Interlude
Im Lexikon der populären Musik findet sich zum Stichwort Interlude der folgende Eintrag:
Interlude [engl., 'intelud]: Zwischenspiel; ein häufig mit Intro oder auch Coda korrespondierender Teil des Arrangements.
Peter Wicke, Kai E Ziegenrücker und Wieland Ziegenrücker, Lexikon der populären Musik, Mainz 2001, S. 246.
Nicht selten werden Verse-Chorus-Paare durch Abschnitte getrennt, denen die Funktion einer Verbindung zukommt, die sich musikalisch auf Intro oder Outro beziehen und die sich im Sinne der lexikalischen Definition angemessen als Interlude bezeichnen lassen. An dem Song American Idiot von Green Day lässt sich dieser Sachverhalt gut demonstrieren:
Don't wanna be an American idiot ...
Welcome to a new kind of tension ...
Maybe I am the faggot America ...
Welcome to a new kind of tension ...
(instr.)
Don't want to be an American idiot ...
Welcome to a new kind of tension ...
Green Day, American Idiot, 2004
Musik und Text: Billie Joe, Green Day, Quelle: YouTube
Interludes verbinden in diesem Song das erste und zweite Verse-Chorus-Paar sowie den zweiten und dritten Chorus.
Häufig findet sich in Pop-/Rocksongs nach einer Bridge ein partial verse oder auch partial chorus. Obwohl American Idiot keinen Kontrastteil bzw. keine Bridge aufweist, erklingt im letzten Drittel des Songs ein partial Verse. Musikalisch reizvoll ist, dass in diesem Fall der partial Verse nicht einfach nur um die Hälfte verkürzt erklingt, sondern dass er durch Weglassen instrumentaler Einwürfe wie ein ›Zeitraffer‹ vorangegangener Verse-Gestaltungen wirkt.
Insbesondere, wenn auf die musikalische Entsprechung von Interlude und Intro/Outro verzichtet wird, steht mit Interlude ein sehr flexibler Begriff zur Verfügung, Abschnitte zwischen Hauptbestandteilen eines Songs zu bezeichnen.
Eine Besonderheit lässt sich in der Verbindung von Verse-Abschnitten durch Interludes in Hymn von Barclay James Harvest beobachten. Hier werden die Verse-Teile durch zweitaktige Interludes verbunden, wobei die sich über den ganzen Titel ersteckende Steigerung nicht ungewöhnlich ist für Songs, die keine kontrastierenden Abschnitte (Chorus und/oder Bridge) aufweisen. Während Interludes üblicherweise also in der Spannung nachlassen, um den nächsten Hauptabschnitt vorzubereiten, wirken die Interludes in Hymn spannungssteigernd und bereiten den jeweils folgenden Verse klanglich vor:
Valley's deep and the mountain's so high ...
Jesus came down from Heaven to earth ...
He told great stories of the Lord ...
For this they/we killed him, nailed him ...
Valley's deep and the mountain's so high ...
Valley's deep and the mountain's so high ...
Barclay James Harvest, Hymn, 1977
Musik und Text: John Lees, Quelle: YouTube
Eine Definition könnte daher wie folgt aussehen:
Das ›Interlude‹ ist ein Abschnitt zwischen den Hauptbestandteilen eines Songs (Verse, Chorus, Bridge etc.), der musikalische Bezüge zum Intro oder auch Outro aufweisen kann und sich nicht als Erweiterung interpretieren lässt. Ein Interlude hat gegenüber dem Prechorus und der Transitional Bridge tendenziell einen entspannten Charakter [...].
Ulrich Kaiser, »Babylonian confusion. Zur Terminologie der Formanalyse von Pop- und Rockmusik«, Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie 8/1 (2011), S . 71.
Insbesondere dann, wenn ein motivischer Bezug zwischen Interlude und Intro als nicht zwingend erachtet wird, steht mit Interlude ein sehr flexibler Begriff zur Bezeichnung von Abschnitten zwischen Hauptbestandteilen eines Songs zur Verfügung. Interludes finden sich z.B. häufig zwischen Verse-Gestaltungen oder zwischen Verse-Chorus-Paaren . Gegenüber den Hauptbestandteilen eines Songs (Verse, Chorus und Bridge) wirken Interludes syntaktisch weniger fest und bewirken meist ein Nachlassen der Spannung. Eine vergleichbare Bedeutung wie Interludes in einem Song haben im Bereich der klavierbegleiteten Kunstlieder die Zwischenspiele, die sich in der Regel auch in Gewicht und Funktion von den Strophenvertonungen deutlich unterscheiden.