Harmonisierung und Permutation der 1564-Progression
Eine Harmoniefolge, die in der Pop-Musik ausgesprochen häufig vorkommt, ist die 1564-Progression. In diesem Tutorial werden für Popmusik typische Harmonisierungen dieser Progression gezeigt.
4 Chords - The Axis of Awesome, Quelle: Youtube
1564-Progression bedeutet, dass die leitereigenen Dreiklänge (Grundton, Terz, Quinte) der 1., 5., 6. und 4. Stufe einer Tonart aufeinander folgen, in G-Dur also G-Dur, D-Dur, e-Moll und C-Dur.
Harmonisierung der 1564
Harmonisierung mit Liegetönen
- In Pop-Harmonik klingt es oft gut, wenn Töne liegen bleiben. Häufig sind dies der 1. und der 5. Ton der Grundtonart (hier in G-Dur g und d), sie werden deshalb auch als Säule 15 bezeichnet. Die Säule 15 klingt auch in der 1564-Progression gut, in unserem Beispiel finden wir sie in den beiden Mittelstimmen.
- Die obige Aussetzung mit Dreiklängen enthält eine zur Bassstimme gut klingende kontrapunktische[^1] Linie h, a, h, c – hier in der Oberstimme. Diese soll bei der folgenden Harmonisierung, neben der Säule 15, erhalten bleiben.
- Die sich ergebende Aussetzung ist am Klavier leicht zu spielen, weil sich nur zwei Stimmen bewegen, die beiden anderen bleiben liegen.
[^1]: kein historischer Kontrapunkt, die entstehenden Quintparallelen sind in Pop-Musik durchaus üblich.
Add4 auf der 5. Stufe
Ein besonders pop-typischer Akkord ist der sog. add4, hier klingen Terz und Quarte gleichzeitig. Der add4-Akkord tritt in der Regel auf der 5. Stufe auf. Dieser Akkord klingt vor allem dann gut, wenn die Quarte (hier das g) in der Oberstimme liegt. (Die anderen beiden Umkehrungen müssen klanglich sehr sorgfältig ausbalanciert werden.)
Bassdurchgang 1-7-6-4:
Anstelle der 5. Stufe als Grundakkord (D-Dur) kann auch ein Terzbass (fis) gespielt werden, es entsteht eine in Schritten absteigende Basslinie (g, fis, e). Die Oberstimmen bleiben davon unberührt. Lediglich bei Verwendung des add4-Akkords empfiehlt es sich, den Basston (fis) in der Oberstimme nicht zu spielen:
Permutationen der 1564
- Die harmonische Folge 1564 kann nicht nur mit der 1. Stufe beginnen, sondern mit jedem der vier Akkorde, bei gleicher Reihenfolge der Harmonien. Es entstehen dadurch weitere gut klingende Harmoniefolgen, die häufig Grundlage von Pop-Songs sind: 64|15 – 4|156 – 564|1
- Diese sogenannten Permutationen (lat. permutare = vertauschen) lassen sich gut mittels eines Kreis-Diagramms darstellen (s. Grafik unten), der grüne Kreis markiert den Beginn. Der harmonische Spannungsverlauf des Turnarounds wird dadurch jedes Mal ein komplett anderer.
- Auch diese Akkordfolgen können nach dem obigen Prinzip harmonisiert werden.
Robbie Williams – Angels (Chorus), Quelle: YouTube
One Republic – Kids, Quelle: YouTube
Eagle-Eye Cherry – Save Tonight, Quelle: YouTube
Beyoncé – If I Were a Boy, Quelle: YouTube
Mit Terzbass auf der 1. Stufe:
Taylor Swift — Snow On The Beach, Quelle: YouTube
Taylor Swift – Anti-Hero, Quelle: YouTube
Helene Fischer – Atemlos, Quelle: YouTube
Kreativ mit den unterschiedlichen Spannungsverläufen harmonischer Permutationen geht auch Ed Sheeran um, z.B. in seinem Song Photograph. Eine Analyse dazu findet man im Artikel Pop-Harmonik verstehen.
Übungen zur Harmonisierung
Setze die folgenden Basslinien aus. Probiere dabei mit Hilfe der Tutorialinhalte die verschiedenen Möglichkeiten aus:
- Harmonisierung mit Säule 15 und kontrapunktischer Melodie
- Umkehrungen
- add4 auf der 5. Stufe (klingt v.a. mit Quarte oben gut)
- Bassdurchgang 1-7-6-4
- auf der 4. Stufe mit großer Septe (inkl. Vorhaltsauflösung)
Pop-Ballade 76 bpm
Medium-Pop 88 bpm
Medium-Pop 102 bpm