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1980s / Old School Hip Hop

Inhalt

Bildquelle: bbc.com

Einführung: die frühe Hip-Hop-Kultur

Der Ursprung der Hip-Hop-Kultur wird auf den Anfang der 1970er Jahre in der Bronx, New York City zurück datiert. Eine Veranstaltung von DJ Kool Herc am 11. August 1973 wird dabei häufig als Geburt des Hip Hop angeführt. DJ Kool Hercs' Parties waren unter anderem durch Elemente der jamaikanischen Soundsystem-Kultur geprägt.

In der Anfangszeit war der Hip Hop eine reine Männerdomäne, was sich erst in den 1990er Jahren deutlich änderte.

Musikalische Merkmale

Dazu zählen Soundeffekte wie Delays, kompetitive Tanzeinlagen und meist gereimte Moderationen, die sich später zu den heute bekannten Formen des Raps entwickelten. Es wurden häufig zwei Plattenspieler benutzt, um Drum-/Percussion-Breaks durch analoges Zurückdrehen der Platten zu verlängern. Diese hoch rhythmischen Instrumentalparts (Breaks) bildeten die Grundlage für die Entwicklung der Break-Dance-Bewegung.

Zu den wichtigsten Eigenschaften der Hip-Hop-Kultur gehört die Adaption neuester technischer Möglichkeiten und das Etablieren von Trends. Dies gilt für Musik, Tanz, Mode und vor allem auch Sprache. So entwickelte sich in den frühen 1980er Jahren mit dem Aufkommen erster Sampler und Drumcomputer eine neue Ästhetik aus den live gesampelten Breakbeats der 1970er Jahre. Die Musik war zu dieser Zeit stark geprägt von den Sounds der Drumcomputer wie z.B. Roland TR-808 & TR-909, Linn LM-1 und EMU SP 1200. Die Drums und Drum-Ästhetik bilden das Rückgrat der diversen Hip-Hop-Beats.

In den 1980er Jahren wurden Samples aus dem Soul, Jazz und RnB auch häufig mit Elementen aus populären Songs der Rockstilistik fusioniert. Diese Kombination zeigte sich als internationales Erfolgsrezept, das die Ohren einer wesentlich breiteren Zuhörerschaft erreichte.

Lyrics und gesellschaftliche Akzeptanz

Die lyrische Ebene der MCs (auch Wordsmiths genannt) beschrieb dabei häufig die Lebensrealität und soziokulturellen Umstände der Musiker und ihrer Umgebung. Dabei wurden Themen wie das innerstädtische Leben, Armut, Gewalt, Rassismus und sozialer Ungerechtigkeit aufgegriffen.

Die Musik diente als Sprachrohr der weniger gehörten Stimmen und unterdrückten Schichten der Gesellschaft. Neben den gesellschaftlichen Themen gab es auch eine Strömung der sexualisierten Texte und Party-Hymnen. Dabei entstand auch der Battle Rap, bei denen der klassische Kampf um die Alpha-Rolle durch verbale Attacken und Wortspiele ausgefochten wird. Eine ähnliche Stellung nahmen die in Gruppen stattfindenden Breakdance-Battles ein. Hip Hop bot damals wie heute eine Möglichkeit der Identifikation und Zugehörigkeit. Daher gehen mit den musikalischen Elementen auch die passenden Tänze, Outfits und sonstige Stilmittel einher. Sie trugen dazu bei, den Hip Hop als kulturelle Kraft zu etablieren, die Musik, Mode und Tanz nachhaltig beeinflusst hat.

Die Elemente der Hip-Hop-Kultur, die sich in der Anfangszeit entwickelten, verließen in den 1980er Jahren den Schatten der Subkultur und feierten erste internationale Erfolge. Dabei gab es zahlreiche Kollisionspunkte mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Normen, was zu Verbotsversuchen einzelner Acts und Songs führte. Der gesellschaftliche Widerstand ist vergleichbar mit den Reaktionen auf die ersten Rockbands ihrer Zeit und der damaligen Assoziation mit dem Okkulten, sowie der vermeintlichen Gefahr des Werteverfalls. Hinzu kamen die damals noch weitaus größeren Missstände im Bereich des Rassismus und den Gatekeepern der Musikbranche. Hip Hop ist, ähnlich dem Blues und Jazz, eine der essenziellen Kunst- und Ausdrucksformen der afroamerikanischen Bevölkerung.

Vertiefung: Drums

Wer sich näher für die Drums und Drumcomputer interessiert (und des Englischen mächtig ist), dem sei das folgende Video empfohlen.

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Electric Rhythm: The History of the Drum Machine (Reverb) | Quelle: YouTube

Klangbeispiel

Im folgenden Songbeispiel wurde versucht, die markanten Elemente des Hip Hops der 1980er Jahre einzufangen. Dabei stehen das drumlastige Sounddesign und die kompetitiven Texte im Vordergrund. Als Sample Basis diente eine stark verzerrte Stadion Rock Gitarre, ähnlich des von Run DMC etablierten Sounds.

Verse 1
Hook
Verse 2
Verse 1

16 Takte

Hook

8 Takte

Verse 2

16 Takte

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Das Arrangement des Beispiels ist in einer ABA-Form aufgebaut. Dabei sind die A-Teile jeweils 16 Takte und der B-Teil 8 Takte lang. Die A-Teile sind als Strophen oder Verses zu verstehen. Der B-Teil ist eine beispielhafte Hookline mit mehreren Stimmen, die ein Crew-Feeling vermitteln und diesem Teil eine stärkere Präsenz verleihen als den Strophen.

Das sparsame Arrangement ist typisch für die Instrumentals der 1980er Jahre, wodurch viel Platz für Drums und Vocals bleibt. Harmonisch dienen die Powerchords der E-Gitarre als Referenz für den Rapper. Das tonale Zentrum ist g-Moll und das Tempo ist mit 90 BPM im oberen Mittelfeld der damals typischen Tempi anzusiedeln.

Im folgenden Mehrspurplayer können die verschiedenen Instrumentengruppen in ihrer Lautstärke verändert werden. Dies bietet unter anderem die Möglichkeit die Instrumente und Vocals isoliert anzuhören.

In der Partitur ist das vertikale Arrangement des Songs gut zu erkennen.

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Drums

Die Instrumentierung der Drums beschränkt sich auf wenige Elemente. Dabei gibt es zwischen den Verses und der Hook keine musikalischen Unterschiede im Pattern. Die durchgängigen bzw. gleichbleibenden Arrangements sind Teil der 80er Jahre Hip Hop Ästhetik.

HiHat, Kick und Snare bilden den Groove, während ein Crash-Becken Akzente setzt. Die Sounds entstammen einer Softwareversion des Roland TR 808 Rhythm Composers. Charakteristisch ist der Swing der Drums, welcher besonders durch die Kick Drum Einfluss auf den "Bounce" des Grooves hat. Außerdem übernimmt die tonale Kick Drum des TR 808 gleichzeitig die Funktion des Basses.

Das Instrumental beginnt mit einem Auftakt. Die mit Kick und Becken unisono gespielte Figur wird alle 8 Takte am Ende der Runde wiederholt. Der sich wiederholende Groove ähnelt im Notenbild im ersten Moment einem Rockgroove. Durch die Wahl der Sounds und den "Swing-Faktor" bleibt von dieser Ähnlichkeit jedoch nicht viel bestehen.

Die rhythmische Basis bildet die konstante Snare auf 2 und 4. In der Kick Drum finden sich kleinere Variationen. Immer wird jedoch die 1 prominent gespielt und gelegentlich die 3 synkopiert. Die HiHat übernimmt verstärkt die Rolle der Mikrotime. Sie zeigt dem Rapper die Doubletime-Ebene an, ähnlich des Ride Beckens eines Jazzdrummers für einen Solisten oder eine Solistin.

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E-Gitarre

Die E-Gitarre bildet den tonalen Ankerpunkt im vorliegenden Instrumental. Der stark verzerrte Sound ist einer Stadion Rock Gitarre nachempfunden. Als Inspiration diente hierbei die Band Run DMC, welche diese Fusion der Genres sehr populär machte.

Die Tonika des Songs wird durch einen Powerchord in G auf der ersten Zählzeit jedes zweiten Taktes etabliert. Dieser wird häufig durch Bb oder F-Powerchords auf der vierten Zählzeit vorbereitet. Die Verwendung der Note Bb impliziert den g-Moll-Kontext, der auch im 27. Takt in der pentatonischen Phrase zu hören ist.

Der Gitarrenpart orientiert sich an der minimalistischen Sampling-Ästhetik dieser Zeit, bei der technologiebedingt nur wenige musikalische Ausschnitte einer Aufnahme verwendet werden konnten. Die Gitarre fungiert in diesem Beat als Markierung der 1, ganz nach dem Funk-Rezept „on the one!“

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Vocals

Der Künstler Theodore Von versucht in seinem Part den kompetitiven Charakter der frühen amerikanischen Hip-Hop-Lyrics in einer radiofreundlichen Version darzustellen. Die Flows der 1980er Jahre erinnerten teilweise an Kinder- und Schüttelreime, nur mit wesentlich kontroverseren Texten. Als prominentes Beispiel ist hierfür Rapper’s Delight der Sugar Hill Gang zu nennen. Im vorliegenden Song ist der Flow durch Künstler wie der 2 Live Crew inspiriert worden.

Die Notation der Vocals ist als Annäherung an die Tonhöhen und Kadenzen des Rappers zu sehen. Gut erkennbar sind rhythmische Patterns und die tonale Zentrierung um den Grundton G und die Töne des Tonika Dreiklangs (Gm). Die Betonung der Viertelnoten ist ein Faktor, der den Vocals große rhythmische Stabilität verleiht. Weiter werden Pausen nach den Zählzeiten 2 und 4 gelassen, die der Snare Drum Raum geben und sie im weiteren Sinne mitphrasieren. Die rhythmische Stabilität und Ähnlichkeit zu den Betonungen der Drums ist gut im Mehrspurplayer nachzuvollziehen, in dem man die Vocals solo (sozusagen acapella) anhören kann.

Im Chorus, auch Hook genannt, kommt eine weitere Stimme hinzu, um dem inhaltlichen „Claim“ etwas mehr Nachdruck und klangliche Fülle zu geben – als ob der Protagonist Verstärkung dabei hätte.

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Weitere Musikbeispiele

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The Sugarhill Gang – Rapper's Delight (1979) | Quelle: Youtube

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2 Live Crew – 2 Live Is What We Are | Quelle: Youtube