Leopoldo Metlicovitz, Plakat zur Aufführung von Tosca in Mailand 1900, Lithographie
Quelle: MKG Hamburg | Public Domain
Tosca ist eine Oper in drei Akten des italienischen Komponisten Giacomo Puccini (1858−1924). Die Oper erzählt die tragische Geschichte eines Liebespaars, das im Juni 1800 zwischen die Fronten der Römischen Republik und dem Königreich Neapel gerät. Tosca zählt zu den weltweit am häufigsten gespielten Opern überhaupt, in den Jahren 2016/2017 gab es beispielsweise fast 1000 Tosca-Aufführungen in über 160 Städten (laut operabase.com, Stand 4. Mai 2018).
Inhalt
Vorbemerkungen
Giacomo Puccini (Fotograf unbekannt) | Public Domain
Eine Verismo-Oper − unrealistisch realistisch
Tosca wird zu den Verismo-Opern gezählt, also zu jenen Opern, deren Handlungen ›realistisch‹ sein und dem ›wahren Leben‹ näher stehen sollen als die Themen der Oper seria sowie der Opernstoffe Richard Wagners. Zugegeben: Ein Morden aus Eifersucht oder ein Freitod aus Verzweiflung ist realistischer als ein Gang in die Unterwelt oder ein Ritt auf einem Schwan. Doch Leidenschaft, Gewalt und Verrat mit einem gewaltsamen Höhepunkt am Ende können als Stereotyp auch nicht wirklich beanspruchen, eine realistische Darstellung menschlichen Lebens zu sein. Als stilbildend werden für den musikalischen Verismo in der Regel die Opern Cavalleria rusticana (Uraufführung 1890) von Pietro Mascagni sowie Pagliacci von Ruggiero Leoncavallo (Uraufführung 1892) genannt.
Titelseite des Libretto zu Tosca, 1899
Quelle: Wikimedia
La Tosca wurde zuerst als Drama (in fünf Akten) für die Theaterbühne verfasst. Das von Victorien Sardou geschriebene Stück wurde am 24. November 1887 uraufgeführt und entwickelte sich zu einem internationalen Erfolg. Puccini bat 1889 seinen Verleger Giulio Ricordi, die Rechte an diesem Stück zu erwerben, um das Sujet als Oper vertonen zu können. Nachdem Puccini La Bohème fertiggestellt hatte, fragte er 1895 erneut bei Ricordi nach, der die Rechte zwar eingeholt, jedoch für dieses Thema bereits den Komponisten Alberto Franchetti angefragt und den Luigi Illica mit dem Libretto beauftragt hatte. Nach einem Verzicht Franchettis wurde noch der Librettist Giuseppe Giacosa hinzugezogen, der Puccini aus der Zusammenarbeit an La Boheme bekannt war (und selbst der Urheber Sardou soll noch am Libretto mitgewirkt haben). Die Fertigstellung des Librettos erwies sich in der genannten Konstellation als schwierig, doch nach einer weiteren Verzögerungen begann Puccini im Sommer 1898 mit der Tosca-Komposition, die er laut Tagebucheintragung im September 1899 beendete. Die Oper wurde am 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi in Rom (heute: Teatro dell’Opera di Roma) uraufgeführt.
Handlung & Musik
Handlung und Musik
Die Geschichte spielt im Juni 1800 in der sogenannten Franzosenzeit, als Truppen Napoleons weite Teile Europas besetzten. In Rom, wo die Handlung platziert ist, ist die Regierung der Römischen Republik gestürzt und durch eine Übergangsregierung ersetzt worden. Die Szenen spielen in historischen Gebäuden der Stadt Rom.
Wie in so vielen Opern gibt es auch in dieser Oper ein liebendes Paar: die Sängerin Floria Tosca (Sopran) und den Maler Mario Cavaradossi (Tenor). Während sich in einer romantischen Oper wie dem Freischütz alle Probleme des Liebespaars (Agatha & Max) kurz vor Ende durch einen deus ex maschina (in Gestalt des Eremiten) in eine Hochzeit auflösen lassen, nimmt sich der Schluss einer Verismo-Oper anders aus: Mario Caravadossi wird erschossen, Floria Tosca nimmt sich daraufhin das Leben.
1. Akt
Enrico Caruso als Caravadossi, 1902 oder 1908 | Foto: Aimé Dupont
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Erster Akt
Der erste Akt spielt in der Kirche Sant’Andrea della Valle, in der Maler Cavaradossi für den römischen Klerus arbeitet. Gleich am Anfang der Oper stellt sich Cavaradossi mit der berühmten Arie »Recondita armonia« vor, in der er − über sein Gemälde der Maria Magdalena nach einer unbekannten Schönen nachdenkend − die Kunst und vermittelst künstlerischer Schönheit auch die Schönheit seiner geliebten Tosca besingt.
G. Puccini, Recondita armonia, auf: Puccini − Tosca. Callas, di Stefano, Gobbi. Orchestra e Coro del Teatro Scala di Milano, de Sabata, EMI His Masters Voice 29-0039-1 / 29-0040-1, (P) 1953
Public Domain | Quelle: cc0.oer-musik.de
In dieser Kirche sucht ihn sein Freund Cesare Angelotti auf, ein ehemaliger Konsul der Republik und geflüchteter politischer Häftling des korrupten Polizeichefs Baron Scarpia. Cavaradossi, ein Sympatisant der ›Republicca Romana‹, hilft seinem Freund natürlich. Doch ausgerechnet während dieses Treffens, für das Cavaradossi die Kirchentür verschließt, sucht ihn seine Geliebte Tosca auf. Toscas Eifersucht (wegen der gemalten unbekannten Schönheit und der verschlossenen Tür) beruhigt sich in einem Liebesduett, das mit den Worten »Mario, Mario, Mario« beginnt und in der Operngeschichte seinesgleichen sucht.
G. Puccini, Mario, Mario, Mario..., auf: Puccini − Tosca. Callas, di Stefano, Gobbi. Orchestra e Coro del Teatro Scala di Milano, de Sabata, EMI His Masters Voice 29-0039-1 / 29-0040-1, (P) 1953
Public Domain | Quelle: cc0.oer-musik.de
Ein Kanonenschuss verkündet die Entdeckung der Flucht Angelottis, und ein Mesner berichtet vom Sieg österreichischer Truppen bei Marengo über das Heer Napoleons. Am Ende des ersten Aktes betritt der korrupte Polizeichef Scarpia (Bariton) die Kirche und argwöhnt, dass Cavaradossi ein Unterstützer des Flüchtlings sein könnte. Hier trifft er auf Tosca, die noch einmal zurückkommt um Cavaradossi zu erzählen , dass sie am Abend für eine Aufführung der Siegesfeierlichkeiten engagiert worden sei. Nach diesem Zusammentreffen beauftragt Scarpia den Polizeiagenten Spoletta, die Sängerin und Geliebte Cavaradossis zu beschatten.
2. Akt
Zweiter Akt
Der zweite Akt spielt im Palazzo Farnese. Scarpia hat Tosca vorgeladen und Cavaradossi wurde gefangen genommen. Selbst unter Folter gibt Cavaradossi das Versteck seines Freundes Angelotti nicht preis. Tosca aber erträgt die Schreie des Geliebten nicht und verrät Scarpia das Versteck Angelottis. Sie bittet den Polizeichef auch, Cavaradossi zu verschonen, und fragt nach dem Preis für das Leben des Geliebten (»Quanto?...Il prezzo.«).
G. Puccini, Quanto_...Il prezzo, auf: Puccini − Tosca. Callas, di Stefano, Gobbi. Orchestra e Coro del Teatro Scala di Milano, de Sabata, EMI His Masters Voice 29-0039-1 / 29-0040-1, (P) 1953
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Scarpia fordert von der schönen Tosca kein Geld, sondern – man erwartet es beinahe von dem korrupten Polizisten – sexuelle Gegenleistungen, woraufhin diese in einer Arie (»Vissi d’arte«) ihr Schicksal besingt.
G. Puccini, Visi d'arte, auf: Puccini − Tosca. Callas, di Stefano, Gobbi. Orchestra e Coro del Teatro Scala di Milano, de Sabata, EMI His Masters Voice 29-0039-1 / 29-0040-1, (P) 1953
Public Domain | Quelle: cc0.oer-musik.de
Nachdem Tosca in die Forderung einwilligt hat, gibt Scarpia seinem Agenten Spoletta die Anweisung, Cavaradossi nur zum Schein hinzurichten. Außerdem erfüllt er zwei weitere Bedingungen der Sängerin: Erstens darf sie die Begnadigung ihrem Geliebten selbst mitteilen und zweitens erhält sie einen Geleitbrief zur Flucht mit Cavaradossi aus dem Kirchenstaat. Nachdem Scarpia diesen Brief geschrieben hat und seine Belohnung einfordert, ersticht Tosca den korrupten Polizeichef mit einem Messer. Berühmt ist die Szene am Ende des zweiten Aktes, in der Tosca zwei Kerzen neben dem toten Scarpia aufstellt und ihm ein Kreuz auf die Brust legt.
3. Akt
Dritter Akt
Der dritte Akt spielt auf der Engelsburg, wo auf einer äußeren Plattform die Erschießung Cavaradossis vorbereitet wird. Beim Verfassen eines Abschiedsbriefes an Tosca erinnert sich dieser an die erste Liebesnacht mit der Geliebten. Die dazugehörige Arie (»E lucevan le stelle«) zählt zu den berühmtesten Tenorarien überhaupt.
G. Puccini, E luce van le stelle, auf: Puccini − Tosca. Callas, di Stefano, Gobbi. Orchestra e Coro del Teatro Scala di Milano, de Sabata, EMI His Masters Voice 29-0039-1 / 29-0040-1, (P) 1953
Public Domain | Quelle: cc0.oer-musik.de
Tosca kommt zu Cavaradossi und erklärt ihm, dass man das Urteil nur zum Schein vollstrecken werde und dass er sein Sterben vortäuschen solle. Doch muss Tosca erkennen, dass Scarpia sie betrogen hat, denn entgegen der Abmachung wird Cavaradossi tatsächlich erschossen und ist tot. Als die Gendarmen sich nähern, um Tosca wegen des Mordes am Polizeichef zu verhaftet, springt sie von einer Mauer der Engelsburg in den Tod.
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