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Jean Baptiste Accolay, Concertino Nr. 1 a-Moll
CC BY-SA Esther Schöpf, Norbert Groh & Thomas Beckenbauer, 2005
Auswahl des Werkes
Mit dem Concertino in a-Moll wird schon einiges von dir gefordert:
- Deine Bogenhand ist mit den Grundstricharten vertraut.
- Dein Tonumfang auf der Geige sollte die 1. bis 5. Lage umfassen.
- Du verfügst über eine gute Geläufigkeit der Finger deiner linken Hand.
- Auch Doppelgriffe sind für dich kein Fremdwort; sie sind in diesem Stück gar nicht so kompliziert, da sie häufig unter Ausnutzung leerer Saiten zustande kommen.
- Für die Gestaltung der schönen Melodien sollte dein Vibrato schon angelegt sein.
- Und zu guter Letzt: Etwas Kondition musst du auch mitbringen, da das Stück in einem Satz komponiert ist.
Mathieu Crickboom | Quelle: Wikimedia
Der Komponist
Jean-Baptiste Accolay war ein belgischer Geiger und Pädagoge und lebte von 1833 bis 1900. Das Concertino hat er 1868 komponiert. Es ist das berühmteste Werk des Komponisten und als Unterrichtswerk und anspruchsvolles Schülerkonzert weit verbreitet.
Seine Konzerte wurden später von dem flämischen Violinvirtuosen Mathieu Crickboom herausgegeben. Dieser hat technische Anweisungen (z.B. Tipps zur Bogeneinteilung, "Quintgriffe", ...) in die Noten eingetragen, die eine gute Hilfestellung sind.
Achte darauf, dass die Oberstimme stärker als die Unterstimme klingt, denn sie hat die Melodie. Dazu musst du mehr Armgewicht auf die obere Saite legen. Vielleicht spielst du die Oberstimme einmal alleine, dann weißt du auch genau, wie sie zu gestalten ist.
Takte 49–54
Diesen Abschnitt spiele dynamisch sehr lebendig – und in den spiccato-Achteltriolen ist auch eine kleine Melodie versteckt, die du unbedingt deutlich machen solltest.
Oft kannst du einen Finger direkt auf zwei Saiten setzen, so z.B. in der jeweils ersten Triole der Takte 49 und 51. (In der vollständigen Partitur, die du dir unten herunterladen kannst, ist das durch eine dreieckige Klammer verdeutlicht.)
Takte 57 und 58
In diesen beiden Takten findet die Überleitung zum 2. Thema des Concertinos statt, das dann in Takt 59 mit einer wunderschönen, lyrischen Melodie beginnt.
Takt 82 und folgende
Diesen Abschnitt spiele mit entspanntem Oberarm an der oberen Hälfte bzw. sogar an der Spitze ("punta") des Bogens. Um die Akzente und Triller "herauszumeißeln" (wie ein Bildhauer) klopfe die Finger der linken Hand energisch auf das Griffbrett.
Takt 133 und folgende
Arbeite die Spitzentöne heraus, denn sie haben jeweils einen Akzent und stellen das melodische Gerüst dar. Dies erreichst du durch plötzliches Öffnen (Abstrich) und Schließen (Aufstrich) deines rechten Unterarmes bei den jeweiligen Tönen – du erhöhst damit "subito" die Bogengeschwindigkeit und bewirkst eine Betonung.
Takt 176 und folgende
Denke an Wellen des Meeres und versuche, den Strömungen der Sechzehntel zu folgen. Lass dir Zeit für den höchsten Ton (flageolett e) in Takt 195 und genieße ihn! Ab Takt 196 beginnt der Endspurt – lass das Stück voller Lust, Temperament und Freude enden.
Versuche die Akkorde in einem "Guss" zu spielen. Lege dazu viel Bogengewicht auf die mittlere Saite und ziehe den Bogen schnell und mit viel Energie.
Noten zum Download
Geigenstimme als PDF, Edition: Brüssel: Schott [1920], Public Domain, Quelle: IMSLP