Urheberrecht - Materialien zu den Unterrichtseinheiten

Hier finden Sie Materialien zu Lerneinheiten, in denen das Urheberrecht im Unterricht thematisiert werden kann. Ein PDF-Datei mit informationen zur Geschichte des Urheberrechts können Sie hier herunterladen.

Beispiel: Urheberrecht - Fischer ./. Frankfurter

In dieser Unterrichtseinheit kann über eine Ähnlichkeit diskutiert werden, die noch nicht Gegenstand eines Gerichtsverfahrens gewesen ist.
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Im ersten Klangeindruck klingen der Chorus von Hab den Himmel berührt (Jean Frankfurter, interpretiert von Helene Fischer) und die Einleitung von A Whiter Shade Of Pale (Matthew Fischer, interpretiert von Procul Harum) sehr verschieden. Für den unterschiedlichen Gesamteindruck gibt es sowohl kompositorische (z.B. Orgel v. Gesang, Basslinie etc.) und aufnahmetechnische Gründe (Aufnahme der 1960er Jahre vs. aktuelle Produktion).

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Jean Frankfurter (Musik) und Kristina Bach (Text), Chorus von Hab den Himmel berührt, Interpretin: Helene Fischer, Quelle: YouTube.

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Gary Brooker, Matthew Fisher (Musik) und Keith Reid (Text), Intro von Whiter Shade Of Pale, Interpreten: Procul Harum, Quelle: YouTube.

Transskription der Stimmen Melodie und Bass der Songs A Whiter Shade Of Pale (1967), Musik: Gary Brooker und Matthew Fisher und
Hab' den Himmel berührt (2008), Musik: Jean Frankfurter. Deeplink von musikanalyse.net.

Über die Notenanalyse lassen sich Gemeinsamkeiten zwischen den Melodien bestimmen. Sie bestehen in:

  • den lang ausgehaltenen Melodietönen als Terz eines Dur-Akkords in den Takten 1 und 9,
  • in den identischen Melodiewendung in T. 3−4 und T. 11−12,
  • in den identischen Tönhöhen des Gerüstsatzes der Melodie bzw. auf den ersten Taktzählzeit der Takte 1, 2, 3, 4, 5, 6 sowie 9, 10, 11, 12, 13 und 14.

Darüber hinaus ist das Harmonieschema vollkommen identisch. Die Harmonik lässt sich verstehen als eine Akkordfolge über zwei Tonleiterbewegungen (regola dell'ottava) im Bass: c-h-a-g-f-e-d und g-f-e-d-c. Diese beiden Tonleiterbewegungen sind durch einen Quintfall (d-g) verbunden. Während die regola dell'ottava als ein klassisches Harmonisierungsmodell angesehen werden muss, sind die Harmonisierungen Quartsextakkord e-Moll (T. 1,3), Quartsextakkord C-Dur (T. 3,1) sowie e-Moll (T. 6,1), die Dehnung des d-Moll im 4. Takt und dadurch das Verschieben der Dominante auf die schwere Zeit des 5. Taktes pop-typisch und für barocke Musik ungewöhnlich. Die Bassstimmen in den Kompositionen unterscheiden sich darin, dass

  • Fischer sich am Modell der Tonleiter im Bass orientiert, während
  • Frankfurter einen Bass wählt, der für das chromatisierte Parallelismus-Modell charakteristisch ist (vgl. hierzu den Bass im Verse von New York State of Mine von Billy Joel).

Aufgrund des Basses hat die Ausarbeitung von Matthew Fischer eine größere Nähe zur Barockmusik als die Gestaltung von Jean Franfurter.

Würde man statistisch argumentieren, käme man zu dem Ergebnis, dass von den 112 Achteln der Melodie (14 Takt x 8 Achtel = 132) genau 64 Achtel identisch wären und demnach die Melodien eine Übereinstimmung von ca. 48% hätten, d.h., aus dieser Perspektive wären die Hälfte der Melodietöne geklaut und die Melodie selbst als Plagiat einzustufen. Die Übereinstimmung für die Dauer von sieben Vierteln in den Takten 3-4 sowie 11-12 ist dabei offensichtlich.

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Eine andere Perspektive ergibt sich, wenn man ein Klangprinzip tonaler Musik bzw. den imperfizierten Ausenstimmensatz berücksichtigt. Dieser pärgt das Klangbild tonaler Musik und kann daher als Struktur nicht geschützt sein. Zieht man in diesem Fall alle Töne von der Übereinstimmung ab, die mit diesem Gerüst identisch sind, bleiben gerade noch vier Achtel übrig, die zwischen den Melodien und die nicht mit der Oberstimme des Gerüstsatzes oben identisch sind.