und oft: Insgesamt verfasste er 6000 Briefe, viele davon gingen an seine Familie, insbesondere an Fanny.
    Eine Einsicht in die Korrespondenz mit ihr findet sich hier. Auf S.17 beginnt der Briefwechsel.

Skizze von Felix Mendelssohn in einem Brief an Fanny vom 1. August 1829

Aquarell von Felix Mendelssohn: "Blick auf Florenz" (1830)

  • Trauer in der Schweiz
    Felix weilte in England, dirigierte dort seinen "Elias", als seine Schwester Fanny am 14. Mai 1847 starb. Anders als heute konnten Nachrichten jedoch nicht unmittelbar zugestellt werden, da Briefpost damals drei bis vier Tage dauerte, und so erfuhr Felix von Fannys Tod erst bei seiner Rückkehr nach Berlin. (Das Telegramm wurde zwar 1844 erfunden, war aber in den ersten Jahren nach der Erfindung noch kein Kommunikationsstandard.)
    Felix war geschockt, zog sich zurück und versuchte sich in der Schweiz und in Süddeutschland mehrere Monate lang zu erholen. Zurück in Leipzig im Oktober des gleichen Jahres erlitt er mehrere Schlaganfällen und verstarb dann am 4. November 1847.

Felix Mendelssohn Bartholdy, Leipzig, Sterbehaus