Analyse von Film und Filmmusik
Wirkung und Funktionale Äquivalenz
Was sich hinter dem Fachbegriff Funktionale Äquivalenz verbirgt, lässt sich recht einfach an einem Beispiel verstehen. Schwieriger hingegen ist es, an die Möglichkeit funktionaler Äquivalenz im Alltag zu denken und diese auch im wissenschaftlichen Bereich angemessen zu berücksichtigen.
Jeder Zustand hat eine Ursache, wobei Ursachen natürlich sehr komplex sein können. Der Satz »Es ist heiß, weil die Sonne scheint« benennt einen Zustand (es ist heiß) und eine Ursache (die Sonne, ein sehr komplexes Phänomen). »Dort ist die Terrasse nass« wäre ein weiterer Satz, der einen Zustand benennt, doch in diesem Satz fehlt die kausale Bestimmung, warum es nass ist (»weil«). Das kann Spekulationen über alle denkbaren Ursachen anregen, wie z.B. »weil es geregnet hat«, »weil dort geputzt worden ist« oder »weil dort ein Hund gepinkelt hat«.
funktional äquivalente Ursachen für eine nasse Terrasse
Die möglichen Ursachen für die Feuchtigkeit (regnen, wischen, pinkeln) sind funktional äquivalent, dass heißt, jede dieser Ursachen könnte bewirkt haben, das eine Stelle der Terrasse feucht ist. Wollte man es genauer wissen, müsste man den Wetterverlauf recherchieren (ob es vor kurzem geregnet hat) oder die Feuchtigkeit analysieren usw. Für jeden Zustand lassen sich in der Regel verschiedene, funktional äquivalente Ursachen benennen, doch gibt es nicht beliebig viele. Zum Beispiel wäre es falsch zu behaupten, eine Terrasse sei nass, »weil die Sonne scheint«.
Was hat funktionale Äquivalenz nun mit der Analyse eines Films oder einer Filmmusik zu tun? Sehr viel, denn als Zustände lassen sich ja auch ›Nervosität‹, ›Furcht‹ oder ›Freude‹ verstehen. Ist Musik daran beteiligt, dass wir diese Zustände empfinden, heißt das, dass unterschiedliche Musik diese Gefühle bewirken kann. Oder anders ausgedrückt: Um beispielsweise ›Furcht‹ zu komponieren, gibt es nicht nur eine bestimmte Musik, sondern ›Furcht‹ lässt sich auf unterschiedliche Weise komponieren, wenn man sie in Verbindung mit den Bildern wahrnimmt (und diese Musiken können sogar sehr verschieden sein, genauso verschieden, wie es die Gründe für die Feuchtigkeit im Beispiel oben gewesen sein könnten).
- Take 1: Überlege dir für ›Kampf‹ funktional äquivalente Ursachen bzw. Gründe, warum man kämpfen könnte.
- Take 2: Suche in Filmen, die du kennst, Musik, mit der ein Kampf vertont wird. Vergleiche die Musiken.
- Take 3: Überlege dir für ›Liebe‹ funktional äquivalente Ursachen bzw. Gründe, warum man Liebe empfinden könnte.
- Take 4: Suche in Filmen, die du kennst, Musik, mit der Liebe ausgedrückt wird. Benenne Eigenschaften dieser Musik.