Die Dur-Tonleiter

und das Präludium in C-Dur BWV 846 von J. S. Bach

Das Thema Tonleiter hat einen sehr schlechten Ruf, weil es heute in der Regel dafür verwendet wird, Ganz- und Halbtöne zu bestimmen, das Notenschreiben zu üben und den Quintenzirkel zu pauken. Früher war das anders, denn da wurde mit Tonleitern Musik gemacht:

Zum Beispiel ist das Improvisieren über Tonleitern mit oder ohne Zahlen zu Zeiten Bachs im Klavierunterricht intensiv geübt worden. Und wenn ein Komponist (Komponistinnen gab es zu Zeiten Bachs wohl noch nicht) solche Improvisationen perfekt beherrschte, hat er sein Können natürlich auch in seine schriftlichen Kompositionen einfließen lassen. Wahrscheinlich lässt sich deshalb der harmonische Verlauf einer Kompositionen zu Zeiten Bachs sehr häufig über eine Tonleiter erklären. Man könnte sogar sagen, dass dies ein typisches Kennzeichen von Kompositionen aus dieser Zeit ist.

Diese Unterrichtseinheit veranschaulicht, wie eine Kompositionen von Bach sich über eine Tonleiter verstehen lässt.

Aufgaben

1. Vorübung:

2. Übe, die Hand in der Luft zum Puls des 4/4-Taktes zu bewegen (so, als wenn du mit einem Handball dribbeln würdest) und zähle laut mit: 1-2-3-4-1-2-3-4...
3. Die folgende Abbildung zeigt dir, wie du die Tonleiter abwärts denken musst, damit sie zum Präludium in C-Dur von Johann Sebastian Bach passt:

Wenn dir die Töne zum Singen zu hoch liegen, kannst du die Tonleiter auch in zwei Teile (sogenannte Tetrachorde) aufteilen. Die ersten Töne singst du einfach eine Oktave tiefer, in der Mitte wechselst du in die höhere Lage. Wenn man den Slider (links) bewegt, kann man die Tonleiter in dieser Anordnung sehen.

4. Schau dir als nächstes die folgende Skizze des 1. Präludiums in C-Dur von Bach an. Du kannst an den Farben die Form des Präludiums erkennen:

   a. Zuerst erklingt eine vier Takte lange Anfangsformel (Kadenz = rot),
   b. dann kommt der 15 Takte lange Tonleiter-Abschnitt (= grün) und
   c. das Ende bildet eine Schlussformel (Kadenz = rot), die sogar 16 Takte lang ist.

5. Höre dir nun das C-Dur-Präludium vollständig an. Bewege dabei die Hand zum 4/4-Puls der Musik und achte auf die Tonleiter, die von einer Trompete gespielt wird.

6. Kannst du das Instrument benennen, von dem das Präludium gespielt wird?
7. Wenn der Slider bei der Abbildung oben ganz nach links geschoben wird, sieht man nur noch die Noten (ohne die Erläuterungen und die Farben). Hör dir das Stück nun noch einmal an und übe, die Tonleiter ohne die Trompete zu singen. Achte dabei immer auf die Musik bzw. das Präludium von Bach.

8. Übe abschließend auch den 5. Ton g der Tonleiter und den ersten Ton c in der großen Kadenz am Ende zu singen und dabei auf die Musik zu achten.

Aufgaben für Profis

9. Notiere, welche Töne der Tonleiter sich gut singen lassen, weil Bach sie konsonant gemacht hat und welche schwieriger zu halten sind, weil Bach sie dissonant gemacht hat.
10. Schaue dir den nachstehenden Notentext an. Die Tonleiter findest du im Bass (Achtung: Bassschlüssel!). Markiere die Töne im Bassschlüssel, die du zum Präludium eine Oktave höher gesungen hast (mit dem Slider kannst du dein Ergebnis überprüfen).

11. Vergleiche den modernen Notentext (oben) mit der Handschrift (unten). Beschreibe alle Unterschiede, die dir zwischen den beiden Notentexten auffallen.

12. Höre dir das Präludium ein letztes Mal an und lese dabei entweder den modernen Notentext oder die alte Handschrift mit.