Überleitung in Sonaten und Sinfonien (Datenbankprojekt)

Mit dem Begriff Überleitung wird eine bestimmte Formfunktion in Sonatensätzen bezeichnet. Die Überleitung hat die Funktion einer zweiten Taktgruppe im Rahmen der Sonatenhauptsatzform, sie kann modulierend (= gelb) oder nicht modulierend (= grün) sein und sie kann ohne oder mit einem Halbschluss enden. Im folgenden findet sich ein Modell, mit dem sich die Harmonik von Überleitungen aus Sonatenmusik des 18. Jahrhunderts verstehen und chiffrieren lassen.

Inhalt

Anmerkungen

Zur Chiffrierung

  • Die Länge der Tonleiter, an der sich eine charakteristische Überleitungsharmonik erkennen lässt, wird über Zahlen angegeben, z.B. 4–1 = vier Töne oder 5-1 = 5 Töne. Die Struktur der Tonleiter wird durch Solmisationssilben gekennzeichnet, z.B. 4-1 fa-ut = f-e-d-c oder 5-1 sol-ut = g-f-e-d-c usw.
  • Die Harmonisierung der Töne des Tonleiterausschnitts einer Überleitung zeigt ein Buchstabe an: G steht für eine Harmonisierung als Grundton, T für eine Harmonisierung als Terzton, Q als Quintton, S als Septimton und N als Nonenton. Große Buchstaben zeigen an, dass die Terz über dem Akkordgrundton groß ist, kleine Buchstaben kennzeichnen eine kleine Terz über dem Grundton. Im Falle der nachstehenden Abbildung stände 4G demnach für eine Harmonisierung des vierten Tons f als F-Dur (f als Grundton), 4t chiffriert hingegen einen d-Moll-Akkord (f als Terzton). 2Q der Tabelle kennzeichnet den zweiten Ton d des Tetrachords, als Quinte eines G-Dur-Dreiklangs oder -Septakkords usw.
  • Ein ganzverminderter Sepakkord (z.B. gis-h-d-f) wird als dominantischer Akkord interpretiert, sein Grundton wie in der Funktionstheorie über Terzsubstruktion ermittelt (Grundton des verminderten Septakkords gis-h-d-f wäre e). Halbverminderte Septakkorde oder verminderte Dreiklänge ohne dominantische Funktion im Sinne der Funktionstheorie − z.B. im Rahmen einer Quintfallsequenz − werden dagegen nicht auf substruierte Fundamente bezogen. Diese Chiffrierung ermöglicht eindeutige Datenbankabfragen, mit ihr verbinden sich keine Aussage zur Bedeutung bzw. Auffassung verminderter Septakkorde im 18. Jahrhundert.

Beispiele

Ein hypothetisches Chiffrierungsbeispiel – mit einer für das 18. Jahrhundert ungewöhnlichen Harmonisierung – veranschaulicht die Chiffrierung des Denkmodells f-e-d-c:

4–1 fa–ut mit 4N-3q-2g-2Q-1G

  • 4N = f als None eines verminderten Septakkords, gedacht über dem Fundament e (gis-h-d-f)
  • 3q = e ist Quinte eines Akkords mit kleiner Terz (a-c-e)
  • 2g = d ist Grundton eines Akkords mit kleiner Terz (d-f-a)
  • 2Q = d ist Quintton eines Akkords mit großer Terz (g-h-d)
  • 1g = c ist Grundton eines Akkords mit kleiner Terz (c-es-g)

Die Außenstimmensätze, durch welche die Harmonik vermittelt wird, sind variabel und nicht an die Harmonik gekoppelt. Die folgende Abbildung veranschaulicht verschiedene Außenstimmensätze und Harmonisierungen des Denkmodells 4–1 fa–ut (schwarze Noten):

Datensatz

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