Amazing Grace
1. Basics
Als erstes wird auf zwei grundlegende Strukturen hingewiesen:
1.1 Nur Basstöne
In der linken Hand kann man lediglich die Basstöne spielen. Diese Variante hat gegenüber klangvolleren Sätzen einige Vorteile:
- Sie ermöglicht dem Klavierspieler, sich vollumfänglich der sanglichen Phrasierung und Artikulation der Melodie zu widmen (s. auch legato-Spiel in Grundlagen für's Klavierspielen, Kapitel 1.3.2).
- Gerade bei der Arbeit mit noch singunerfahrenen Gruppen ist sie häufig zu empfehlen, da die Sänger:innen hier ihre Melodie klar hörend erkennen können. (Um in solchen Kontexten die Melodie noch mehr zu verdeutlichen, kann sie auch nach oben oktaviert werden.)
Nur Basstöne
1.2 Die Melodie aussetzen
- Für einen volleren, homogeneren Klang empfiehlt es sich, die Melodie mit einer weiteren Stimme auszusetzen. Dabei sollte gelten, dass der Terzton der jeweiligen Harmonie in einer der Stimmen erklingt.
- Dieses Aussetzen der Melodie kann jedoch im Folgenden immer wieder weggelassen werden, z.B. dann, wenn man spieltechnisch überfordert ist oder, wenn man die Melodie sehr deutlich und präsent darstellen möchte.
- Bei rhythmisch schnellen Melodien wird man auf das zweistimmige Aussetzen eher verzichten.
Mit ausgesetzter Melodie
Nachschläge
Bei allen im Folgenden gezeigten Varianten ist der (mit dem kleinen Finger gespielte) Basston ("großes F") nicht wie oben als liegender, langer Ton notiert. Die Länge dieses Tons kann je nach gewünschter Klangfülle variiert werden.
Varianten
- Die beiden gezeigten Varianten können auch für rhythmisch pulsierende Songs verwendet werden. Sie sind dann mit äußerst wenig Pedal zu spielen.
Varianten Nachschläge
Nachschläge mit Auslassung
Varianten Nachschläge mit Auslassung
2.3 Struktur 1-5-8
- Diese Struktur liegt sehr gut in der Hand und ermöglicht das Spielen fließender Bewegungsformen.
- Zu beachten ist, dass der Basston ("1") präsenter gespielt werden sollte als die beiden folgenden Töne ("5-8").
1-5-8
1-5-8
1-5-8 in Achteln
Varianten 1-5-8
Varianten 1-5-8
Struktur 1-5-8-9-10
Varianten 1-5-8-9-10
3. Sonderfälle
3.1 Wechselbass
Wechselbass und Nachschlag treten oft zusammen auf, meist verteilt auf zwei Hände und mehrere Oktavbereiche (z.B. Bass/linke Hand in der großen Oktave, Akkorde/rechte Hand um das c1). Spielt man diese beiden Elemente nur mit der linken Hand, gilt es, ein paar Probleme zu lösen:
- Die Schwierigkeit, beide Elemente in einer Hand zu spielen, umgeht man, indem man nur den Wechselbass spielt, die Nachschläge weglässt. Gerade bei einer rhythmisch belebten Melodie (wie hier im Beispiel der Melodie von Horch was kommt von draußen rein) klingt das in der Regel gut.
- Das Problem, dass die nachschlagenden Akkorde in der kleinen Oktave zu mulmig klingen, löst man, indem man die Nachschläge mit nur einem Ton, nämlich dem Quint- oder Oktavton spielt. Denn wichtig ist vor allem die rhythmische Information des Nachschlags, weniger die (vollständige) harmonische.
- Wenn man die harmonische Information der Nachschläge reichhaltiger gestalten möchte, kann man das auf die folgende Art tun:
3.2 Downbeat & Backbeat
Bei Pop-, Rock- und auch Gospelsongs spielt das (konstante) Metrum eine große Rolle. Als maßgebende metrische Struktur liegt häufig der regelmäßige Wechsel von Downbeat & Backbeat zu Grunde. Diese Struktur ist als Bezugsniveau für die Melodie wichtig, sodass sie in der linken Hand abgebildet werden sollte. Am Beispiel von Bon Jovis It's my life werden Möglichkeiten dazu gezeigt:
- Um ausschließlich das Metrum adäquat abzubilden, können in der linken Hand nur Viertel auf dem Basston gespielt werden, bei denen der Backbeat jeweils eine leichte Betonung erhält.
- Die didaktische Qualität dieser Variante sollte wiederum nicht unterschätzt werden (vgl. 1.1).
- Möchte man die jeweiligen Qualitäten von Downbeat und Backbeat deutlicher abbilden, kann man das obige Beispiel in Oktaven spielen:
- Ein Begleitpattern, das sich an einem typischen Rock-Schlagzeugrhythmus orientiert, könnte so aussehen:
- Die beiden folgenden Patterns sind sehr effektvoll. Auf Grund ihrer Downbeat-Backbeat-Struktur sowie der durchgehenden Achtel bilden sie den kompletten Schlagzeug-Groove ab.
- Wegen der durchgehenden Achtel kann das längere Spielen dieser Patterns zur Verspannung im Handgelenk führen. Daher sollten diese Patterns zu Beginn einerseits langsamer gespielt werden, andererseits sollte darauf geachtet, dass in die Spielbewegung Entspannungsphasen des Handgelenks integriert werden (z.B. jeweils nach dem Backbeat).
- In Blues, Boogie und Gospel ist das folgende Linke-Hand-Pattern stiltypisch.
- Im vorliegenden Gospel-Beispiel Amen wurden die Pausen der Melodie genutzt, um in der rechten Hand Fill-Ins (in Stichnoten) über dem Linke-Hand-Pattern zu spielen.