Inhalt
Leo Portnoff, Concertino in a-Moll, op. 14
CC BY-SA Esther Schöpf, Norbert Groh & Thomas Beckenbauer, 2005
Auswahl & Anspruch des Werks
Mit dem Concertino von Portnoff erklimmst Du die ersten Schritte von romantischer Virtuosität auf Deiner Geige. Für die Ausbildung eines schönen Tons, aber auch für die Schulung deiner Technik ist dieses Stück sehr geeignet. Voraussetzungen sind:
- Deine Bogenhand ist mit den Grundstricharten vertraut.
- Mit der 1. bis 3. Lage solltest Du sicher umgehen können.
- Deine linke Hand sollte schon eine gewisse Geläufigkeit haben, da im Stück einige virtuosere Sechzehntelläufe vorkommen.
- Auch solltest Du keine Sorge vor Doppelgriffen haben, sie treten in diesem Concertino häufig auf – oft aber mit leeren Saiten, was sie leichter macht.
- Für eine schöne, klangvolle Gestaltung der wunderbaren Melodien sollte Dein Vibrato angelegt sein.
- Und zu guter Letzt: Es braucht auch etwas Kondition, denn das Concertino ist in einem Stück (mit zwei großen Abschnitten) komponiert.
Quelle: Wikimedia
Der Komponist
Mit Leo Portnoff, der 1875 in Kiew (Hauptstadt der Ukraine) geboren wurde, begegnen wir einem leidenschaftlichen Violinpädagogen. Er absolvierte sein Studium in Berlin unter anderem bei dem weltberühmten Geiger und Lehrer Joseph Joachim. Joseph Joachim selbst war ein enger Freund der großen Komponisten Johannes Brahms und Robert Schumann, sodass er für Leo Portnoff zum Übermittler der romantischen Musik und den damit verbundenen Herausforderungen an die Violintechnik wurde.
Leo Portnoff komponierte ein umfangreiches, violinpädagogisch sehr wertvolles Werk. So schrieb er eine Violinschule, Tonleiter- und Rhythmusstudien und nicht weniger als 28 Concertinos für die Violine. Zudem existieren von ihm vorbereitende Studien zu den Etüden von Kreutzer, Rode und Fiorillo, die bis zum heutigen Tag zur Ausbildung aller Geigespielenden gehören.
Als Leo Portnoff 48 Jahre alt war, siedelte er in die USA über. Er starb 1940 in Miami, Florida.
Die Verzierung in Takt 14 ist ein Doppelschlag. Übe den Takt zunächst ohne ihn, damit die Melodieführung nicht gestört wird.
In Takt 29 beginnt ein neuer Abschnitt. Hier hat Portnoff die Melodie des 1. Themas durch die tänzerische Umspielung mit den Sechzehnteln einfach nur raffiniert versteckt. Findest du sie?
Spiele die "Umspielungs-Sechzehntel" tänzerisch an der oberen Hälfte des Bogens. Die erste Sechzehntel der Zweierbindung ist schwer, die zweite dagegen leicht zu spielen.
Für die sforzato-Sechzehntel musst du den Bogen schnell über die Saite ziehen, einmal damit dir eine ordentliche Betonung gelingt, und zum andern damit du noch Bogen für die folgenden legato-Sechzehntel hast.
Hier siehst du nun die zweite Hauptmelodie des Stückes. Sie beginnt in Takt 44 mit ihrem Hauptmotiv von vier Takten:
Portnoff gestaltet seine "Concertino-Geschichte" mit diesen beiden Melodien, die er aber ziemlich durcheinander wirbelt und mit denen er alles Mögliche anstellt: So umspielt er sie mit kleinen Notenwerten oder er setzt sie in andere Tonarten.
Hast du es schon gesehen?
In Takt 118 tauchen drei Kreuze auf und das Seitenthema erklingt nun in A-Dur.
Deine Aufgabe ist es, diesen melodischen Linien bzw. musikalischen Wegen immer zu folgen.
Stell dir eine Wanderung durch eine Berglandschaft vor:
Immer wieder steigst du hinauf, erklimmst einen Gipfel, wanderst müde und entspannt den Berg hinunter, bis zu zum nächsten Berg kommst. Manche Berge sind höher, manche sind nur kleine Hügel auf dem Weg zu einem hohen Gipel, und ab und zu gehst du auch durch eine Ebene hindurch.
Das Stück ist sehr lang, deswegen übe es in kleineren Abschnitten. Nimm dir jeweils einen musikalisch zusammenhängenden Abschnitt vor.
Ab Takt 144 bis zum Schluss hast du technisch besonders viel zu tun. Es lohnt sich, diesen Teil in vier Abschnitte zu gliedern:
Takt 144–151:
- Hier geht es vor allem um die Geläufigkeit der Finger der linken Hand.
Takt 152–155:
- Übe die Zweierbindung jeweils als Doppelgriff, um die Intonation gut hinzubekommen.
- Für die Saitenwechsel denke an ein lockeres rechtes Handgelenk.
- Am besten übst du den Strich zuerst mit leeren Saiten: d–a, e–a, d–a, e–a
Takt 156–163:
- Hier musst du auf deine Bogengeschwindigkeit achten: viel Bogen für die Doppelgriffe, aber sparen bei dem legato-Dreiklang.
Takt 164 bis Schluss:
- Nimm viel Energie und Bogen für die Doppekgriffe mit mehr Bogengewicht auf der oberen Note (=Hauptstimme).
Noten zum Download
Geigenstimme als PDF, Edition: Leipzig: Bosworth & Co., 1923, Public Domain, Quelle: IMSLP
Partitur mit Geigen- und Klavierstimme als PDF, Edition: Leipzig: Bosworth & Co., 1923, Public Domain, Quelle: IMSLP