Tonleiterspiele mit Beethoven

Denkt man an BEETHOVENS Fünfte, werden viele vielleicht an Notenlesen, Sonatenform und ›Klopfmotiv‹ erinnert. Aber kann man die fünfte Sinfonie nicht auch singen? – Ja, man kann, wenn man ein geeignetes Modell finden würde, das technisch einfach ist und sich musiktheoretisch angemessen zur Musik BEETHOVENS singen lässt. Abstrakte (einfache) Modelle zu strukturell komplexer Musik waren eine Spezialität des Musiktheoretikers HEINRICH SCHENKER. Im Folgenden wird sein Ansatz (nicht seine ganze Theorie) methodisch für eine Unterrichtseinheit zur Exposition des ersten Satzes von Beethovens Sinfonie Nr. 5 verwendet.

Ulrich Kaiser, »Die Fünfte mal anders«, in: Üben & Musizieren 113/2013, S. 14–22.

Im Folgenden wird dieses einfache Modell vorgestellt, das nur aus einfachen Tonleiterbewegungen (6 Töne in c-Moll und 6 Töne in Es-Dur). Dieses Tonleitermodell repräsentiert den Verlauf der gesamten Exposition des Kopfsatzes der 5. Sinfonie. Obwohl die Tonfolge kein einziges Vorzeichen enthält, kann man bereits beim Singen des Tonhöhenverlaufs das Gefühl einer Modulation von c- Moll nach Es-Dur empfinden. Aufgrund dieses Gefühls ist der erste Teil des Tonhöhenmodells in c-Moll, der zweite Teil in Es-Dur nummeriert worden.

Das Tonleiter-Modell

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Aufnahme: Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 5 in c-Moll Op. 67 (1. Satz, Exposition)
Orchester: Philharmonia Orchestra, Ltg.: Herbert von Karajan, Erstveröffentlichung/-aufnahme: 1955, Lizenz: CC0

Und wozu das Ganze?

Ist das Singen der Tonreihe in der Klasse geübt und ggf. zuvor durch Gehörbildungsaufgaben in Dur und Moll abgesichert worden, lässt sich diese Tonreihe zu einer Aufnahme der Sinfonie singen. Das Singen der Tonleiter zu einer Aufnahme der Musik Beethovens erfordert Konzentration und fördert aufmerksames Zuhören weit mehr als eine Aufforderung zum aufmerksamen Zuhören. Denn das Tonleitermodell ermöglicht ein zeitliches Vermessen der Musik Beethovens und damit eine Kommunikation über individuelle Hörwahrnehmungen an ganz konkreten Stellen des musikalischen Verlaufs.

Die folgende Abbildung zeigt ein mögliches Tafelbild und beim Ziehen des Sliders ein im Unterricht entstandenes Tafelbild: